April 25, 2024

Itzehoer Schachopen 2023

Im Mai gibt es viele Feiertage und somit auch viele Schachturniere. Da mein letztes Schachturnier auch schon wieder einige Monate zurücklag, war es Zeit, wieder mal eins mitzuspielen. Meine Wahl fiel auf ein Turnier im schönsten Bundesland und ich beschloss, das Itzehoer Schachopen mitzuspielen.
Zum Glück hatte mein Vereinskamerad Jörg auch Interesse und so machten wir uns zusammen auf den Weg in den Norden.

Um die Anreise stressfrei zu gestalten, fuhren wir bereits einen Tag früher los und entschlossen uns, die Autobahn weitmöglichst zu meiden wegen der vielen Baustellen. Leider führte das dann dazu, dass wir quer durch Hamburg mussten, an einem Freitag auch nicht gerade stressfrei, die Autobahn wäre wohl doch besser gewesen. Kurz vor dem Ziel begegneten uns viele Mediziner, zumindest stand auf ihrem Nummernschild MED. Da ich dieses Nummernschild vorher noch nie gesehen hatte, schaute ich nach und war erstaunt, dass es sich um das Kennzeichen von Meldorf (Kreis Dithmarschen) handelt. MED gab es bis 1970 und ab 2015 darf es wieder verwendet werden. Also man lernt auch einiges dazu, wenn man zu Schachturnieren fährt.

Itzehoe wurde laut Wikipedia das erste Mal im 12. Jahrhundert erwähnt und bedeutet vermutlich „Weideland an der Flußbiegung“. Sie hat heute ca. 32.254 Einwohner. Leider habe ich es versäumt, Fotos zu schießen, deswegen sei auf die Fotos im langen Wikipedia Artikel verwiesen.
Laut eines ehemaligen Vereinskameraden war auch Ivanhoe schon mal in Itzehoe, aber das war wohl nur ein Wortspiel 🙂 Uwe, falls Du das hier liest, viele liebe  Grüße!

Ausgerichtet wurde das Turnier von Anke und Björn Behrend von den Schachfreunden Wilstermarsch. Anke und Björn sind dafür bekannt, dass sie bei vielen Turnieren die Liveübertragung organisieren. Das Geld, was sie dafür einnehmen, wird komplett in die Jugendarbeit gesteckt, was ich toll finde. Auch werden interessierte Jugendliche ausgebildet, wie man eine Liveübertragung betreut und durchführt. Dabei haben diese Jugendlichen auch schon interessante Schachspieler getroffen, die mit den Kindern Selfies gemacht haben. Also nicht nur tolle Liveübertragungen, sondern auch tolle Jugendarbeit vom ausrichtenden Verein!

Das Beitragsfoto meines Artikels habe ich der Facebookseite der Schachfreunde Wilstermarsch entnommen, da ich es so schön finde.
Gespielt wurde im Haus der Jugend in Itzehoe, und es war mit 113 Teilnehmern schnell ausgebucht, wobei ich mich frage, warum 113 und nicht 114 die Höchstteilnehmerzahl ist, aber vermutlich hängt das damit zusammen, dass bei 113 Teilnehmern ein Tisch weniger benötigt wird, aber dann ein Spieler spielfrei hat. Beendet haben letztendlich „nur“ 107 Spieler das Turnier.  

Die Spielbedingungen waren super, es wurde in 2 Spielräumen gespielt, und jede Partie wurde live übertragen. In den Pausen konnte man Gesellschaftsspiele spielen, draußen auf der Terrasse die Sonne genießen oder chillen oder das tolle Catering genießen. Außerdem gab es in der Nähe einen tollen Park und auch die Innenstadt war nicht weit.

Es wurden 5 Runden mit beschleunigtem Schweizer System gespielt. Beim normalen Schweizer System werden die Teilnehmer in 2 Hälften aufgeteilt, und es spielt der Erste der ersten Gruppe gegen den Ersten der zweiten Gruppe. Dies führt in der ersten Runde meist zu hohen Spielstärkeunterschieden. Beim beschleunigten Schweizer System werden die Spieler in mehr als 2 Gruppen eingeteilt (indem die starken Spieler einen Pseudopunkt bekommen), so dass die Spielstärke-unterschiede nicht ganz so hoch sind. Das kann dann dazu führen, dass nach 3 Runden ein schwächerer Spieler schon 3 Punkte hat ohne gegen einen stärkeren Gegner gespielt zu haben.
Das ist mein einziger Kritikpunkt, ansonsten fand ich das Turnier, die Turnierleitung, die Spielbedingungen und das Catering super.

In der ersten Runde bekam ich einen Spieler, der 177 DWZ Punkte mehr als ich hatte und aus irgendeinem Grund spielte ich richtig gut und konnte schön gewinnen. Jörg bekam einen schwächeren Gegner und konnte auch schön gewinnen. Anstatt sich zu freuen, jammerte er mir dann aber die Ohren voll, dass er in der nächsten Runde einen Gegner mit 0 Punkten bekam, der von der Ratingzahl aber besser war. Das hat ihn dann wohl selber so genervt, dass er die zweite Runde dann gleich verlor. Ich selber spielte gegen Jasmin mit 2064 DWZ und wunderte mich, dass ich von dieser starken Frau noch nichts gehört hatte. Als dann aber ein Mann an mein Brett kam, merkte ich, dass man sich bei den Vornamen auch irren kann. Lustigerweise kam er aus Großsachsen, was weder in Sachsen noch in Niedersachsen  liegt, sondern in der Nähe von Mannheim :-). Ich verlor und dachte, ich hätte eine chancenlose Partie gespielt, aber mein netter Gegner zeigte mir, dass ich gut mitgehalten habe und nur an einer Stelle einen Fehler gemacht habe, sonst hätte ich Chancen auf eine Punkteteilung gehabt.

Gestärkt mit einem frischen Crepes (eigentlich mag ich keine Crepes, aber dieser hier was super lecker und herzhaft, danke dafür nochmal an Anke und ihr Catering Team!) und einer leckeren Waffel ging es in die dritte Runde. Ich wurde wieder gegen einen über 150 Punkte stärkeren Gegner gepaart, kämpfte wie eine Löwin ums Remis, aber verlor wieder. Jörg hatte einen sehr jungen Gegner, der eine schöne Jacke trug mit dem Wappen meines Lieblingsfußballvereins. Sein Gegner spielte sehr stark, aber Jörg ist ein Endspielkünstler und konnte durch einen Abtausch ein Endspiel mit Minusbauern! erreichen, was er aber vorher schon als gewonnen fühlte und es dann auch schön gewann.

In der vierten Runde bekam Jörg wieder einen Jugendlichen und gewann, und ich bekam seinen Gegner aus der dritten Runde. Seine Begrüßungsworte waren „Ich dache, Sie seien jünger!“. An seinem Charme muss der Junge noch arbeiten. Aber ansonsten war er sehr nett, spielte in der Eröffnung sauber und machte dann leider im Endspiel einen Fehler, den ich ausnutzen und gewinnen konnte.

Vor der letzten Runde war ich somit auf Kurs für den Frauenpreis, der mit 100 Euro sehr hoch dotiert war, aber ich hatte es eher auf das Maskottchen des Vereins, den Pinguin abgesehen.
Meine Konkurrentinnen lauerten aber schon, Bente hatte 1,5 Punkte und in der letzten Runde einen schwächeren Gegner und Hanna, ein junges Mädchen aus meinem Zweitverein Doppelbauer Kiel hatte auch 2 Punkte, aber die schlechtere Wertung. Ihr Gegner in der letzten Runde hatte 300 Ratingpunkte mehr und ich dachte, dass es eine klare Angelegenheit war. Als ich aber nach einiger Zeit auf ihr Brett schaute, stand sie besser!

Ich selber hatte einen Jugendlichen aus der Ukraine, der auch wieder über 1900 hatte. Er spielte gegen mich eine Eröffnung, die er sonst eigentlich nicht spielt, die ich aber selber nicht so gut kann ;-). 
Allerdings er auch nicht, denn nach 6 Zügen stellte er eine Figur ein. Doch ich hatte nicht damit gerechnet und diese Figur nicht gewonnen, sondern stattdessen irgendeinen Käse gespielt statt diesen lieber zu essen.
Mit dem Sieg (wenn ich denn mit Mehrfigur gewonnen hätte) hätte ich den Frauenpreis gewonnen. Aber so streute ich nach dem nicht erfolgtem Figurengewinn leider mal wieder einige Ungenauigkeiten ein und verlor die Partie. Hanna spielte Remis, holte dadurch aber nicht den Frauenpreis, da Bente, die ihre Partie gewinnen konnte, eine bessere Wertung hatte und somit diesen Preis (und den Pinguin :-() gewann. Herzlichen Glückwunsch an beide!

Jörg spielte gegen den starken Åke Fuhrmann vom HSK und jammerte mir vor der Partie wieder die Ohren voll, dass er zum dritten Mal Schwarz hatte, aber er hatte seine anderen beiden Schwarzpartien doch gewonnen. Und gegen Åke spielte er auch eine schöne Partie, aber er gewann sie nicht, sondern spielte „nur“ Remis.
Damit gewann er dann den Seniorenpreis, der auch hoch dotiert war und vor allem auch noch den Wilstermarsch Pinguin.

Gewonnen hat das Turnier IM Jonathan Carlstedt, der auch passives Mitglied bei den Schachfreunden Wilstermarsch ist, mit 4,5 Punkten vor FM Tobias Kügel aus Kirchweyhe, der kein Jugendlicher aber jugendliche Hitze ausstrahlte, da er einige Partien leicht bekleidet absolvierte. Mein Gegner aus der zweiten Runde wurde Vierte und mein Letztrundengegner bester Jugendlicher U12. Somit habe ich durch meine Niederlage auch erfolgreiche Jugendarbeit betrieben.

Ein tolles Turnier ging somit zu Ende und wir fuhren zurück über die Autobahn, was dann doch etwas schneller ging. Und die Wolfsburger Fußballfrauen haben sich am Ende dieses Tages  gegen Arsenal durchgesetzt und sich ins Endspiel der Champions League gespielt, so dass es auch für mich ein versöhnlicher Abschied war.

Wenn es wieder Pinguine zu gewinnen gibt, bin ich auch beim nächsten Itzehoer Open dabei, denn mein Vereinskamerad rückt seinen Pinguin nicht raus.

Endtabelle bei Chess-Results

Homepage der Schachfreunde Wilstermarsch