April 26, 2024

Mannschafts-WM: Russland-China unentschieden

In beiden Gruppen – offen und Elo unter 2600 bzw. Damen – waren Russland und China vor den Turnieren gemeinsam favorisiert. Woran das auch lag, siehe gleich. Nach fünf von neun Runden und vor dem Ruhetag haben die Russen und die Chinesinnen jeweils die Nase vorn oder etwas mehr als das – vielleicht stehen sie bereits als Turniersieger(innen) fest.

Bei den Damen hat Russland immerhin noch gute Medaillenchancen, und vielleicht leistet ja die Ukraine noch nachbarschaftliche Schützenhilfe – aber „wie geht es weiter?“ kommt ja immer am Ende eines Beitrags. Bei den Herren kann es durchaus sein, dass China diesmal am Ende gar keine Medaille bekommt, da sie nicht nur gegen Russland stolperten.

So steht es momentan: Offenes Turnier Russland 9/10, Indien und England 7, USA 6, Iran und China 5, Kasachstan und Schweden 4, Aserbaidschan 3, Ägypten 0. Neben China ist wohl vor allem Aserbaidschan unzufrieden, Ägypten erfüllt dagegen die Erwartungen. Damen China 10, Russland 8, Ukraine 7, Georgien und Indien 6, USA 5, Kasachstan 4, Armenien und Ungarn 2, Ägypten 0. Da passt alles mehr oder weniger zu den Elozahlen oder jedenfalls zum Ruf der Länder – Armenien und Ungarn haben im Damenbereich weniger zu bieten als bei den Herren, bei Georgien war es schon immer umgekehrt.

Wer darf eigentlich warum mitspielen? Einige hatten sich auf Anhieb qualifiziert – auch Ägypten da sie in Afrika keine Konkurrenz haben. Kasachstan stand relativ kurzfristig als Ausrichter zur Verfügung. Bei den Herren standen England und Schweden anfangs auf der Reserveliste oder nicht einmal das. Aber nachdem Polen, Vietnam, Armenien, Frankreich und die Ukraine die Einladungen ablehnten, durfte Schweden als Elfter der Olympiade 2018 mitspielen – so spielt Nils Grandelius am Spitzenbrett quasi ein Superturnier. Nach Wertung hinter Schweden landeten damals in Batumi übrigens die Tschechische Republik (die aber wohl auch die Einladung abgelehnt hätte, siehe gleich) und dann bereits Deutschland.

Nicht alle Teams treten in Bestbesetzung an – die USA bei Mannschafts-WMs praktisch nie, bei anderen liegt es wohl an der Terminüberschneidung mit dem neuen Superturnier in Prag, das Datum und Teilnehmerfeld nicht rechtzeitig bekannt gegeben hatte. Dort spielen die Inder Harikrishna und Vidit (Anand fehlt allerdings in Astana unentschuldigt), die Polen Wojtaszek und Duda (ohne diese beiden wollte Polen dann gar nicht in Astana spielen) und auch der Ami Shankland. Warum Aserbaidschan nicht in Bestbesetzung antritt, dazu kann ich nicht recherchieren. So bekam Arkadij Naiditsch das, was er für Deutschland meistens bekam (auf Vereinsniveau je nachdem, wer sonst noch im internationalen Team ist): das Spitzenbrett.

Das war seine Reaktion – ausnahmsweise mal ein Schwarzweiss-Foto. Alle Fotos von der Turnierseite – fotografiert hat offenbar immer David Llada, auch wenn er es nicht auf jedem Foto erwähnt.

Zunächst eine Reihe Bilder vor dem Turnier:

Ein anderer Arkadij redet seit einiger Zeit immer bei derlei Veranstaltungen, Nachname Dvorkovich.

Hat Karjakin schon wieder geheiratet? Nein, er posiert wohl nur mit Lokalmatadorin Zhansaya Abdumalik.

Musik gehört zu Eröfnungsfeiern, Kleidung und Instrumente sind von Mal zu Mal unterschiedlich.

Oldie Jonathan Speelman war auch vor Ort und hat in seiner Rolle als Käpten für England die Note Startnummer 5 abgeholt.

Warum lief es bei den russischen Damen nicht? Sie konnten sich nicht auf einheitliche Farben zum dunkelblau-patriotischen Blazer einigen, weder oben noch (Schuhwerk) unten. Außerdem steht Goryachkina etwas im Abseits – dennoch erzielte sie bisher 5/5.

Team USA dagegen relativ einheitlich dunkel, da muss die Nationalflagge im Hintergrund den Farbtupfer setzen.

Zu Runde 1 keine Fotos, und auch nur relativ wenige Worte. Bei den Herren haben sich zwei Teams eine Matchstrategie zurecht gelegt, die sie dann doch nicht konsequent durchziehen konnten. England spielte nach dem Motto „wenn Spitzenbrett Mickey Adams verliert, gewinnen zwei andere. Wenn er Remis spielt, spielen alle remis.“ Da Adams bisher noch keine Partie gewonnen hat, ist England im Turnier als Mannschaft ungeschlagen. Russland dagegen nach dem Motto „einer gewinnt, der Rest spielt remis“. Die dazu passenden Ergebnisse waren England-Kasachstan 2,5-1,5 (Adams-Jumabayev 0-1, aber noch bekommt der Kasache kein Foto) und Iran-Russland 1,5-2,5 (Artemiev-Firouzja 1-0). China, Indien und die USA gewannen deutlicher gegen nominell unterlegene Gegner. Aserbaidschan verzichtete generell auf Mamedyarov und Radjabov und in dieser Runde auch auf Naiditsch, Schweden und Ägypten sind ohnehin vergleichsweise schwach.

Bei den Damen zweimal überraschend 2-2. Indien-Georgien 2-2 war überraschend, da Indien auch bei den Damen nicht in Bestbesetzung spielt, sondern ohne Harika und Koneru. USA-Ukraine 2-2 lag daran, dass Ushenina in guter Stellung aber starker Zeitnot diesen Verlustplan entkorkte: erst mit 36.Db1? eine Selbstfesslung auf der b-Linie, dann auf der Suche nach Schadensbegrenzung das Gegenteil, da sie ihre Grundreihe entblösste.

Zu Runde 2 erst wieder Fotos:

Baskaran Adhiban ist nicht nur fotogen, sondern auch das neueste Mitglied im Club 2700+, wobei dies erst später im Turnier der Fall war. Ebenfalls neu übrigens der Kroate Ivan Saric – Kroatien ist in Astana nicht dabei, es lag an Ergebnissen zuvor in Gibraltar sowie bei Mannschaftskämpfen in Deutschland und Ungarn. Derzeit nicht mehr im Club der Ägypter Bassem Amin (zu starke Gegner in diesem Turnier?) sowie der mannschaftsdienlich spielende Michael Adams – bisher zwei Niederlagen und drei Remisen, für Team England also das Gegenteil.

Rochelle Wu, die während dem Turnier ihren 13. Geburtstag feierte, darf als nationale Nummer 20 für die USA spielen, da viele vor ihr plazierte nicht dabei sind.

Zu einigen Ergebnissen, erst die Herren: USA-China 2,5-1,5 – diesmal profitierten die US boys von einer Art Zufallsprodukt. Ni Hua stand gegen Lenderman „eigentlich“ risikofrei leicht besser, aber plötzlich sass seine Dame mitten auf dem Brett in der Falle. Da Lenderman Amerikaner ist, bezeichneten Amerikaner dies als „großartiges Konzept“, für mich wirkt es wie Zufall und aus dem Nichts heraus, nicht langfristig geplant. China machte vielleicht zwei Fehler: zum einen konnten die drei anderen ihre klaren Elovorteile nicht in Zählbares umsetzen, zum anderen war es etwas riskant, Ersatzmann Ni Hua, der sonst praktisch nur noch in der chinesischen Liga spielt, einzusetzen.

Aserbaidschan-England 1,5-2,5: Naiditsch machte den Fehler, am Spitzenbrett gegen Adams zu gewinnen, denn prompt verloren seine Kollegen Mamedov und Safarli. Russland-Ägypten 3-1 passte nicht zum russischen Matchplan, dafür war der Gegner vielleicht zu schlecht.

Bei den Damen war Georgien-China 1,5-2,5 ein Dämpfer für die Georgierinnen, ansonsten „normale“ Ergebnisse. Eigentlich auch in diesem Match, wobei die Niederlage von Bela Khotenashvili am Spitzenbrett gegen Tan Zhongyi „vermeidbar“ war.

Runde 3, wieder erst individuelle Fotos (das zuvor von Naiditsch stammt auch aus dieser Runde):

Beim (Ex-)Polen Dariusz Swiercz hat aus USA-Sicht das geklappt, was auch bei Wesley So funktionierte, allerdings nicht bei z.B. Georg Meier – nach Studium in den USA auch Verbandswechsel. „Unklar“ ist es momentan bei z.B. Le Quang Liem und Ilya Nyzhnyk.

„Be unusual“ ist auch Guninas schachliches Motto – heute leistete sie ihren Beitrag zum 4-0 der Russinnen gegen Ägypten. Nicht unbedingt der Rede wert, so spielte Ägypten fast immer. Bleiben wir erst bei den Damen: Für die USA war 0,5-3,5 gegen Georgien eine Art Standortbestimmung, China löste die „Plichtaufgabe“ Kasachstan mit 2,5-1,5, immerhin. Lei Tingjie konnte dabei gegen Bibisara Assaubayeva (spielte einige Zeit für Russland und nun wieder für Kasachstan) auf ungewöhnliche und vorteilhafte Weise ihre Dame gegen drei Leichtfiguren tauschen.

Und nun zu den Herren, da fiel vielleicht bereits die Vorentscheidung im Turnier:

China-Russland 1,5-2,5: Matchwinner für Russland war diesmal Nepomniachtchi gegen Yu Yangyi. Auch das wirkte auf mich etwas zufällig, wobei man Nepo eher Absicht unterstellen kann. Yu Yangyi spielte nach dem Motto „Russisch, alles abtauschen, Remis“ – aber 19.-De7? war wohl der entscheidende Fehler. Statt auch Damentausch zu erlauben, schickte Nepo die gegnerische Tante mit einem Läufertanz ins Abseits: 20.Lg5! De1+ 21.Lf1 Lf8 (musste sein, der Ld6 war angegriffen) 22.Le3! Da5 23.Lf4! (verhindert 23.-Dc7). Schach kennt keine Abseitsregel, aber auch im Fussball ohne Abseitsregel könnte ein Stürmer, der alleine vor dem gegnerischen Tor steht, nur dann ein Tor schiessen, wenn er den Ball bekommt – das war in dieser Partie nie der Fall.

Zuvor hatte Nepomniachtchi den Gegner wohl mit 3.d4!? überrascht. Lange blitzte er seine Vorbereitung herunter, am Partieende nach 44 Zügen hatte er (dank Inkrementen) mehr Bedenkzeit als zu Beginn! Yu Yangyi grübelte dagegen mehrfach, schon bevor er schlecht stand – zum Beispiel 17 Minuten für 11.-c6, theoretisch auf hohem Niveau bekannt aber diese Schwarzpartien von Topalov, Gashimov und Gelfand stammen aus den Jahren 2005, 2008 und 2009.

Ansonsten relativ normale Ergebnisse, betrifft England-USA 2-2: Adams spielte remis, also spielten McShane, Howell und Jones remis.

Runde 4 ohne Fotos, hinein ins schachliche Geschehen, wieder zuerst die Herren und zuerst das turnier-irrelevanteste Ergebnis Schweden-Aserbaidschan 3-1. Grandelius-Naiditsch 1-0 passte fast zu den Elozahlen, und Naiditsch kann bekannterweise jederzeit mal verlieren. Die Schlussphase passte nicht unbedingt zu bekannten Faustregeln: Weiß hatte eine Mehrfigur, aber sein La1 wurde von schwarzen Bauern auf b4 und c3 kontrolliert bzw. musste diese kontrollieren. Der schwarze Sa3 war allerdings auch nicht besonders toll, im Gegensatz zum weissen Gaul auf h6, der seinen Beitrag zu einem Mattnetz lieferte: ständig drohte potentiell sowohl Tg8# als auch Sxf7#. 43.-Tf8 verhindert zunächst beides, aber nun hatte Weiß eine weitere Mehrfigur: seinen König, der weiter über das gesamte Brett lief und die schwarze Konstruktion zerstören würde – Naiditsch konnte das mit rechtzeitiger Aufgabe verhindern.

Mamedov-Tikkanen 1-0 passte zu den Elozahlen, die Niederlagen dahinter von Guseinov und Safarli gegen jeweils fast 200 Elopunkte „schlechtere“ Gegner passten nicht zu den Elozahlen.

Sonst bis auf Iran-Ägypten 3-1 alles 2-2. Für China war das gegen Indien B eigentlich zu wenig. Ni Hua pausierte, aber Yu Yangyi verlor erneut – ziemlich aus dem Nichts heraus konnte Ganguly mit Schwarz vernichtend taktisch wirbeln. Bu Xiangzhi erzielte an Brett 4 gegen Aravindh den Ausgleichstreffer. USA-Kasachstan 2-2, diesmal waren die Amis favorisiert aber eben 2-2.

Das galt auch für Russland-England 2-2, aus russischer Sicht lief es so: Artemiev machte in 13 Zügen Remis und schaute Andreikin an „Du gewinnst doch!?“. Andreikin machte Remis und schaute auf Grischuk, Grischuk machte Remis und schaute auf Nepomniachtchi, Nepo machte Remis und suchte Karjakin aber der pausierte heute. Chronologisch stimmt es nicht ganz, unklar ist ob Nepo bei seinem Remisangebot wusste, dass Gegner Adams laut Engines klar besser stand. England folgte weiterhin seinem Drehbuch, in dem ein Sieg von Adams nicht vorgesehen ist.

Bei den Damen erwartungsgemässe Ergebnisse, also direkt weiter:

Runde 5 wieder „Ladies first“:

China-Russland 2,5-1,5, zum Fotozeitpunkt war aus russischer Sicht noch alles in Ordnung – am Spitzenbrett Theorie im angenommenen Damengambit. Das weisse Bauernopfer im 10. Zug war dann bekannt, Lagnos Neuerung 12.-e5 nicht und sie wird wohl auch keine Nachahmer(innen) finden, es war wohl zu ehrgeizig-dynamisch. Aus Enginesicht war 17.b4 (noch ein Bauernopfer) zu kreativ, Schwarz war zurück in der Partie – aber nur einen Zug lang. Im weiteren Verlauf fand Tan Zhongyi nicht immer die allerbesten Enginezüge, aber es reichte für einen glatten Sieg – Vorteil China.

Kosteniuk hatte an Brett 2 mit Weiß gegen Huang Qian bestenfalls Remischancen, auch da stimmte die Eröffnungsvorbereitung wohl nicht. 9.Lc4-e2 war neu, zögerlich und kostete 17 Minuten Bedenkzeit. Später hatte sie nicht ansatzweise das übliche oder nötige dynamische Spiel für einen Isolani auf d4 und dann schlichtweg einen Bauern weniger. Es wurde Remis, zum Remiszeitpunkt war bereits klar dass dies aus russischer Sicht zu wenig war.

Denn Gunina verlor in zuvor unklar-ausgeglichener Stellung gegen Lei Tingjie plötzlich den Faden. Tapfer spielte sie bis einen Zug vor Matt weiter, aber es war hoffnungslos.

So war Goryachkinas üblicher Sieg, heute gegen Ding Yixin, nur Ergebniskosmetik. Schnell entstand ein Endspiel, in dem die schwarze Bauernstruktur b6, e6, g7 und g5 ein Fall für den Zahnarzt war (oder ist es dafür zu spät?) – Königssicherheit bei reduziertem Material kein Thema und Engines glauben an schwarze Remischancen. Aber irgendwie bekam Goryachkina einen Mehrbauern und konnte diesen verwerten.

Ukraine-Kasachstan 2-2 „fotografiere“ ich auch unter dem Motto optische Unterschiede zwischen den Muzychuks – ich würde sie oft verwechseln, Chessbase tat es auch mal. Diesmal spielt die derzeit 5 Punkte elobessere Mariya am Spitzenbrett. Das Duell kurze Haare gegen lange Zöpfe endete 2-2, Remis an allen vier Brettern – Achtungserfolg für das Heimteam und zu wenig für die Ukraine.

Und nun zu den Herren:

Schweden-Ägypten 2,5-1,5, dasselbe Ergebnis wie bei der Olympiade in Batumi – es wird wohl nichts mehr mit einem Mannschaftspunkt für Ägypten.

England-Indien 2-2 – na klar doch, Adams-Adhiban war remis. Aber McShane gewann trotzdem gegen Sasikiran, der in relativ harmlosr Stellung plötzlich eine Figur einstellte. Howell fand auf vollem Brett eine Zugwiederholung gegen Ganguly und war wohl erleichtert, da er sich wie oft in extremer Zeitnot befand. An Brett 4 unterwarf Sethuraman Jones einer „spanischen Tortur“ – viel war es objektiv vielleicht nicht, bis Gawain Jones mit 46.-f5?! (endlich ein aktiver Zug … ) die Geduld verlor, später Ausgleich für Indien.

Aserbaidschan-USA 3-1 musste wohl sein, sonst würden die Amerikaner langsam größenwahnsinnig. Auf dem Foto erkennbar, dass Naiditsch auf Swierczs Berliner Mauer mit 5.Te1 reagierte – Remistendenz bereits sehr hoch. Aber irgendwie wurde daraus eine verwickelte Stellung, in der Swiercz später den Faden verlor – zuvor stand er (sagen jedenfalls Engines) einen halben Zug lang auch mal klar besser. Auch Lenderman landete gegen Abasov an Brett 4 auf Abwegen – mir nicht ganz klar, warum genau Engines plötzlich die schwarze Stellung klar bevorzugten, aber der weitere Partieverlauf führte zu 0-1. Der erste Mannschaftssieg für Aserbaidschan, zuvor auf der Habenseite nur ein 2-2 gegen Kasachstan, dennoch weiterhin Platz 9 (Platz 10 hat sich Ägypten wohl gesichert, aber das wusste man an sich schon vor dem Turnier).

China-Iran 2,5-1,5: Wei Yi profitierte davon, dass Gegner Idani nach vorangegangenem korrektem und eröfnungstheoretisch bekanntem Qualitätsopfer einen wichtigen Bauern wegschenkte. Bu Xiangzhi stand gegen Tabatabaei latent leicht besser, plötzlich wurde es dann konkret. Da konnten die Chinesen bei Remis am Spitzenbrett Ding Liren – Maghsoodloo verkraften, dass Ni Hua wieder mitspielte und gegen Firouzja unterging.

Kasachstan-Russland 1-3! Das Ausrufezeichen nicht für das standesgemässe Ergebnis, sondern dafür, dass die Russen höher als 2,5-1,5 gewinnen. Diesmal dachte nur Karjakin am Spitzenbrett gegen Jumabayev „ich mache Remis“ – auf dem Umweg über ein Endspiel mit Minusbauer – und die drei anderen kneteten vorteilhafte Stellungen. Als erster gewann Artemiev sein Springerendspiel mit Mehrbauer – musste aus gegnerischer Sicht nicht sein, aber Kostenkos 46.-Sf8? war falsch (richtig war 46.-Se7, derlei Details sind mitunter partieentscheidend).

Dann geschah das Unglaubliche: Karjakin hatte den Remishafen erreicht und „fand“ dann den einzigen Verlustzug, abgesehen von Turmeinstellern. 61.-Txb4?? gewann zwar einen Bauern aber kostete einen Läufer. Nur so konnte er gegnerische Mattdrohungen zunächst parieren, aber das Endspiel Turm gegen Turm und Läufer war immer noch verloren. Mittlerweile hat Karjakin seinen Rücktritt als Verteidigungsminister eingereicht.

Gut aus russischer Sicht, dass Andreikin, der lange Zeit positionell „schön“ stand (aber sollte das zum Sieg reichen?), inzwischen gegen IM Makhnev ein gewonnenes Turmendspiel hatte. Zum schlechten Ende aus kasachisches Sicht patzte Ismagambetov im 80. Zug gegen Grischuk, damit kein einziges Remis in diesem Mannschaftskampf. Durchatmen für Russland, Pflichtaufgabe gelöst.

Andreikin war ein Held aus russischer Sicht

Jumabayev war der Held aus kasachischer Sicht, zuvor hatte er ja auch gegen Adams gewonnen. Da dies Runde 1 war wusste man noch nicht, dass das gegen England keine gute Idee ist.

Wie geht es nach dem Ruhetag weiter? Im offenen Turnier trifft Russland noch auf Aserbaidschan, USA, Schweden und Indien. Drei dieser vier wären in Bestbesetzung eventuell ein Stolperstein, aber neben Russland spielt nur China in Bestbesetzung. Leichtsinnig sollten die Russen, die bisher eher das nötigste taten, nicht werden, aber Gold ist nun wahrscheinlich. Bei den anderen Medaillen haben Indien und England die besten Karten. Indien hat dabei derzeit mehr Brettpunkte, England das leichtere Restprogramm – nämlich Schweden und Ägypten, die gegen Indien beide 0,5-3,5 verloren. Iran und, sofern sie sich noch motivieren können, China sind allerdings härtere Brocken für England. Indien spielt noch gegen Kasachstan, USA, Aserbaidschan und zum Schluss Russland.

Bei den Damen hatte ich eingangs bereits angedeutet, dass die Ukraine noch Zünglein an der Waage spielen kann und durchaus noch eigene Medailleninteressen hat – mehr als Bronze, das sie momentan hätten. Sie treffen in Runde 7 auf Russland und in der neunten und letzten Runde auf China. Dann spielt Russland parallel gegen Georgien. Wenn China allerdings so weiter macht wie bisher – bis auf 3,5-0,5 gegen Ungarn immer 2,5-1,5 – dann werden sie Weltmeister.

Zunächst ist Sonntag Ruhetag in Astana, anderswo (Prag, Saint Louis, Bundesliga) wird allerdings Schach auf GM-Niveau gespielt.

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