Mai 15, 2024

Zunehmende Beachtung von menschlicher Informationsverarbeitung und Gehirn in der Physik

Zunehmende Beachtung von menschlicher Informationsverarbeitung und Gehirn in der Physik

„Das Gehirn ist fantastisch in der Informationsverarbeitung, und seine Grenzen sind noch lange nicht ausgeschöpft“ (Anton Zeilinger, Physik-Nobelpreisträger, 2022, S. 57).

„Die Grundsubstanz unseres Denkens ist eine höchst reichhaltige Sammlung von Informationen, die ausgetauscht, akkumuliert und ständig verarbeitet werden“ (Physikprofessor Carlo Rovelli, Autor des Bestsellers Sieben kurze Lektionen über Physik, 2017,  S. 81).

Kluge Köpfe interessieren sich fürs Gehirn

Die Anzahl der Physiker, Computerwissenschaftler und anderer kluger Köpfe, die sich für Gehirne, menschliche Informationsverarbeitung, Neuronen &  neuronale Netze sowie Bewusstsein interessieren, wächst ständig.

Menschliche Informationsverarbeitung, (Quanten)Information, Handeln und Schach

Wie schon aufgezeigt, ist Information eine Säule der modernen Physik und des Schachspiels:

 

Zur Bedeutung der Information in Physik und Schach

 

Fruchtbare Zusammenarbeit von Physikern mit anderen Theoretikern und  Forschern

Im Bereich Bewusstseinsforschung und menschlicher Informationsverarbeitung haben Psychologen und Neurowissenschaftler eine lange Tradition im Unterschied  zu Physikern, die im Labor mit „bewusstloser“ Materie arbeiten. Hier bietet sich synergetische Zusammenarbeit an! Zumal manche Quantenphysiker das  Bewusstsein des Beobachters als entscheidenden Faktor sehen.

Quantum Information Science

Eine innovative Rolle spielt Wissen und Informationsverarbeitung in der Quantum Information Science. Einer der ersten Physiker, die interdisziplinär dachten bzw. ihre eigene Lebenserfahrung heranziehen, ist wiederum Prof. Zeilinger. Eine wichtige Komponente des Quanteninformations-Ansatzes lautet:

„Unser ganzes Leben lang sammeln wir Information und reagieren auf diese Information in einer entsprechenden Weise… Im Laufe unserer Evolution haben wir offenbar immer komplexere Mechanismen der Informationsverarbeitung entwickelt. So ist das menschliche Gehirn wahrscheinlich das komplexeste System im Universum… Jedes Lebewesen muss also offenbar ständig Information sammeln und aufgrund dieser Information Entscheidungen treffen und sein Verhalten entsprechend einstellen“ (Zeilinger 2005, S. 213).

Das Gleiche gilt selbstverständlich auch für Beobachter und Experimentatoren bei Betrachtungen, Untersuchungen und Versuchen zur Quantenphysik und für die „Handlungen, die wir [jene Beobachter & Akteure, R.M.] vornehmen“ (Zeilinger 2005, S. 215).

Pionierarbeiten

Es trifft sich gut, dass ich mich mit der Thematik menschliche Informationsverarbeitung und Handeln in wissenschaftlicher und praktischer Hinsicht seit Jahrzehnten ausführlich befasse.

Angefangen vom Menschenbild

Menschenbilder der Psychologie: Bedeutung für Quantenphysik, Schach und Sport

bis zu Basismechanismen unserer Informationsverarbeitung sowie Prinzipien psychischen Geschehens und des Handelns.

 

Sport und die Vereinheitlichung der Psychologie (IV)

Und immer bei meinen Bemühungen zur Vereinheitlichung der Psychologie: Grand Unification Perspective of Psychology (GUPers).

https://www.chess-international.com/?p=73596

ähnlich den Bestrebungen vieler Physiker zur Unification of Physics / Grand Unification Theory oder Theory of Everything.

Dann besonders ausführlich bei der Beschreibung des Schachs und der Schachspieler. Zum Beispiel im Buch Schachpsychologie (ab der 3. Auflage 1993, S. 368) skizzierte ich dazu ein prägnantes Menschenbild: „Ich möchte ein psychologisches Menschenbild vorschlagen, welches den Menschen primär als ‚Integriertes Informationsverarbeitungs- und Handlungssystem‘ (II&HS) betrachtet.“ 

Das Konzept “Informationsverarbeitungssystem“ impliziert, daß äußere und innere Reize/Signale/Informationen sowie Verhaltenskonsequenzen verarbeitet und teilweise gespeichert werden. Außerdem schließt es ein, daß Verbindungen zwischen Informationen (Wissensinhalte) hergestellt oder auf neue Weise (kreativ) verknüpft werden.

Das Konzept “Handlungssystem“ beinhaltet die Aktivierung durch Kognitionen, Emotionen, Motive – seien diese nun bewußt oder unbewußt – sowie die Interaktion mit Umwelt und Mitmenschen“.

Bewusstsein in einem integrierten Ansatz

Integrated Information Theory

Ähnliche Überlegungen wie in meinem integrativen Ansatz (GUPers, siehe oben) finden sich mittlerweile in einem vielbeachteten Forschungsprogramm zur Bewusstseinsforschung und -erklärung: Integrated Information Theory (IIT),

Hierzu die Pionierarbeit: Tononi, G.:  Consciousness as Integrated Information. Biological Bulletin, Vol. 215, No 6, S.216-242. December 2008.

Sowie Koch, C. & Tononi, G.;  A Test for Consciousness, Scientific American June 2011, S. 28. „To be conscious, then, you need to be a single, integrated entity with a large repertoire of distinguishable states…“ (2011, S. 28) Dazu zwei Axiome der „integrated information theory of consciousness“: „First consciousness is highly informative…Second, conscious information is integrated“ (2011, S. 28).-

Und ja, Rovelli erwähnt in seinem Physikbestseller diesen Ansatz positiv, (2017, S. 82), betont die Wechselwirkungen von Milliarden Neuronen im Gehirn. Um dann festzuhalten: „Ein Lebewesen ist ein Prozess, komplex, aber fest integriert“ (S. 84).

 

Moderne Bewusstseinsforschung und Quantenphysik: Damit geht es im nächsten Beitrag weiter…

Dr. Reinhard Munzert 2024