Mai 14, 2024

Weltrekord: FM Marc Lang bewahrt kühlen Kopf

Interview von Marc Lang mit dem SWR nach dem Weltrekord

Normalerweise ist Schach ja ziemlich wetter unabhängig, die Anreise zu einem Wettkampf kann schon mal schwierig sein. Im rheinland-pfälzischen Annweiler aber wurde draußen gespielt, immerhin unter einem Dach, aber in tropischer Atmosphäre. Gemeint ist der Weltrekordversuch am 30. Juni 2019 beim Rheinland-Pfalz-Tag im Blind-Simultan-Schnellschach. Die Veranstalter konnten einem leid tun, deutlich weniger Besucher kamen zu diesem Ereignis als erwartet. Ganz klar: Bei Temperaturen um die 40°C blieben viele daheim. Aber einen Weltrekord kann man sich nicht entgehen lassen, also machten sich 15 Pfälzer Schachfreunde auf den Weg.

Roland Dübon (Vizepräsident des Pfälzischen Schachbundes) hatte nicht nur dafür gesorgt, dass es einen Stand des Schachbundes gab, auch das Ambiente stimmte. Doch der Reihe nach:

FM Marc Lang (DWZ ca. 2300, Oberligaspieler des SK Sontheim/Brenz) ist Inhaber mehrerer Weltrekorde in der Disziplin Blind-Simultanschach. D.h. er schaut während der Spiele gegen mehrere Gegner auf kein einziges Brett. Eine unglaubliche Gedächtnisleistung. Lediglich für den ersten Zug ging er selbst an die Bretter, um seine Gegner zu begrüßen. Von 2011 bis 2016 hatte er den Blind-Simultan-Weltrekord in Lang-Partien inne, er spielte damals in Sontheim gegen sagenhafte 46 Gegner. Beim Rheinland-Pfalz-Tag ging es nun darum, gegen 15 Gegner mit einer maximalen DWZ von 1700 im Schnellschach zu bestehen. Jeder Gegner erhielt 20 min + 5 Sek./Zug, Lang hatte 15 Mal 20 min + 30 Sek./Zug. Sein bisheriger Rekord lag bei 14 Gegnern.

Gespielt wurde an elektronischen Brettern, die die Züge gleich an den Gedächtniskünstler übertrugen. Einige fleißige Helfer übertrugen seine angesagten Züge dann jeweils auf die Bretter. Erstaunlich war u.a. wie schnell er die ersten 10 Züge an jedem Brett spielte. Denn leicht wollte es ihm keiner seiner Gegner machen. Die meisten Begegnungen wurden durch Zeitüberschreitung entschieden. Notwendig für den Rekord waren 8 Punkte, Marc erreichte am Ende sogar 13½. Ein nicht zu erwartendes Remis gelang dabei Johannes Fell, der mit seinen 1230 mehr als 1000 DWZ Punkte Differenz aufwies. Der Bellheimer Michael Hörner lehnte sogar ein Remis-Angebot ab und erzielte am Ende nach über vier Stunden den einzigen vollen Punkt.

Hut ab vor dieser Leistung: Glückwunsch an den alten und neuen Rekordhalter!

Wer Marc gegen Vincent Keymer sehen möchte, kann in der ZDF-Mediathek die Sendung abrufen: Terra X vom 30.10.2016 „Die Superhirne“ ab ca. Minute 30:00.

Immer noch beeindruckt
Dirk Hirse
Presse Pfälzischer Schachbund

Fotos: Klaus-Peter Thronicke

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