Oktober 11, 2024

Aufstand der Schach-Damen

Liebe Schachfreundinnen und -freunde,

Schach hat nur eine gute Zukunft vor sich, wenn es für alle Geschlechter attraktiv ist. Dank vieler Aktivitäten der DSJ wie den Mädchen- und Frauenschachkongressen, vielen Workshops, der Betreuerinnenausbildungen.. wurde der Samen bereits gelegt.

Olga Birkholz ist die erste Vize-Präsidentin (Sport) in der Geschichte des Deutschen Schachbundes, sie hat sich dies tapfer vor dem Sportgericht erkämpft. Jetzt kandidiert sie als Präsidentin des Deutschen Schachbundes, Gulsana Barpijyva kandidiert zudem als Vizepräsidentin Finanzen. Ich finde diese Entwicklung sehr gut! In jeder Vorstandschaft von jedem Schachclub, bei jeder Schachjugend, bei jedem Landesverband muss die Zahl der Frauen dramatisch erhöht werden.

Das Problem ist, beim Kongress des Deutschen Schachbundes sind Frauen leider extrem unterrepräsentiert, Diana Skibbe ist hier die löbliche Ausnahme als Präsidentin von Thüringen, ansonsten ist es eher eine Männergesellschaft, was geändert werden sollte. (In München war bei den Versammlungen immer nur eine Frau da, Erika Stegmaier und sie war eine sensationelle Vorsitzende von München)

Vor zwei Jahren beim Kongress in Magdeburg kandidierte eine Frau als Referentin, worauf ein Ex-Präsident vor allen Leuten ein Loblied auf ihre Schönheit hielt. Die Zeiten ändern sich und das ist in dem Fall auch gut so. So etwas wird an diesem Ort nie wieder passieren!

Viele Grüße

Walter Rädler


Frage 1: Hallo Olga, bitte stelle dich bitte vor!

Mein Name ist Olga Birkholz, Diplom Wirtschaftsingenieurin FH, 1961 geboren, verheiratet, lebe mit meinem Mann in Trebgast (Bayern). Die Kinder sind bereits groß und haben selbst schon Nachwuchs.

Seit frühester Kindheit im Alter von circa 5 Jahren habe ich mit Schachspielen begonnen, und es bestimmt bis heute mein Leben in ganz vielen Bereichen. Es ging weiter mit dem Schulschach, Vereinsschach, Betriebsschach, Meisterschaften, Europa- und Weltmeisterschaften. Aktuell bin ich Bayerische Meisterin 2020 und FIDE Meisterin. Meine Erfahrung und Erfolge als Schachspielerin im Breiten- und Leistungssport sind umfangreich.

Seit 1986 bin ich als Schach – Funktionärin unterwegs: Organisation von Turnieren, Trainerin, Projektleiterin und Schach-IT-Beraterin. Dank 35 Jahre Vereinsarbeit und 40 Jahren im Beruf profitiere ich von meinen Kontakten und meiner Erfahrung.

Im Jahre 2016 übernahm ich gern die Aufgabe als ehrenamtliche Ausbildungsreferentin im Bayerischen Schachbund. Ich engagiere mich für den Schachsport in Deutschland, für die Förderung der Frauen und Mädchen, für die Menschen mit Behinderung und Migrationshintergrund. Integration durch Sport habe ich selber erlebt.

Seit 2019 arbeite ich ehrenamtlich für den Deutschen Schachbund e. V. als Vizepräsidentin Sport. Vorher im Jahr 2017 wurde ich durch den Bundeskongress des DSB zur Ausbildungsreferentin gewählt und bin in dieser Position aktuell auch tätig. Mindestens 1.950 Stunden war ich in den letzten zwei Jahren in DSB-Funktionen (Vize-Präsidentin und Ausbildungsreferentin) ehrenamtlich tätig.

Um das Potential der Spieler, Sportler:innen, Mitglieder und Funktionäre des DSB noch besser zu nutzen, mehr Freude den Mitglieder und Interessenten im Schachsport anbieten zu können, kandidiere ich auf das Amt der Präsidentin des DSB für die Wahlperiode 2021 – 2023.

Als Präsidentin des DSB werde ich die folgenden Schwerpunkte in Zielen des DSB setzen.

1. Nach Corona sind die Werte und Weiterentwicklung des Schachsports neu zu entscheiden.
2. Kompetenzen des Hauptamtes und Ehrenamtes fachgerecht nutzen.
3. Transparenz und Kontrolle der Geschäfte des DSB.
4. Breitensport und Leistungssport unter einem Verantwortlichen Vizepräsidenten/in zusammenlegen. Die Position des Sportdirektors stärken und mit neuen Aufgaben ausschreiben lassen.
5. Strukturen und Konzepte im Leistungssport erneuern.
6. Vertretung bei nationalen und internationalen Organisationen, Institutionen und Firmen intensivieren und ausbauen.

Frage 2: Du bewirbst dich als Präsidentin des Deutschen Schachbundes. Was sind deine Ziele?

Statt dem Präsident kommt eine Präsidentin. Das ist für die Entwicklung des Schachdeutschlands sehr wichtig
• Ansprüche der Schachspielerinnen und Schachspieler aller Altersgruppen wahrnehmen
• Zusammenarbeit mit Mitgliedsverbänden des Deutschen Schachbundes zufrieden stellen

Die Schachspieler:innen kommen aus Landesverbänden und Vereinen, aus Großstädten und kleinen Dörfern. Wir müssten neue Angebote für allen Zielgruppen und Altersklassen schaffen. Das Interesse an Informationen bzgl. der Mitgliedschaft in einem Schachverein und an Schachspiel sind in der Corona Zeit sehr gestiegen. Zurzeit bietet Deutscher Schachbund umfangreiche Informationen und Services, die wir mit dem neuen Präsidium und Referaten der DSB und Landesverbänden zusammen überprüfen und wirtschaftlich ordnen müssten, um das Schachspiel moderner und abwechslungsreicher zu gestalten.

Frage 3: Du bist die erste Frau in der Vorstandschaft des Deutschen Schachbundes. Du hast dem Leistungssportressort vorgestanden. Wie ist dein Rückblick?

Um die erste Frau in der Vorstandschaft des Deutschen Schachbundes zu werden, müsste ich Männereigenschaften einsetzen. Dazu gehörten vor allem: Nachhaltigkeit, Zielorientierung und Pragmatismus Dass meine Arbeit ehrenamtlich und mit viel Zeit verbunden ist, wurde es mir bewusst. Meine berufliche Erfahrung und Schachkenntnisse halfen mir dabei.

Im Präsidium setzte ich auf Diplomatie. Ohne Landesverbände und deren Vertreter ist meine Arbeit nicht möglich gewesen. Die freundliche Unterstützung der einzigen Präsidentin des Thüringer Schachverbandes Diana Skibbe möchte ich hier hervorheben und mich bei Ihr und anderen Funktionären bedanken. Insgesamt bin ich mit Ergebnissen zufrieden. Schachsport Deutschland ist auf dem guten Weg.

Zur Säule Sport gehören fünf Referate: Senioren, Frauen, Spielbetrieb, Schiedsrichter und Leistungssport. Die Referate und deren Kommissionen in diesen Bereichen arbeiten übergreifend zusammen. Leistungssport hat eine besondere Stelle, weil die Arbeit dieses Referates nach sportlichen Ergebnissen gemessen wird.

Im Senioren- und Jugendbereich sind wir besonders gut. Bei den Meisterschaften dieser Altersklassen haben wir umfangreiche Europa- und Weltmeister: innen. Warum klappt es nicht im Leitungssport? Diese Frage hatte ich oft den Kader und zuständigen Funktionären im Präsidialausschuss Sport gestellt. So wie unser Strukturplan vor Jahren beschlossen wurde, sind wir jetzt zu langsam, um auf die Bedürfnisse des Schachsports zu reagieren und dadurch nicht wettbewerbsfähig um Medaillen und Titels zu holen.

Eine Notwendigkeit der Veränderungen in diesem Bereich ist sichtbar. Im Verein arbeiten und spielen alle Mitglieder ehrenamtlich. Der Leistungsdruck durch Corona und fehlende Turniere sind nachvollziehbar. Durch eine Initiative der Aktivensprecher konnten die in Vergangenheit gesammelten Probleme aufgeräumt werden. Die Athleten entschieden mehrheitlich, was für sie gut ist. Die Prüfung der Ausgaben im Leistungssport läuft bereit. Ich bin überzeugt, dass die messbaren Erfolge bald zu verbuchen sind.

Gerade hat die Frauenmannschaft die Bronzemedaillen in Mitropa Cup 2021 überzeugend verdient. Zwei hervorragende Frauen und drei Männern fahren im Juli zum World Cup 2021 nach Sotschi.

Frage 4: Es bewerben sich für Schachbund-Verhältnisse sehr, sehr viele Frauen. Kannst du diese vorstellen?

Alisa Frey – Mitglied Kommission Leistungssport
Tatjana Melamed – Mitglied Kommission Leistungssport
Sandra Schmidt – Referentin für Breitenschach
Anna Maria Mondry – Referentin für Öffentlichkeitsarbeit
Gulsana Barpijyva -Vizepräsidentin Finanzen

Ich freue mich, dass aktuell sechs Frauen beim Bundeskongress 2021 kandidieren. Alle sind exzellent, schon das Ereignis, dass sie sich der Wahl und Öffentlichkeit gestellt haben, finde ich sehr wichtig. Die Ideen jeder einzelnen Kandidatin sind sehr beachtlich. Allen Kandidatinnen wünsche ich viel Erfolg und Freude..
Unter dem Link findest Du die Infos zu den Bewerbern Bundeskongress 2021 – Deutscher Schachbund – Schach in Deutschland

Frage 5: Wie wird es mit dem Mädchen- und Frauenschach weitergehen?

Das höchste Gremium des Mädchen- und Frauenschachs in Deutschland ist der jährlich stattfindende Mädchen- und Frauen-Kongress. Nach der Umstrukturierung werden die zwei Vereine DSJ und DSB sich darum kümmern, dass diese sehr gefragte Veranstaltung weiterhin stattfindet.

Ich bin mir sehr sicher, dass die in der Vergangenheit angefangenen Projekte und Initiativen im Mädchen- und Frauenbereich fortgeführt werden. Du hast diese Projekte finanziell im DSB unterstützt. Vielen Dank dafür!

Das Referat Frauenschach im DSB trägt eine Verantwortung für den Spielbetrieb der Frauen und Mädchen in Deutschland insgesamt. Die Jugendlichen bekommen meistens ein Rabatt bei Teilnahmen in Turnieren.

In Zukunft sind die Deutsche Schachjugend mit Jugendorganisationen der Mitgliedsverbänden für junge Mitglieder und Schachinteressenten in der Schule zuständig. Aus dem Jugendschach bekommt der DSB die Schachtalente für den Kadergruppen.

Der Deutsche Schachbund plant, die talentierten und interessierten Mädchen in Lehrgängen intensiv zu schulen. Im Leistungssportbereich besteht noch ein Wunsch, eine Fördergruppe „Prinzessinnen“ zusammen mit Landesverbänden baldmöglichst zu bilden. Hier sind wir auf die Sponsoren und Stützpunkte der Landesverbände angewiesen.