Mai 1, 2024

Der Weltmeister ist nicht aufzuhalten

Magnus Carlsen spielt bei der GRENKE Chess Classic 2019 weiterhin groß auf. In der siebten Runde besiegte der Weltmeister Levon Aronian und liegt mit 5,5 Punkten an der Spitze. Fabiano Caruana ist der einzige Spieler, der das Tempo von Carlsen einigermaßen mitgehen kann. Die Nr. 2 der Welt siegte gegen Arkadij Naiditsch undl liegt mit einem Punkt Rückstand auf Rang zwei. Eine Überraschung gelang Georg Meier, der Viswanathan Anand bezwang. Als Erfolg ist für Vincent Keymer das Remis gegen Peter Svidler zu werten. In der längsten Partie des Tages tauschten Maxime Vachier-Lagrave und Francisco Vallejo Pons nur drei Bauern und teilten sich ebenfalls den Punkt.

Zahlreiche Schachfans pilgerten am Samstag ins Kulturhaus LA8, um die achte Runde der GRENKE Chess Classic live zu verfolgen. Täglich bietet sich dabei das gleiche Bild. Die Großmeister geben vor Beginn der Partien eifrig Autogramme und Selfies mit den stärksten Spielern der Welt sind ebenfalls auf der Tagesordnung.

Volles Haus im LA8 | Foto: Maria Emelianova

Im Mittelpunkt des Geschehens stand eindeutig die Partie zwischen Magnus Carlsen und Levon Aronian und tatsächlich war es das erste Duell, das am Samstag Nachmittag nach drei Stunden endete. Carlsen eröffnete mit dem Doppelschritt des d-Bauern und Aronian wählte die Wiener Variante des Damengambits, die ihm schon häufig wertvolle Dienste geleistet hat.

[pgn url=“https://www.chess-international.com/wp-content/uploads/2019/04/chess24-grenke-chess-classic-2019-7.pgn“ game=2]

In der Hauptvariante dieses Abspiels präsentierte der Weltmeister mit einem Rückzug des schwarzfeldrigen Läufers nach d2 im 10. Zug eine überraschende Neuerung, die ein Bauernopfer beinhaltet. Aronian nahm das „Geschenk“ aber nicht an und spielte sicher weiter. Im Prinzip glich er die Partie aus, verbrauchte aber im Verlauf des Kampfes viel Zeit.

Die kritische Stellung entstand kurz nach dem 20. Zug. Anstatt ruhig abzuwarten, versuchte Aronian durch den Vorstoß des f-Bauern Aktivität zu versprühen. Das schwächte allerdings nur seine Stellung und Carlsen gewann, nachdem er die richtigen Leichtfiguren abtauschte, einen wichtigen Bauern. Der Rest war ein Spiel auf ein Tor und Aronian gab nach dem 38. Zug von Weiß auf.

Kräftiger Handschlag zwischen Carlsen und Aronian | Foto: Maria Emelianova

Kurze Zeit nach Carlsen gewann Georg Meier mit Schwarz gegen Viswanathan Anand. Als der Weltmeister dem Deutschen im Flur über den Weg lief, schaute Carlsen kurz und meinte „gar nicht schlecht, gar nicht schlecht…“. Keine Frage, Meier gelang eine Überraschung, zumal er mit Schwarz siegte. Aber wer genauer hinschaut, erkennt, dass Meier fast ein Angsgegner für Anand ist, denn er hat noch nie gegen den gebürtigen Trierer in einer klassischen Partie gewonnen.

In der achten Runde wählte Meier mit Schwarz seine geliebte Rubinstein-Variante der Französischen Verteidigung. Anand verbesserte eine Vorgängerpartie, geriet aber ab dem 20. Zug auf dem Holzweg. Meier ging mit seiner Dame frech aber völlig korrekt auf Bauernraub und stand plötzlich besser. Der deutsche Großmeister verpasste im 25…Zug einen vorentscheidenden Vorstoß mit seinem b-Bauern, doch er holte das einige Züge später nach.

[pgn url=“https://www.chess-international.com/wp-content/uploads/2019/04/chess24-grenke-chess-classic-2019-7.pgn“ game=3]

Anand hätte den Bauern nicht schlagen dürfen, doch er tat es und geriet in einen heftigen Angriff der gegnerischen Türme. Am Ende leistete er sich noch einen Fehler, wonach Meier einen Turm gewonnen hätte, aber wahrscheinlich stand er da schon auf Verlust.

Bei Anand und Meier sind die ersten Züge geschehen | Foto: Georgios Souleidis

Im Anschluss baten wir Meier natürlich vor die Kamera. Wie sich der deutsche Nationalspieler äußerte, können Sie im folgenden Video sehen:

[embedyt] https://www.youtube.com/watch?v=-NSzG0BGfO8[/embedyt]

Fabiano Caruana sorgte für die dritte Gewinnpartie des Tages. Der amerikanische Großmeister opferte in einer Katalanischen Partie auf typische Weise einen Bauern für Kompensation. Er holte sich im Mittelspiel das Material zurück und gewann sogar kurze Zeit später einen Bauern. In komplizierter Stellung neigte sich die Waagschale zugunsten der Nr. 2 der Welt, als sich Caruana das Läuferpaar sicherte. Naiditsch versuchte durch einen Gegenangriff Verwirrung zu stiften, doch Caruana agierte sehr präzise. Er gewann zwei weitere Bauern und zwang seinen Gegner nach 33 Zügen zur Aufgabe.

[pgn url=“https://www.chess-international.com/wp-content/uploads/2019/04/chess24-grenke-chess-classic-2019-7.pgn“ game=4]

Die Partie zwischen Caruana und Naiditsch ist in vollem Gange | Foto: Georgios Souleidis

Vincent Keymer errang mit einem Remis gegen Peter Svidler einen weiteren Achtungserfolg. In einer Damenindischen Partie kam der 14-jährige Deutsche durch die Eroberung des Zentrums wieder hervorragend aus der Eröffnung. Svidler wollte nicht tatenlos zuschauen. Er vereinfachte die Stellung durch Figurentausch, nahm aber die schlechtere Bauernstruktur in Kauf. Keymer hätte im Endspiel mehr Druck aufbauen können, letztendlich versandete die Partie in ein ausgeglichenes Turmendspiel.

[pgn url=“https://www.chess-international.com/wp-content/uploads/2019/04/chess24-grenke-chess-classic-2019-7.pgn“ game=1]

Keymer und Svidler rücken die Figuren zurecht | Foto: Maria Emelianova

In der längsten Partie des Tages duellierten sich Maxime Vachier-Lagrave und Francisco Vallejo Pons etwas mehr als fünf Stunden. „Paco“ wählte die Französische Verteidigung und nachdem „MVL“ mit der Vorstoß-Variante antwortete, entstand eine verrammelte Stellung mit einem geschlossenen Zentrum. Nach heterogenen Rochaden manövrierten beide Spieler auf typische Weise für diese Struktur und erst im 25. Zug wurde der erste Bauer getauscht.

[pgn url=“https://www.chess-international.com/wp-content/uploads/2019/04/chess24-grenke-chess-classic-2019-7.pgn“ game=0]

Danach manövrierten beide Großmeister bis zum 44. Zug, bevor Vachier-Lagrave einen Bauern opferte, um seine Figurenstellung zu optimieren. Letztendlich wollte keiner der Beiden das Risiko erhöhen und die Partie endete friedlich nach dem 57. Zug von Weiß, obwohl gerade mal drei Bauern das Brett verlassen hatten.

„MVL“ und „Paco“ trennten sich remis | Foto: Maria Emelianova

Tabelle der GRENKE Chess Classic nach der siebten Runde:

Rangliste: Stand nach der 7. Runde
Rang Nr. Teilnehmer TWZ 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Punkte Siege
1. 1. Carlsen, Magnus 2845 ** ½ ½ ½ 1 1 1 1 5.5 4
2. 2. Caruana, Fabiano 2819 ½ ** ½ ½ ½ 1 ½ 1 4.5 2
3. 3. Svidler, Peter 2735 ½ ** ½ 1 0 ½ 1 ½ 4.0 2
4. 4. Vachier-Lagrave, Maxime 2773 ½ ½ ** ½ ½ ½ ½ 1 4.0 1
5. 5. Anand, Viswanathan 2774 ½ ½ ½ ** 0 1 0 1 3.5 2
6. 6. Naiditsch, Arkadij 2695 ½ 0 0 ½ 1 ** ½ 1 3.5 2
7. 7. Aronian, Levon 2763 0 1 ½ ½ ** ½ ½ ½ 3.5 1
8. 8. Vallejo Pons, Francisco 2693 0 ½ ½ ½ 0 ½ ** ½ 2.5 0
9. 9. Meier, Georg 2628 0 0 0 1 ½ ½ ** 0 2.0 1
10. 10. Keymer, Vincent 2516 0 0 ½ 0 0 ½ 1 ** 2.0 1

Die 8. Runde findet am Sonntag den 29. April statt und beginnt um 15 Uhr. Die Paarungen lauten wie folgt:

Paarungen der 8. Runde (28.04.2019 / 15:00)
Tisch TNr Teilnehmer TNr Teilnehmer Ergebnis
1 10. Vallejo Pons, Francisco 9. Naiditsch, Arkadij  –
2 1. Meier, Georg 8. Caruana, Fabiano  –
3 2. Aronian, Levon 7. Anand, Viswanathan  –
4 3. Svidler, Peter 6. Carlsen, Magnus  –
5 4. Vachier-Lagrave, Maxime 5. Keymer, Vincent  –

Die Großmeister Jan Gustafsson und Peter Leko kommentieren die Partien live ins Internet (in englischer Sprache). Vor Ort ist Klaus Bischoff für die Besucher im Einsatz.

Die Kommentatoren für die Zuschauer im Internet, Jan Gustafsson und Peter Leko | Foto: Georgios Souleidis

Text: Georgios Souleidis
Fotos: Maria Emelianova/Georgios Souleidis

Turnierseite

Resultate