Menschenbilder der Psychologie (III)
Liste der Kernaussagen
„EVERY MAN is in certain respects;
a. like all other men,
b. like some other men,
c. like no other man.“
(Henry A. Murray & Clyde Kluckhohn, Personality in Nature, Society, and Culture, 1953).
Viele Psychologinnen und Psychologen halten es nicht für möglich, die unterschiedlichen Auffassungen vom Menschen zu einer Gesamtschau zu verbinden. Dieser Pessimismus scheint mir unberechtigt. Bei näherer Betrachtung und vorurteilslosem Querdenken stellt sich heraus, dass die verschiedenen Aussagen sich nicht gegenseitig ausschließen, sondern einander gut ergänzen.
Entwirrung der verwickelten Vielfalt
Jahrelang habe ich mich mit diesen Fragen beschäftigt. Endlich,
nach langem Suchen, kam ich auf einen Lösungsvorschlag. Ich versuchte folgende, aus mehreren Schritten bestehende Vorgehensweise:
Liste der Kernaussagen (gilt auch SchachspielerInnen)
Zunächst werden wesentliche psychologische Kernaussagen aufgelistet.
• Er/Sie besitzt Bewusstsein, Entscheidungsfreiheit und Steuerungsfähigkeit
• sammelt, verarbeitet, speichert und verwertet Informationen
• wird von Kognitionen gesteuert, verfügt über Wissen und Sprache
• handelt planvoll und vernünftig
• erlebt Bedürfnisse und Befriedigungen, empfindet Gefühle und Schmerz
• wird von (unbewussten) Motiven und Emotionen beeinflusst und aktiviert
• verhält sich mitunter ambivalent, triebbestimmt oder irrational
• lernt (verarbeitet und nutzt frühere Erfahrungen)
• verfügt über psychisches Potential, u.a. Intelligenz, Kreativität, Intuition
• wirkt selbstbestimmend an der Gestaltung seines Lebens mit
• beachtet Normen, Werte und soziale Regeln
• wird durch seine Umwelt und die Mitmenschen beeinflusst und geformt
• verändert sich und seine Umwelt
Alternative Darstellungsweise
Der Mensch als
• lernendes und sich entwickelndes Wesen
• intelligentes, kreatives und intuitives Wesen
• lustsuchendes und unlustvermeidendes Wesen
• motiv- und emotionsaktiviertes Wesen
• Bewusssein besitzendes, sich selbst beobachtendes Wesen
• Bedürfnisse, Gefühle, Befriedigung und Schmerz empfindendes Wesen
• zeit-/teilweise irrationales und ambivalentes Wesen
• Normen berücksichtigendes Wesen
• biologisches und sozio-kulturelles Wesen
• in sändiger Interaktion mit der Umwelt (und sich selbst) stehendes Wesen
Usw.
Ausführliche Darstellung in Der Steppenwolf und die moderne Psychologie (Munzert 1999)
https://hesse.projects.gss.ucsb.edu/papers/munzert.pdf
Die nächste Kombination:
Menschenbilder, Theorien und Methoden von Kognitiver Psychologie und Handlungspsychologie überlagern sich und sind mit einander verschränkt.
Siehe auch Menschenbilder der Psychologie (I)
https://www.chess-international.com/?p=72045
Demnächst geht’s weiter mit
DIe flexible Basis-Einheit zur Einbindung verschiedener Menschenbilder: Der Mensch als Ganzheitlliches Informationsverarbeitungs- und Handlungssystem (GI&HS)
Dr. Reinhard Munzert
Copyright R. Munzert 2023
„Psychologinnen und Psychologen“ … Korrekt. Sogar politisch korrekt. Sehr gut, Herr Psychologe.
Übrigens: Sehen Sie sich als Wissenschaftler (soweit es so etwas überhaupt tatsächlich gibt)? Worin wurzelt die „Psychologie“? Männer wie Freud und Jung (der definitiv!) waren jedenfalls Okkultisten.