(Quelle: Offenburger Tagblatt vom 23.10.2022, Maria Benz)
Mühlenbach<- Schachspieler aus Deutschland, der Schweiz und Belgien werden die Woche vom 30. Oktober bis 5. November im Schwarzwaldturnier „Roter Bühl“ in Mühlenbach verbringen, um dort ein Turnier auszutragen. Das besondere: die meisten von ihnen sind blind oder sehbehindert.
Zum achten Mal trägt der Deutsche Blinden- und Sehbehinderten- Schachbund nun schon sein Regionalturnier des Bezirks Südwest in Mühlenbach aus. „Wir finden im ‚Roten Bühl‘ die perfekte Austragungsstätte“, sagte der Organisator des Turniers, Gert Schulz. Das Hotel sei sehr übersichtlich aufgebaut, wodurch sich die Teilnehmer dort gut zurechtfinden. Die abgeschiedene Lage, weitab vom Verkehr ermögliche es ihnen zudem, ohne Risiko auch mal allein im Wald spazieren zu gehen. „Die Atmosphäre ist einfach unschlagbar“, betonte Schulz. Die freie Zeit zwischen den Spielen verbringen alle ganz individuell – die anderen nutzen den Vormittag, um sich auf ihre Gegner vorzubereiten, andere unternehmen Spaziergänge oder Ausflüge, um die Gegend zu erkunden.
Eigenes Brett
Für gewöhnlich wird das Turnier im Zweijahresrhythmus veranstaltet. „2020 wurde es im letzten Moment wegen Corona abgesagt“, erzählt Schulz. Dafür sei aber im Sommer 2021 ein Turnier veranstaltet worden. Dabei wurde als Sicherheitsmaßnahme mit Abtrennungen aus Holz oder Plexiglas als „Spuckschutz“ gespielt, Ungeimpfte wurden täglich getestet. Diese Abtrennung sollen auch beim kommenden Turnier wieder zum Einsatz kommen, informierte Schulz. Da die Spieler ja blind oder sehbehindert seien, spiele es keine Rolle, ob zwischen ihnen eine Abtrennung ist.
Beim Blindenschach hat jeder Spieler sein eigenes Brett, die Züge werden angesagt. Zum Equipment gehört zudem eine Gedächtnisstütze. Die einen nutzen ein großes Blatt Papier mit Lupe, andere ein Blindenschreibgerät oder sie sprechen die Züge leise in ein Aufnahmegerät. Die schwarzen Felder sind leicht erhöht. So können die Spieler den Unterschied zwischen den weißen und schwarzen Feldern ertasten. Die Figuren halten mit einem Metallstift in den Löchern auf den Feldern, damit sie beim Ertasten nicht umfallen. Mit einer Figur, die aus ihrer Halterung herausgeholt wird, muss dann auch gefahren werden.
Natürlich stehe Schach in dieser Woche im Mittelpunkt, für die Spieler sei das Turnier aber stets auch eine willkommene Gelegenheit, sich mal wieder zu treffen und auszutauschen. Mühlenbachs Bürgermeisterin Helga Wössner ist die Schirmherrin des Turniers. „Ich finde es wichtig, ins Bewusstsein zu rücken, dass Menschen mit Sehbehinderung so aktiv sind, sich beim Spiel der Könige austauschen können und eine gesellige Zeit zusammen verbringen“, schilderte sie.
21 Spieler haben sich für das Turnier angemeldet. Darunter sind – wie jedes Jahr – auch vereinzelte sehende Spieler, die aber allesamt einen persönlichen Bezug zum Blindenschach haben. So sei beispielsweise der Vater des Schiedsrichters, Dieter Lang aus Luzern, blind gewesen, weshalb sich Lang dem Sport sehr verbunden fühle. „Es ist auch ganz hilfreich, ein paar Sehende dabei zu haben“, sagte Schulz. „Wir kommen zwar gut zurecht, aber es wäre gelogen zu sagen, dass wir gar keine Nachteile haben.“
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