Mai 14, 2024

Sam Shankland im Gespräch: „Habe spät verstanden, wie schlecht ich bin und wie schlecht alle anderen sind.“

Hätte sich vergangenes Jahr Fabiano Caruana nicht auf einen Höhenflug begeben, der ihn bis ins WM-Match trug, die Wahl des „Spielers des Jahres“ wäre eine leichte gewesen. Wer, wenn nicht Sam Shankland? Auch der erlebte einen Höhenflug, der ihn aus den Top 100 bis an die Top 20 der Welt heranführte und zum US-Meister machte – vor Caruana, Nakamura, So und anderen Schwergewichten des königlichen Denksports. „Captain America“ tauften sie ihn nach diesem Erfolg.

Shankland hat längst gezeigt, dass er keine Eintagsfliege ist, unter anderem in der Meistergruppe des Tata-Steel-Turniers Anfang 2019 in Wijk an Zee. Und er will mehr. Am Ende einer Lektion beim Los Angeles Chess Club stellte er sich jetzt den Fragen der kalifornischen Schachfreunde – und nahm kein Blatt vor den Mund. Shankland sprach über seine jüngste Leistungsexplosion, über sein Training, seine Ziele – und über das außergewöhnliche Schachtalent seines norwegischen Trainingspartners, eines gewissen Magnus Carlsen.

Wir haben das Wichtigste mitgeschrieben, neu sortiert, ein wenig editiert.

Sam Shankland zeigt den Schachfreunden aus Los Angeles seine Partie gegen Awonder Liang. Die kannten wir am Bodensee zum Glück schon in- und auswendig, weil sie Teil unserer Eröffnungsübersicht zur Caro-Kann-Abtauschvariante ist. Darum haben wir vorgespult, um zu gucken, was noch kommt, und am Ende des Videos ein fantastisches Schachgespräch mit Sam Shankland gefunden, das uns sonst womöglich entgangen wäre.

Sam Shankland über…

…sein Ziel als Schachspieler.

Weltmeister werden. Mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit werde ich dieses Ziel verfehlen, weil Magnus dermaßen gut ist und ich mit vielen anderen sehr starken Spielern im Wettbewerb stehe. Andererseits könnte ich sogar garantieren, dass ich dieses Ziel verfehle, wenn ich es nicht zumindest mit allem, was ich habe, versuche. Nur indem ich mir das höchstmögliche Ziel setze, kann ich sicherstellen, dass ich das Maximum aus mir heraushole. Wenn ich es mit dem Ziel „Weltmeistertitel“ am Ende zur Nummer fünf der Welt bringe, dann wird mich das zu einem glücklicheren Menschen machen, als wenn ich mir „Top Ten“ als Ziel setze, Nummer zehn werde, aber insgeheim spüre, dass mehr drin gewesen wäre.

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