April 24, 2024

Schach und Quantenphysik: Das SCHACH-Prozess-Modell (Update 2023)

Schach und Quantenphysik: Das SCHACH-Prozess-Modell (Update 2023), Teil 1

 

„Wenn man sehen könnte, was im Kopf eines Schachspielers vor sich geht, würde man eine aufregende Welt finden, voller Sinnesempfindungen, Bilder, Bewegungen, Leidenschaften und ständig wechselnder Bewusstseinszustände. Verglichen damit sind unsere besten Beschreibungen nur stark vereinfachte Konzepte“

Alfred Binet (1893 / 1966, S. 162)


„Man muß die Dinge so einfach wie möglich machen. Aber nicht einfacher“ Albert Einstein

Komponenten, Prozesse, Strukturen und kognitive /  neuronale Mechanismen

Das unten präsentierte „SCHACH-Prozess-Modell“ (SPM) stellt den Versuch dar, relativ umfassend zu sein und dennoch übersichtlich zu bleiben. 

Informationsverarbeitung und Schachgedanken(verläufe)

Menschliche Informationsverarbeitung und vielfältige Schachgedanken werden als kognitive Prozesse und mentale Fähigkeiten dargestellt. Diese können mittlerweile auch als neuronale Aktivitäten / Mechanismen sowie tiefergehend teilweise als Quantenprozesse verstanden werden.

Grundlagen

Durch Sinneswahrnehmung entsteht ein subjektives Abbild von der Situation auf dem Brett und der Lage. Dabei und danach laufen ganzheitliche, komplizierte, unbewusste und bewusste Prozesse ab. Hinsichtlich Wahrnehmung, Gedächtnis, Wissen, Mustererkennung (Chunks & Pattern), Vorstellungsvermögen und Konzentration sowie Schachliches Denken: Zugsuche und Zugwahl, Intuition, Kreativität, Planung, Berechnung und Stellungsbewertung, Entscheidung, Handeln.

Auf 35 Seiten wird dies ausführlich dargestellt in meinem Buch Schachpsychologie 1988 & alle späteren Auflagen: Kap. 19 und 20. So ausführlich brauchen wir es hier nicht.

130 Jahre Forschung

Schachspieler und Forscher betonen unterschiedliche Aspekte des schachlichen Denkens und der Schachfähigkeit. Dieser Beitrag stellt einen integrierten Ansatz vor, welcher die zahlreichen Komponenten erfolgreichen Schachspielens berücksichtigt. Er beinhaltet auch einige bislang vernachlässigte Elemente wie Motivation und psychologisch-orientierte Spielweise.

SCHACH-Prozess-Modell (Update 2023)

Sinneswahrnehmung

Chunks & Pattern: Mustererkennung, Aufnahme, Speicherung, Abruf von Schachkonstellationen


Hypothesen, Intuition und Ideen; Erwartungen über gute Züge und Pläne, determinierende Tendenzen

Arbeitsgedächtnis: gesammelte Informationen zu Partie und Position einschliesslich psychischer & psychologischer Aspekte, kontinuierlich updated

Cognitive Analyse und Verarbeitung: Berechnung & Bewertung; Berücksichtigung psychischer bzw. motivationaler & emotionaler Zustände und Faktoren; Auswahl und Überprüfung mittels neuronaler Aktivitäten, die wechselwirken, sich verschränken oder überlagern

Handeln: Zug ausführen, Remis anbieten/annehmen bzw. Aufgeben

Das „SCHACH-Prozess-Modell“ des menschlichen Schachspielens bietet eine Zusammenschau und Weiterentwicklung  wichtiger psychologischer & wissenschsftlicher Erkenntnisse zum Denken und Handeln im Schach. Das SPM wurde erstmals 1988 in meinem Buch Schachpsychologie vorgestellt und seither erweitert.

Und es bleibt die Frage: Ist es zu einfach oder nicht einfach genug zur Beschreibung des mentalen Hauchs und der Gehirnstürme beim Schachspielen? Wie sehen Sie das?

Dr. Reinhard Munzert