Dezember 14, 2024

Historischer deutscher Erfolg bei der Senioren-WM: Knaak und Burchardt sorgen für doppeltes WM-Gold und „totales Glück“

 
Rainer Knaak und Brigitte Burchardt

23 Grad Wassertemperatur, kilometerlange Sandstrände – hier lässt es sich gut erholen. Und auch erfolgreich spielen. Extrem erfolgreich. Bei den Seniorenweltmeisterschaften auf der Atlantikinsel Porto Santo haben im 202-köpfigen Teilnehmerfeld, darunter 24 Großmeister und 32 Internationale Meister, zwei deutsche Senioren aufgetrumpft: GM Rainer Knaak wurde neuer Weltmeister in der Altersklasse Ü65, ebenso wie WIM Brigitte Burchardt. Ein deutscher Doppelsieg. Ein historischer Erfolg.
Der 71-jährige Leipziger Knaak ist der erste Deutsche, der diesen Titel errungen hat – und vergeben wird er bereits seit 1991. Er gewann das Turnier mit 8,5 Punkten aus elf Partien und setzte sich dabei in einem Feld von 89 Teilnehmern durch, gefolgt von drei Spielern mit jeweils 8,0 Punkten, darunter IM Christian Maier vom SC Emmendingen, der den 4. Platz belegte. Die jeweils sechs Punkte von FM Hans-Joachim Vatter, FM Christoph Frick und FM Boris Gruzmann können sich ebenfalls sehen lassen.
Aber vor allem bei Knaak war die Freude immens. Er, der nun wirklich an Titeln so reich ist wie kaum ein anderer hierzulande, der schon in seiner Jugend alles gewonnen hat, was es im DDR-Schach zu gewinnen gab – auch für ihn war das ein besonderer Tag. „Es war schön zu sehen, wie sehr er sich gefreut hat“, sagte WIM Ingrid Lauterbach, Präsidentin des Deutschen Schachbundes. Sie konnte vor Ort gleich beiden Titelträgern gratulieren.
Knaak – eine deutsche Schach-Legende. Bereits mit 20 Jahren verlieh ihm die FIDE den Titel Internationaler Meister und bereits zwei Jahre später den Titel Großmeister. Eine immense Leistung, weil es damals viel weniger Turniere als heute gab – und die Latte für Titelnormen deutlich höher hing. Wer weiß, wie weit Knaak im Weltschach gekommen wäre, hätte er regelmäßig an Welt- und Europameisterschaften und Schacholympiaden teilnehmen können. Doch bremste ihn der Sportbeschluss der DDR-Führung aus, sich ausschließlich auf olympische Medaillen zu konzentrieren. So war für ihn nach seiner ersten Olympiade-Teilnahme 1972 in Skopje für 16 Jahre Olympiaden-Pause. Stattdessen heimste er Turniersieg um Turniersieg ein, auch international – und marschierte 1979 nach Abschluss seines Mathematikstudiums zu seiner besten Platzierung in der Weltrangliste: auf Platz 25. Der Senioren-WM-Titel ist für den Taktikfuchs nun eine weitere, späte Krönung.
Und auch für die Brandenburgerin WIM Brigitte Burchardt war es nur zwei Wochen nach dem Titelgewinn als Europameisterin ein Erfolg, der sie „total glücklich“ machte. Mangels Teilnehmerinnen gab es zwar kein eigens Ü65-Turnier, aber ihr zehnter Platz im 33köpfigen Gesamtklassement der Frauen (mit sechs Punkten lag sie 2,5 Zähler hinter der Gesamtweltmeisterin IM Masha Klinova aus Israel) bedeutet die beste Leistung in ihrer Altersklasse. Wie sagte Burchardt so schön: „Ich habe gerade einen Lauf und spiele das Schach meines Lebens.“ Und das, wohlgemerkt, mit 70 Jahren. Zur Krönung gibt es für diesen Erfolg auch noch den Titel WGM dazu, den sie fortan tragen darf – also quasi ein doppelter Titelgewinn.
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