Mai 6, 2024

Wird sie die neue Präsidentin des Deutschen Schachbundes? Interview mit Ingrid Lauterbach

Am 20. Mai wählt der DSB eine neue Vorstandschaft. Ingrid Lauterbach hatte bis Sonntag einen Gegenkandidatin, im Augenblick ist sie die einzige Bewerberin für den Posten. Hier sind einige Fragen, um sie besser kennen zu lernen. 

1)    Sehr geehrte Frau Lauterbach, für dienenigen, die sie nicht kennen, bitte stellen sie sich vor.

Ich bin 62 Jahre alt, Diplommathematikerin, wohnhaft in Frankfurt am Main, verheiratet mit  Großmeister Klaus Bischoff. Ich spiele  seit etwa 50 Jahren Schach, ursprünglich stamme ich aus Oberfranken, nach vielen Stationen spiele ich nun  für  den Schachverein Hofheim insbesondere in der 2. Damenbundesliga. Ich war bis 1993 deutsche Nationalspielerin (Zonenturniere, Länderkämpfe, Olympiade), 1987 bekam ich den WIM Titel. danach habe ich mich beruflich nach England verändert und dann England international z.B. bei Olympiaden, Europamannschaftsmeisterschaften vertreten, zuletzt war ich bei Seniorenturnieren für England im Einsatz. In den  Ligen spiele ich sowohl in Deutschland wie in England. Außerdem bin ich inzwischen auch als Schiedsrichter tätig (z.B. bei den German Masters oder der DSAM)  und halte den Titel des Fide Arbiter.

2) Sie bewerben sich als Präsidentin des Deutschen Schachbundes. Was sind ihre Motive?

Aus meiner Sicht befindet sich der DSB in einer kritischen Phase, er benötigt eine starke Führung, jemanden der ausreichend Zeit, Motivation und Engagement aufbringen kann um die anstehenden Probleme zu lösen. Eines dieser Probleme ist die Haushaltslage, aber das ist  nicht das Einzige- wir sind in einem komplexen Umfeld- Onlineschach, Cheating, politische Gemengelage sind herausfordernd und verlangen eine starke integre Person mit entsprechender Führungsverantwortung- das traue ich mir zu.

3)    Kandidieren sie alleine oder haben sie ein Team?

Meine Kandidatur ist ja erst ein paar Tage alt- für den in Anbetracht der Haushaltslage sehr wichtigen Posten des Vizepräsident Finanzen wird in meinem Team Axel Viereck (Schatzmeister  beim sächsischen Landesverband und von Beruf Steuerberater) kandidieren- für die beiden anderen Vizepräsidenten bin ich noch im Gespräch mit möglichen Kandidaten.

4)    Welche sind ihre wichtigsten Ziele, die sie realisieren wollen, wenn sie gewählt werden?

Als allererstes muss Transparenz bzgl. der finanziellen Situation geschaffen werden und eine Stabilisierung der Haushaltslage herbeigeführt werden. Highlights wie die DSAM müssen wir weiter ausbauen, das Zugpferd der letzten Jahre- den Gipfel mit den beiden Masters müssen wir für 2024 wieder hinbekommen- dazu und nicht nur dazu brauchen wir Unterstützer, die wir akquirieren müssen. Schach boomt zur Zeit in Deutschland, insbesondere auch in Schulen und Kitas- wir müssen alles tun um daraus weitere  Mitglieder zu gewinnen. Im Leistungssport haben wir bei den Männern mit Vincent Keymer ein nicht nur sehr starken, sondern auch sehr sympathischen Großmeister, den wir auf seinem weiterem Weg begleiten müssen- wir haben mit den inzwischen erwachsenen „Prinzen“ und weiteren Nachwuchsspielern aber auch eine starke Garde dahinter, auch die Situation bei den Frauen hat sich weiter verbessert. Und schauen wir auf unsere Jugendlichen sehen wir auch ein sehr positives Bild.

Der Deutsche Schachbund hat viele Stärken, auf die müssen wir setzen und im Team transparent die Herausforderungen angehen.

5)    Präsidentin des Deutschen Schachbundes wäre eine zeitintensive Aufgabe. Ihr Kandidat, der zurüczog, wollte einen von ihm bezahlten hauptamtlichen Vizepräsident einrichten. Wie wollen sie das bewältigen?

Ich habe in der Vergangenheit als Manager für die größte deutsche Bank gearbeitet- vom Arbeitsvolumen und vom Inhalt ein sehr anspruchsvoller (aber auch spannender ) Job. Ich bin gewohnt Teams zu führen und Lösungen für Fragestellungen zu finden. Seit 1.4. habe ich ein zweijähriges Sabbatical angetreten (für diese Möglichkeit auch Lob an meinen Arbeitgeber ) und danach werde ich in Rente gehen. Das gibt mir zeitlich die Freiräume um eine solche Tätigkeit auszufüllen- aber natürlich brauche ich die Unterstützung aller die am deutschen Schach Interesse haben. Die Rückmeldungen der letzten Tage und auch die neuen Menschen die ich in diesen Tagen kennengelernt habe, bestätigen mich, geben mir Mut und Rückhalt dass wir die Krise gemeinsam bewältigen.

Vielen Dank und alles Gute! Wer weitere Fragen hat, bitte an wraedler@aol.com mailen!