April 16, 2024

Frauenbundesliga: Siege für Baden-Baden, Deizisau, Hamburg und Harksheide

Nachdem mein letzter Bericht zur Frauenbundesliga eher um die Spiele ging, die nicht stattfanden, geht es hier und jetzt um die Begegnungen, die stattfanden. In Norderstedt waren alle vier Mannschaften am Start, in Deizisau drei – KissChess trat zu den ersten beiden Runden nicht an, daher gab es hier nur zwei Begegnungen: Baden-Baden und Deizisau spielten jeweils gegen Rodewisch. Wie der Deutsche Schachbund mit dem Nichtantritt von KissChess umgehen wird, wird man sehen – dem vorausgegangen war ein reger Mailverkehr zwischen der Bad Kissinger Mannschaftsleitung und den Verantwortlichen beim Deutschen Schachbund.

Doch jetzt zu den Geschehnissen auf den Brettern. Dank der Liveübertragung bei Chess24 und den Bildberichten der Verantwortlichen (Thilo Gubler, Andreas Albers, Eberhardt Schabel) konnte man den Geschehnissen in Norderstedt und Deizisau prima folgen.

Spielort Deizisau

Die Gastgeber bemühten sich sehr um Corona-konforme Spielbedingungen, sogar Plastikschilde zwischen den Spielerinnen wurden installiert. Am Samstag spielte zunächst die OSG Baden-Baden gegen Rodewisch, und als man die Aufstellungen beider Mannschaften sah, lag durchaus eine Überraschung im Bereich des Möglichen: nach Elo war gerade an den hinteren Brettern Rodewisch sogar leichter Favorit. Offenbar waren zu viele Baden-Badener Spielerinnen in Sachen WM unterwegs. Anna Muzychuk sprang zum Beispiel ganz kurzfristig für Almira Skripchenko als offizielle Kommentatorin der Fide ein, und so war aus dem Stammsechser nur Elisabeth Pähtz am Start, und an Brett 6 gab Nachwuchsspielerin Rebecca Doll ihr Bundesligadebüt. Die Debütantin führte sich gleich mit einem Sieg gegen die nominell deutlich stärkere Natalie Kanakova ein. Josefine Heinemann unterstrich ihre aktuell gute Form mit einem klaren Sieg gegen Zuzana Hagarova. Am Ende stand ein klarer 4,5-1,5-Sieg gegen einen Gegner, gegen den man in der Vorsaison noch einen wichtigen Punkt liegengelassen hatte.

Am Sonntag schaffte Deizisau ebenfalls einen glatten Sieg gegen Rodewisch, am Ende stand es sogar 5-1. Damit ging der Saisonauftakt für die Schachmiezen kräftig daneben, gegen nominell gleichwertige Gegner gab es zwei deutliche Klatschen, und gerade die SF Deizisau zeigten, dass auch diese Saison wieder mit ihnen zu rechnen ist.

Baden-Baden

Spielort Norderstedt

Hier war es deutlich spannender als in Deizisau. Harksheide und Hamburg trafen auf HSK-Angstgegner Lehrte und auf Aufsteiger Hemer. Am Ende blieben auch hier alle Punkte zu Hause, doch der Reihe nach. Harksheide schaffte zwei wichtige Siege gegen Lehrte und Hemer, was den Norderstedtern vermutlich eine Saison ohne Abstiegssorgen bescheren wird. Gegen Lehrte stand Anamarija Radikovic gegen Stefanie Düssler schon nach wenigen Zügen fast auf Gewinn, nachdem die Lehrter Spielerin offenbar in eine vorbereitete Variante im geschlossenen Sizilianer lief, die sie nicht kannte. Trotz der Lehrter Niederlage feierte Rita Yaghi einen Topeinstand in der Bundesliga. Vor drei Jahren kam sie als Flüchtling aus Syrien nach Deutschland und lebte zunächst in Marburg, wo sie 2018 überraschend das Marburger Open gewann, und zog kürzlich nach Hannover. Anfang des Jahres widmete der NDR ihr eine Dokumentation. In der eigentlich als harmlos angesehenen französischen Abtauschvariante gewann sie gegen Carina Brandt in nur 21 Zügen. Das blieb aber der einzige Sieg für Lehrte, am Ende gewann Harksheide 4-2. Spannend war es zwischen Hamburg und Hemer. Hier lag lange eine Überraschung in der Luft, aber am Ende hielt beim Stand von 3-2 für Hamburg Judith Fuchs ihre Stellung gegen Iulia-Ionela Ionica nervenstark zum Remis zusammen und sicherte den knappen Hamburger Sieg.

Judith Fuchs verteidigt erfolgreich ihre Stellung gegen Iulia-Ionela Ionica zum 3,5-2,5

Am Sonntag gewann Hamburg mit 4,5-1,5 gegen Lehrte und ließ diesmal gegen den Angstgegner der letzten Jahre nichts anbrennen, für den Sieg sorgten Monika Socko am Spitzenbrett gegen Fiona Sieber, Sarah Papp und Alina Zahn, die restlichen Partien endeten Remis, am schnellsten ging es zwischen Marine Zschischang und Judith Fuchs – Judith Fuchs war vermutlich noch erschöpft von der Abwehrschlacht am Vortag und hatte daher gegen ein Schwarzremis wenig einzuwenden.

Corona-konforme Begrüßung zwischen Nicole Manusina und Sarah Papp
Rita Yaghi-Lyubka Genova
Harksheide

Harksheide schaffte ebenfalls den zweiten Sieg des Wochenendes, gegen Hemer gab es ein 4-2. Dabei war das Zustandekommen des Sieges von Julia Antolak gegen Elena Cosma unklar, die Schlussstellung war eher Vorteilhaft für die Rumänin. Eigentlich kann es sich nur um eine Zeitüberschreitung handeln. Den Sieg klar machten die hinteren Bretter Carina Brandt und Inken Köhler.

Alle Partien des Wochenendes können hier nachgespielt werden, hier der Link zu der Ergebnisseite des Deutschen Schachbunds.

Wie es in der Frauenbundesliga weitergeht, wird man sehen. Die nächste Doppelrunde ist für den 19./20. Februar angesetzt, außerdem müssen die Begegnungen in Leipzig noch nachgeholt werden, und natürlich steht auch das weitere Vorgehen in Sachen des Nichtantretens von KissChess aus.