Mai 11, 2024

Titan Botwinnik

Beim AVRO-Turnier 1938, in den Niederlanden, belegte der hochgehandelte sowjetische Teilnehmer und WM-Kandidat Michael Botwinnik, hinter dem Esten Paul Keres und dem US-Amerikaner Reuben Fine, lediglich den dritten Platz, da er sowohl gegen den zweitplazierten Reuben Fine als auch den niederländischen Ex-Weltmeister Max Euwe (4.) bittere Niederlagen einstecken musste.

Dafür konnte er aber mit drei Siegen derart überzeugen, so dass sich das holländische Publikum, welches eigentlich auf der Seite von Max Euwe stand, veranlasst sah, auch ihm zu applaudieren, keine Selbstverständlichkeit zur damaligen Zeit. Seine Partie gegen Ex-Weltmeister Capablanca, die den Schönheitspreis erhielt, als auch die Partie gegen Weltmeister Alexander Aljechin sind bis heute Zeugnis einer extrem hohen Qualität.

Weltmeister Alexander Aljechin äußerte sich zu seiner Niederlage gegen Botwinnik mit den schwarzen Steinen wie folgt. „Von den vierzehn von mir gespielten Partien hatte ich nur in einer das Gefühl, von meinem Gegner überspielt worden zu sein… Das war die Begegnung mit Botwinnik in der siebenten Runde“.

Botwinnik urteilte: „Eines von jenen Endspielen, in denen es keine schönen Züge und komplizierten Berechnungen gibt. Alle Züge scheinen einfach zu sein, aber man darf keinen einzigen von diesen weglassen, denn sie sind alle miteinander eng verbunden.“

Ich wünsche viel Spass beim Studium der Partie.

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Dieser Beitrag erschien zuerst in KARL 3/2005, S.12-17.

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