April 19, 2024

Die Remisrunde

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In der vierten Rundes des Sparkassen Chess-Meetings konnte kein Spieler den vollen Punkt erzielen. Während das Spitzenduell zwischen Leinier Dominguez und Teimour Radjabov nach wechselhaftem Verlauf durch Dauerschach remis endete, kämpften die Akteure in den drei weiteren Partien bis tief ins Endspiel, bevor sie den Punkt teilten. Damit führt Dominguez mit 3,0 Punkten weiterhin die Tabelle an. Drei Spieler folgen mit einem halben Punkt Rückstand und können im Rennen um den Turniersieg noch eingreifen.

Ian Nepomniachtchi und Radoslaw Wojtaszek trennten sich nach drei Stunden remis. In einer Variante der Najdorf-Verteidigung wählte der russische Großmeister in der Eröffnung einen frühen Damenausflug, doch darauf war Wojtaszek gut vorbereitet. „Ich folgte bis zum 16. Zug meiner Heimanalyse, doch dann spielte er einen Zug, den ich unterschätzte“, meinte er nach der Partie. Die Damen waren schon vom Brett verschwunden, doch Nepomniachtchi baute mit den restlichen Figuren im Endspiel gegen den in der Mitte befindlichen schwarzen König Druck auf.

Anstatt seinen Vorteil ruhig im Endspiel auszubauen, forcierte „Nepo“ die Ereignisse und machte es seinem Gegner dadurch leichter, das Gleichgewicht zu wahren. Es verschwanden nach und nach alle Figuren und Bauern vom Brett, bevor die Kontrahenten im 45. Zug mit nackten Königen nur noch bewaffnet den Punkt teilten.

Wojtaszek schaut nach links, Nepomniachtchi nach rechts – alles kurz vor Beginn der Partie

Die zweite Punkteteilung des Tages erfolgte eine Stunde später. Leinier Dominguez kam gegen Teimour Radjabov mit Vorteil aus der Eröffnung. Obwohl es als Spanische Partie begann, entstand eine Struktur, die von der Königsindischen Verteidigung bekannt ist. „Die Stellung ist zweifelhaft aus schwarzer Sicht“, meinte Dominguez im Anschluss und Radjabov pflichtete ihm bei. In der Analyse waren sie sich einig, dass Weiß einige gute Chancen liegen ließ im Mittelspiel, in dem Weiß die offene c-Linie kontrollierte und durch den weit vorgerückten d-Bauern Raumvorteil besaß.

Eine kritische Stellung enstand nach dem 25. Zug von Schwarz. Dominguez tauschte seinen Läufer gegen den vermeintlich starken schwarzen Springer im Zentrum, doch das erlaubte Radjabov seinen bis dahin passiven Läufer auf g7 zu aktivieren. Das gab ihm in der kommenden Phase genug Gegenspiel, als beide Seiten gegen die gegnerischen Könige vorgingen. Beide Monarchen waren unter Beschuss und Dominguez wiederholte kurz nach der Zeitkontrolle in ausgeglichener Stellung die Züge.

Radjabov führt in der Eröffnung einen Zug aus

Liviu-Dieter Nisipeanu kam gegen Kaido Kulaots trotz Anzugvorteil nicht über ein Remis hinaus. Die deutsche Nr. 1 tauschte schon im sechsten Zug die Damen und versuchte seine bessere Struktur im Endspiel zu verwerten. In der Folge schaffte er es, einen starken Springer auf f5 zu installieren, doch Kulaots tauschte den Gaul gegen seinen eigenen ab und erzwang ein Läuferendspiel. In diesem besaß Nisipeanu den besseren Läufer. Der Vorteil war aber eher symbolischer Natur, denn es gab kein Eindringen in die schwarze Stellung. Kulaots verteidigte seine Schwächen und erzwang das Remis nach 56 Zügen und fast sechs Stunden Spielzeit. „Ich habe versucht à la Ulf Andersson zu gewinnen, doch heutzutage verteidigen sich die Gegner besser“, gab Nisipeanu schmunzelnd zu Protokoll.

Kulaots (links) und Nisipeanu bereiten sich auf den Kampf vor

Die bislang längste Partie des Turniers spielten mit 6,5 Stunden Richard Rapport und Daniel Fridman. Es startete ruhig mit dem Vierspringerspiel, doch nach der Öffnung des Zentrums im 17. Zug beherrschten zahlreiche taktische Motive das Geschehen. Zuerst schien Rapport seinen Vorteil zu verspielen, indem er den Tausch der Damen zuließ, bevor Fridman im Endspiel gute Chancen liegen ließ.

Die Partie wog hin und her, doch nachdem Rapport im 50. Zug einen wichtigen Bauern gewann, befand er sich auf der Siegerstraße. Kurze Zeit später opferte er aber gleich zwei Bauern, um seine Figuren maximal zu aktivieren. Der schwarze König geriet in Bedrängnis, doch das Material war stark reduziert. Fridman verteidigte sich umsichtig und konnte das Remis nach 71 Zügen sichern.

Fridman notiert einen Zug, den Rapport ausführt

Nach einem Ruhetag geht es mit der fünften Runde beim Sparkassen Chess-Meeting am Freitag den 19. Juli weiter. Die Partien, die im Orchesterzentrum Dortmund um 15 Uhr starten, lauten wie folgt:

Teimour Radjabov – Ian Nepomniachtchi
Daniel Fridman – Leinier Dominguez
Kaido Kulaots – Richard Rapport
Radoslaw Wojtaszek – Liviu-Dieter Nisipeanu

Text und Fotos: Georgios Souleidis

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