Die Hauptüberraschung des Interzonenturniers von 1970 war der Erfolg des unbekannten Schachspielers Robert Hübner, der die 2. und 4. Plätze teilte und sich das Recht sicherte, an den Kandidatenturnieren teilzunehmen. Im allerersten Match stand Hübner Tigran Petrosian gegenüber, der laut allgemeiner Meinung den 23-jährigen deutschen Spieler leicht hätte besiegen sollen. Doch der Kampf um den Sieg gestaltete sich anspruchsvoll. Die ersten sechs Partien endeten unentschieden, und erst im siebten Match konnte Petrosian einen Sieg erringen, woraufhin Hübner das Match aufgab. So begann seine Karriere in der Welt des großen Schachs.
Ein Philosoph und Exzentriker, ein Doktor der Philologie und ein Polyglott, der ausgestorbene Sprachen beherrschte, war Robert Hübner eine Fortführung der Tradition des 20. Jahrhunderts, wonach Schachspieler nicht nur Sportler, sondern auch Denker und Philosophen waren. Wie Euwe konnte er problemlos als „Amateur“ angesehen werden, der dennoch jeden Profi herausfordern konnte.
Hübner nahm wiederholt an Weltmeisterschaften teil. Sein größter Erfolg kam 1979, als er sich den 1.-3. Platz mit Petrosian und Portisch im Interzonenturnier teilte. Im Kandidatenturnier von 1979 besiegte er nacheinander A. Adorjan (5,5:4,5) und L. Portisch (6,5:4,5), verlor jedoch im Finale gegen Korchnoi. Er führte die Wertung an, verlor jedoch eine Leichtfigur, unterlag in den nächsten beiden Partien und gab den Kampf auf. Oftmals ließen ihn seine Nerven im Stich. Hübner unternahm 1983 einen weiteren Versuch, wurde jedoch im Viertelfinale der Kandidatenmatches, dieses Mal durch das Los, ausgeschaltet. Das Match mit Smyslov endete unentschieden, aber das Glücksrad begünstigte den ehemaligen Weltmeister.
Dr. Hübner nahm erfolgreich an mehreren internationalen Turnieren teil. Zu seinen Erfolgen zählen Siege in Oslo und Houston, München und Chicago, Biel, Linares und Solingen. Als Mitglied des Schachklubs „Solingen“ wurde er 1976 Sieger der Europäischen Vereinsmeisterschaft und trat 1984 im Weltteam gegen die UdSSR an. Als einer der stärksten westlichen Großmeister führte er viele Jahre lang die deutsche Nationalmannschaft an. Gelegentlich nimmt er noch heute an Turnieren teil.
Hübners beste Partien sind Beispiele für feine Positionierung und die Kombination von Strategie und Taktik, die in den goldenen Fonds der Schachkunst eingegangen sind.
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