Mai 13, 2024

Tata Steel 2020: Ein Comeback, Deutschland auf Augenhöhe mit USA und Norwegen

(Foto: John Saunders/Isle of Man Chess)

Der Titel (und das Titelbild) beziehen sich jeweils auf die B-Gruppe, auf niederländisch „Challenger“, aber ich beginne doch mit der (erweiterten) Weltklasse – erst dann u.a. Spieler, die das vielleicht mal werden [wenn nicht Keymer, dann … da muss sich der Leser noch etwas gedulden].

Bei den Masters spielen dieses Jahr Carlsen, Caruana, Giri, So, Anand, Duda, Vitiugov, Artemiev, Yu Yangyi, Firouzja, Xiong, Dubov, Kovalev und Jorden van Foreest – sieben erfahrene Spieler (mindestens ein Auftritt zuvor in der A-Gruppe), vier haben immerhin bereits in der B-Gruppe gespielt, drei kennen die Atmosphäre in Wijk aan Zee noch gar nicht. Nach Elo sind sie etwas anders sortiert, aber Jorden van Foreest ist eben mittlerweile der Nachfolger von Loek van Wely – bereits 2019 war er zweiter Einheimischer bei den Masters.

Yu Yangyi, Xiong und Dubov hatten bereits versucht, sich als Sieger der A-Gruppe zu qualifizieren, schafften es allerdings im Gegensatz zum Weissrussen Kovalev nicht. Dessen Land war bereits mal in der A-Gruppe vertreten (nicht etwa durch Gelfand, der war in Wijk aan Zee immer Israeli, aber Fedorov hat 2001 mal mitgespielt). Neuland ist vermutlich Fidestan – Firouzja ist nicht mehr Iraner und noch nicht Franzose (oder was auch immer er wird), neben ihm spielen auch Artemiev und Vitiugov zum allerersten Mal in Wijk aan Zee. Vitiugov weiss das erst seit kurzem: er ersetzt Nepomniachtchi, der müde absagte – neben Bettruhe steht auch Vorbereitung auf das Kandidatenturnier auf seinem Programm.

Wer wird gewinnen? Ich tippe auf Giri – schliesslich konnte er bei den beiden letzten Turnieren als einziger Carlsen (annähernd) Paroli bieten, und aller guten Dinge sind für ihn fünf: auch 2014 und 2015 belegte er den (geteilten) zweiten Platz. Bei Caruana war ein zehnter Platz anno 2018 ein gutes Omen für das Kandidatenturnier kurz danach, das will er vielleicht wiederholen. Zur A-Gruppe nur noch der Hinweis, dass sie dieses Jahr Wijk aan Zee nur einmal verlassen – die Auswärtsrunde ist diesmal am 16.1. im Philips-Stadion Eindhoven.

Bei den Challengers spielen – nach Elo sortiert – Anton Guijarro, Grandelius, Mamedov, Eljanov, Ganguly, Abdusattorov, Nihal Sarin, l’Ami, Smirnov, Smeets, Keymer, Lucas van Foreest, Saduakassova und Warmerdam. Das Titelbild bekam Vincent Keymer – auch wenn es eher unwahrscheinlich ist, dass er schon dieses Jahr Nachfolger von Krasenkow, Karjakin oder Karuana wird: alle konnten sich als Sieger der B- für die A-Gruppe qualifizieren. Das Foto stammt vom Grand Swiss 2019 auf der Isle of Man, ein meilenstein in seiner Karriere: endlich Großmeister, auch wenn FIDE das noch nicht offiziell bestätigt hat. So spielen in der B-Gruppe drei IMs, neben Keymer noch Saduakassova (weiblich muss sein) und Warmerdam (Sieger der höchsten Amateurgruppe 2019).

Warum ist Deutschland auf Augenhöhe mit den USA und Norwegen? Generell bekommen Ausländer kaum mehrfach eine Einladung in die B-Gruppe, schliesslich gibt es mindestens 100 Kandidaten für ca. 10 Plätze (Rest geht an Niederländer sowie an den Sieger der höchsten Amateurgruppe – oft aber nicht immer ein Niederländer). Zweimal nacheinander eingeladen wurden zuvor meines Wissens nur der Ami Jeffery Xiong und der Norweger Aryan Tari. Zu den Niederländern: Erwin l’Ami ist unvermeidlich, Lucas van Foreest ist Landesmeister (vor Jahrzehnten wurden die in die A-Gruppe eingeladen, inzwischen nicht mehr). Warum Max Warmerdam mitspielt, hatte ich bereits erwähnt.

Bleibt noch Jan Smeets, wer ist das denn? Ganz inaktiv ist er nicht, er spielt noch Bundesliga und auch Mannschaftskämpfe in den Niederlanden. Sein letztes Turnier spielte er im August 2013 (Biel Open), sein vorletztes Turnier spielte er im Januar 2013 in Wijk aan Zee. Vergessen haben sie ihn in den Niederlanden nicht – auch in den Jahren zwischendrin bekam er Zugang zum Pressebereich. Da wird dieses Jahr wohl auch Loek van Wely mal auftauchen – überprüfen kann ich es nicht, da ich auch diesmal nicht vor Ort sein werde.

Noch ein kurzer Blick auf den Amateurbereich: van Foreest fehlt da diesmal, bekanntester Name damit vielleicht Keymer – Cecilia Keymer. In der höchsten Amateurgruppe kann Roven Vogel dafür sorgen, dass Deutschland nächstes Jahr sicher auf der Bühne vertreten ist – nach Elo leicht favorisiert sind allerdings die einheimischen IMs Beerdsen und Pijpers. Ich kenne noch eine Reihe andere Namen – Spieler aus meinem ehemaligen Landesverband bzw. ehemaligen Verein – aber die kennen die meisten Leser wohl nicht. Natürlich dominiert NED, wobei z.B. Elfenbeinküste, Singapore und Australien auch vertreten sind.

Gespielt wird (bei den Großmeistern) vom 11.-26.1., mit Ruhetagen am 15., 20. und 23.1. . Rundenbeginn ist generell um 13:30, Ausnahme die letzte Runde um 12:00 sowie für die Masters die Auswärtsrunde am 16.1. um 14:00. Tata!!!!!

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