Vom 30.01. bis 02.02. fand der Nord-West-Cup in Bad Zwischenahn mit rund 400 Teilnehmern statt.
Ich bin überglücklich, denn ich konnte die A-Gruppe vor einigen GMs und IMs gewinnen. Mit 6 Punkten aus 7 Partien habe ich eine Performance von 2530 und ein Plus von 42 Elopunkten erspielt.



In der Startrangliste war ich an Platz 11 gesetzt. Ich kam in der ersten Runde gut ins Turnier und gewann souverän gegen Ulrich Woestmann. In Runde 2 geriet ich gegen Yannik Kather leicht ins Schlingern und merkte wie sich meine Stellung zu verschlechtern drohte. Daher bot ich Remis an, was mein Gegner annahm. Danach folgte eine lange Partie gegen Olaf Giel, in der ich versuchte, aus einer leicht angenehmeren Stellung gegen den Isolani etwas herauszuholen. Viele Züge verteidigte sich mein Gegner zäh, bis ihm schließlich bei einem schnellen Zug ein Fehler unterlief und ich die Chance hatte, einen Bauern zu gewinnen. Nun musste ich nur noch aufpassen, in Zeitnot nicht in eine Springergabel zu laufen und konnte meinen Mehrbauern letztendlich zum Sieg verwandeln. So stand ich bei 2,5/3 und hatte mich mittlerweile an Brett 3 vorgearbeitet.
Dort spielte ich in Runde 4 mit Weiß gegen CM Bas De Boer aus den Niederlanden. Wir bekamen eine Maroczy-Struktur aufs Brett, in der wir beide einige Züge hin und her manövrierten bis sich mein Gegner schließlich mit g5 am Königsflügel schwächte. Diese Schwächung konnte ich ausnutzen, indem ich zuerst seine Schwerfiguren am Damenflügel abschnitt, um dann am Königsflügel anzugreifen.

Hier gewann ich mittels 31.Ld2 Da6 32.Sg3 einen wichtigen Bauern. Ld2 ist wichtig, um die schwarze Dame noch schlechter zu stellen (von a5 kann sie sonst manchmal mit Schachs auf e1 nerven). Nach Sg3 hingen dann zwei Bauern auf f5 und f4, die Schwarz nicht beide gleichzeitig decken konnte. Nach überstandener Zeitnotphase konnte ich auch diese Partie gewinnen.
Als nächstes spielte ich mit Schwarz gegen FM Mikkel Jacobsen (2345) aus Dänemark. Er spielte ein eher seltenes Abspiel in der englischen Eröffnung. Trotzdem kannte ich mich in der Eröffnung gut aus und hatte so nach der Eröffnung einen großen Zeitvorteil. Die zwei wichtigsten Augenblicke in der Partie waren folgende:
1.

Mein Gegner hatte im letzten Zug mit seinem Läufer meinen Springer auf f6 geschlagen. Nun war die Frage wie man am besten zurückschlägt. Schlägt man mit der Dame, hat der Bauer e4 nur noch eine Deckung, ist aber zwei Mal angegriffen. Schlägt man mit dem Bauern auf f6, hat man sich die Struktur zerstört. Ich traf die richtige Entscheidung: 18…Dxf6! Der Bauer auf e4 ist für Weiß tabu wegen 19.Lxe4 Txe4! (Qualitätsopfer) 20.Dxe4 Lc6 (Spieß auf die Dame und den ungedeckten Turm auf h1) und Schwarz gewinnt eine Figur.
2.

Im letzten Zug hatte ich mit Td4 den weißen Springer auf c4 angegriffen. Wenn ich den Turm auf b4 vertreiben kann, würde der Springer auf c4 hängen. Daher versuchte Weiß mit 25.Sb5 meinen Td4 wieder loszu werden. 25…Sa6! funktioniert hier aber trotzdem: 25…Sa6 26.Sxd4 Dxd4 und der Turm muss weichen. Mit Schwarz bekommt man so zwei Leichtfiguren gegen einen Turm mit einer Gewinnstellung, in der mein Gegner zügig aufgab.
Nun führte ich mit 4,5/5 zusammen mit IM Aljoscha Feuerstack und GM Alexander Bagrationi das Turnier an. Am letzten Tag waren diese beiden Titelträger meine Gegner. In Runde 6 spielte ich mit Schwarz gegen IM Aljoscha Feuerstack (2470). In einer ausgeglichenen Stellung wich mein Gegner lange dem Damentausch aus, um nicht in ein remises Endspiel abzuwickeln. Das sollte er jedoch bereuen, denn auf einmal wurden meine Schwerfiguren extrem stark.

Türme gehören auf die zweite Reihe, also stellte ich im letzten Zug meinen Turm nach e2. Mein Gegner antwortete mit 27.Tc1. Wohin nun mit der Dame? Dazu stellte ich mir die Frage, was ich denn gerne mit meiner Dame machen würde: Natürlich wäre es ein Traum, auf f2 zu schlagen und auf g2 Matt zu setzen. Also: 27…Df7! Und Weiß steht auf Verlust. Es folgte 28.f3 Sc4 (Gabel) 29.Db3 b5.

Hier kann sich Weiß vor lauter Drohungen nicht mehr retten, der Ld2 hängt, die zweite Reihe ist zu schwach und die Dame droht zum Mattangriff anzusetzen. Es folgte Td1 De7 Lf4 Dh4 und mein Gegner gab sich geschlagen. Es gibt keine Verteidigung gegen Dxf4 und Df2+. 0-1
Da GM Bagrationi ebenfalls gewann führten wir zusammen mit 5,5/6 das Turnier an und spielten in der letzten Runde gegeneinander. Meine Buchholz sah vor der letzten Runde leicht besser aus, sodass ich das Remisangebot meines Gegners annahm. So war mir der erste oder zweite Platz sicher.
Zum Glück spielten meinen Gegner in der letzten Runde gut, sodass ich meinen Buchholzvorsprung behielt. Damit war der Turniersieg perfekt!

Übrigens: Genau vor 10 Jahren habe ich als Zwölfjährige in Bad Zwischenahn das B-Turnier gewonnen. Und nun – 10 Jahre später – das A-Turnier. Bad Zwischenahn ist und bleibt mein absolutes Lieblingsturnier! 😊 Damals gab es folgenden Bericht: https://www.schachbund.de/news/maedchenpower.html
Bis bald,
eure Lara



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