April 19, 2024

Bremer Schulschach-Pilotprojekt feiert Schachfest auf dem Bremer Marktplatz

„3, 2, 1, Schach macht schlau!“ dröhnt es neben dem Roland, zwischen Rathaus und Bürgerschaft. Alle Kinder schreien diese Worte aus voller Kehle, nur Sekunden später kann man sich wieder in Zimmerlautstärke unterhalten. Dann sind alle voll fokussiert auf ihre Partien, heute er Stück an der Zahl. An den rund 175 Gartentischgarnituren und 500 Brettern messen sich 1000 Bremer Grundschüler im Schach. Es ist die Abschlussveranstaltung des ersten Jahres des Bremer Pilotprojektes „Schach macht schlau“, dem von Ex-Fußballnationalspieler Marco Bode und dem Verein „das erste Buch“ initiierten Programm für alle interessierten Bremer Grundschulen. Das bedeutet: eine Stunde Schach in der Woche. Die Lehrerinnen und Lehrer bekommen eine Einführung und lernen im Laufe des Jahres gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern. Rund 1500 Schüler in 70 Schulklassen sind im ersten Jahr dabei gewesen.

Die Bremer Senatorin für Kinder und Bildung Claudia Bogedan (Mitte)

„Das Spiel ist motivierend für Kinder, die haben Spaß daran. Und an allen Dingen, an denen wir Spaß haben, lernen wir auch leichter und besser. Darüber hinaus kann man sicher einfach verstehen, dass Schach ein geometrisches Verständnis fördert, planerisch vorzugehen, vorausschauend und ein stückweit logisch zu denken. Auch aufmerksam zu sein, aufzupassen. Und all diese Fähigkeiten, sagen Studien, helfen uns auch dabei, Lesen zu lernen, Rechnen zu lernen und all die Dinge zu lernen, die in der Schule wichtig sind,“ fasst Bode die positiven Effekte des Schulschachs im Interview mit Bremen Eins zusammen. Auch im Hinblick auf Inklusion und Integration könne Schach an den Schulen hilfreich sein. Der Deutsche Schachbund setzt sich daher für die Aufnahme von Schach in die Lehrpläne möglichst vieler Kindergärten und Schulen ein. „Schach macht schlau“ ist ein dabei ein Paradebeispiel für eine gelungene Zusammenarbeit zwischen Ideengebern, Sponsoren und der öffentlichen Hand, unterstützt vom Deutschen Schachbund, der Deutschen Schachjugend und der Deutschen Schulschachstiftung e.V. Deren Vorsitzender und DSB-Vizepräsident Boris Bruhn berichtet von der gestrigen Veranstaltung.

Für eine Freiluftaktion wie diese ist einige Vorarbeit notwendig gewesen. Man brauchte Glück mit dem Wetter (Petrus hatte ein Einsehen!) und eine Event-Agentur für den Aufbau von Tischen und Technik. Die Straßenbahn 3 fährt direkt über den Marktplatz, dafür gab es ebenfalls eine Lösung: 15 Azubis des Sponsors BLG Logistik sicherten jede Durchfahrt ab; auch das DRK war vor Ort für den Notfall.  Acht Mitarbeiter der Firma ChessBase losten alle Paarungen aus und informierten jede Schule, welches Kind an welchem der 500 Bretter spielen wird. Der Landesschachbund Bremen um den 1. Vorsitzenden Dr. Oliver Höpfner brachte knapp doppelt so viele Helfer auf und der Vorsitzende der DSJ Malte Ibsstand um 8 Uhr parat. Alle zusammen bauten zwischen 8 Uhr und 9 Uhr die 500 Bretter auf. Vielen Dank an alle, die das möglich gemacht haben!

Die Grundidee des Tages: Die Schülerinnen und Schüler der 43 Schulen wurden aufgeteilt in vier Teams: Esel, Hund, Katze und Hahn – die Bremer Stadtmusikanten. In ihren Partien gegen die anderen 3 Teams spielten Sie um Punkte. Wer fertig war, sollte sich melden. Von einem der rund zwei Dutzend Schiedsrichter auf dem Platz wurde ein Ergebnis festgestellt. Die erzielten Punkte wurden gleich „eingetauscht“ gegen zwei Walnüsse für einen Sieg oder eine Haselnuss bei einem Unentschieden. Die Nüsse wurden in Plastikzylinder eingeworfen, die auf einem Tisch vor der Bürgerschaft aufgestellt waren. Und welches Team nach den vier Runden die meisten Nüsse gesammelt hat, war der Sieger des Tages.

Um 10.00 Uhr begann die Veranstaltung mit kurzen Ansprachen von der Senatorin für Kinder und Bildung Dr. Claudia Bogedan, der Bürgerschaftspräsidentin Antje Grotheer und Marco Bode. „Fritz & Fertig“ Erfinder Björn Lengwenuserklärte noch einmal allen Kindern den genauen Ablauf des Turniers und so konnte der ehrgeizige Zeitplan tatsächlich eingehalten werden. „Das hier ist doch gigantisch, die Kulisse, die Kinder, einfach alles“, freute sich auch ChessBase-Geschäftsführer Rainer Woisin. Die meisten Nüsse sammelte das Team „Hahn“. Wer den schicken Stadtmusikanten-Pokal für ein Jahr mit in die Schule nehmen durfte, das entschied das Los: Es war die Schule an der Lessingstraße. Herzlichen Glückwunsch! 

Direkt im Anschluss gab es eine Info-Veranstaltung für neue Interessenten am Programm. „Es ist zwar die Abschlussveranstaltung für dieses Jahr, aber mit dem Projekt geht es weiter. Im Gegenteil: Wir wachsen im nächsten Schuljahr höchstwahrscheinlich noch weiter. Dann werden es hoffentlich über 100 Klassen sein, die sich daran beteiligen“, blickte Marco Bode nach der Veranstaltung zuversichtlich in die Zukunft. Der Marktplatz würde 2020 dann noch voller werden. Das wäre großartig!

Text und Fotos Boris Bruhn

 

Alle Informationen zum Pilotprojekt

Videobeitrag bei Sat1

Videobeitrag bei Buten un binnen

Artikel bei Bild

Artikel im Weser-Kurier

Artikel in der Kreiszeitung

Quelle: Deutscher Schachbund