Markus Angst – Der 15-jährige Theo Bonvin gewann – wie Sie in der «Schweizerischen Schachzeitung» 5/23 lesen konnten – in der Schweizerischen Mannschaftsmeisterschaft (SMM) 2023 als Einziger von 3322 eingesetzten Spieler(inne)n alle sieben Partien. Was sagt der Junior von der Schachgesellschaft Zürich zu seiner aussergewöhnlichen Performance?
Sie sind uns eine Erklärung schuldig. Wie haben Sie es geschafft, im vergangenen Jahr alle sieben SMM-Partien zu gewinnen?
Diese Frage ist für mich nicht einfach zu beantworten. Meine beste Erklärung ist, dass ich mich im Vergleich zu früher um einiges besser konzentrieren konnte. Was ich klar gemerkt habe, ist, dass meine Geduld und mein Wille zum Sieg stark gestiegen sind. Ich habe mir also mehr Zeit zum Nachdenken genommen und habe somit viel weniger Fehler begangen.
Gab es eine aussergewöhnliche Partie?
Nein, leider nicht. Es gab einige schöne Partien, aber keine wirklich erinnnerungswürdige.
Sie sind ja in der Schachgesellschaft Zürich aktiv. Wie ist das Training in der SG Zürich aufgebaut?
Meistens lernen oder wiederholen wir am Anfang Partien von Grossmeistern oder analysieren unsere eigenen gespielten Partien. Danach folgen manchmal Taktikaufgaben oder Endspielanalysen. Zum Trainingsende können die Schüler im Spiel gegeneinander das Gelernte anwenden.
Was war aus Ihrer Sicht entscheidend, dass Ihre ELO-Kurve in einem Jahr von 1463 auf 1657 stieg?
Ich habe es geschafft, mich viel besser auf die Partien zu fokussieren. Ich vermute aber, dass das Alter und die dazugehörende Reife auch eine Rolle spielen. Ausserdem habe ich viel mehr Turniere gespielt als im Jahr zuvor.
Wer fördert Sie beim Schachspielen?
Am meisten hat mich mein Trainer Manuel Valdivia gefördert. Er nimmt sich gerne mehr Zeit als geplant, um die Schüler zu unterstützen und ist sonst auch sehr engagiert.
Aus welchem Grund spielen Sie überhaupt Schach? Ihre gleichaltrigen Freunde sind eher am Computergamen.
Das Spiel hat mich schon in jungem Alter mit den unzähligen Möglichkeiten für jeden einzelnen Zug und der daraus entstehenden kognitiven Herausforderung fasziniert.
Haben Sie dank des königlichen Spiels schon etwas gelernt, das sich auf eine erfolgreiche Lebensgestaltung übertragen lässt?
Durch das Schachspielen habe ich gelernt, bei Problemen im echten Leben immer nach der bestmöglichen Lösung zu suchen und nicht nur nach der nächstbesten.
Wie bereiten Sie sich auf ein Schachspiel vor?
Ich wiederhole Eröffnungen, analysiere mögliche Stellungen und gehe durch einige mir bekannte Partien.
Verraten Sie uns Ihren Geheimtipp, wie man eine Partie gewinnt?
Einen Geheimtipp habe ich nicht. Aus meiner Sicht ist das Wichtigste, was viele unerfahrene Spieler nicht beachten können, dass man jede Möglichkeit mehrmals durchgeht und sich dementsprechend auch die Zeit dafür nimmt.
Und die wichtigste Frage zum Schluss: Wie wird man mit 100-prozentiger Sicherheit besser beim Schachspielen?
Trainieren, spielen, Fehler analysieren. Wenn man diese Sachen effektiv, motiviert und immer wieder macht, wird man immer Fortschritte sehen.
Interview: Graziano Orsi
Facts & Figures zu Theo Bonvin
Wohnort: Uster.
Alter: 15.
Beruf: Schüler.
Hobbys: Schach, Klavier, Tischtennis, Fitness.
ELO (Schweiz): 1657.
Klub: SG Zürich.
Lieblingsschachspieler: Bobby Fischer.
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