Oktober 9, 2024

Gender-Abstimmung in Sachsen-Anhalt: Versammlung bestimmt neue Präambel

Die ist die neue Präambel von Sachsen-Anhalt, die vor der Satzung steht. Dies wurde am 16. September beschlossen. Wie findet ihr den Text?

(1) Alle in der Satzung getroffenen Amts- und Funktionsbezeichnungen sind geschlechtsneutral zu verstehen und stehen zur Anwendung für weibliche, männliche und divers geschlechtliche Personen gleichermaßen zur Verfügung.

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Das war der alte Artikel

Zuerst einmal besten Dank an Conrad Schormann und die Perlen vom Bodensee, die das Thema aufgegriffen haben.

In Sachsen Anhalt will das Bildungsministerium Sternchen und ähnliche Schreibweisen in Schulen verbieten. Für die Versammlung am 16. September gibt es einen Antrag, der Schachverband Sachsen-Anhalt möge künftig in allen öffentlichen Dokumenten eine geschlechtsneutrale oder gendergerechte Sprache verwenden.

Das ist der Antrag:

https://www.schach-sachsen-anhalt.de/attachments/article/1856/Antrag%20Landesverbandstags%20Geschlechtsneutrale%20Sprache_Eingang21082023.pdf

Für mich als Verbandsentwickler stellt sich die Sache so da! Ich halte den Antrag für alternativlos, wünsche mir, dass er angenommen wird und erhoffe mir, dass er wie ein Dominostein durch alle Landesverbände und unterregionalen Bezirke sich durchsetzt und natürlich in den Vereinen landet.

Warum?

Ich möchte, dass viele Mädchen und Frauen Schach spielen, weil es ein wunderbarer Sport für alle ist.

Die Me-too-Diskussion hat gezeigt, dass die Schachclubs, der Schachverband an sich arbeiten müssen, um den Schachsport für weibliche Mitglieder attraktiver zu machen.

Wenn wir mehr Mädchen und Frauen im Schach haben wollen, müssen wir ihnen Wertschätzung entgegenbringen und das geht nicht so, wenn wir in Rundbriefen mit „Liebe Schachfreunde“ beginnen, wenn wir Turnierausschreibungen mit „Liebe Teilnehmer“ beginnen, wir müssen uns ändern, das steht für mich außer Frage. 

Ein Schachfreund schrieb mir, es gibt wichtigere Diskussionen als diese. Meine Antwort: Die Hälfte der Bevölkerung, (in Wirklichkeit sogar 50,7 Prozent) wird derzeit vom Schachsport zu wenig angesprochen, wenn hier nicht Handlungsbedarf ist, wann dann?

Ich habe Sven Wusterhausen eine Bitte und Fragen gestellt, hier sind seine bemerkenswerten Antworten. Besten Dank für sein Engagement, IHM GEHT ES NUR UM DIE SACHE!

  1. Sehr geehrter Herr Wusterhausen, bitte stellen sie sich vor!

Es geht hier nicht um „Herrn Wusterhausen“. Es geht überhaupt nicht um Herren oder mich. Es geht um die Betroffenen. Dennoch wollen Sie sofort ein Interview mit mir, der lediglich den Antrag gestellt hat. Ich habe nichts damit zu tun, dass der Antrag sich auf Perlen vom Bodensee ausgebreitet hat und öffentlich sichtbar ist. …..Es gibt nur eins, was für mich zählt, dass der Antrag Aufmerksamkeit bekommen hat. Wenn man mich vorher gefragt hätte, wäre ich damit einverstanden gewesen, wenn mein Name einfach rausgelassen wird.

  1. Sie haben einen Antrag an den Schachverband Sachsen gestellt, dass im Schachverband und seinen Unterverbänden eine geschlechtsneutrale oder gendergerechte Sprache verwendet werden soll. Warum ist dies ihrer Meinung nach wichtig?

….. Sachsen-Anhalt steht aktuell schon in der Kritik und wenn der Antrag beim Landesschachverband durchgeht ist das ein klares Zeichen aller Vereine an die aktuelle Landesregierung und dass wir alle demokratisch, ungeachtet unserer politischen Gesinnung, für eine geschlechtsneutrale oder gendergerechte Sprache sind, um Inklusion und Gleichberechtigung nicht nur vorzugeben, sondern auch umsetzen. Die Alternative wäre eine Präambel. Das ist auch das, was in ähnlichem Fall im Schachbezirk Halle diskutiert und angenommen wurde. Eine komplette Änderung würde nur funktionieren, wenn es auch auf der Landesebene einheitlich ist. Aktuell haben Magdeburg und Dessau keine so eine Präambel und die Sprache ist immer noch in der Mehrzahl im Generischen Maskulinum. Ohne einen Hinweis darauf, ist das keine Sprache die Inklusion begünstigt. Und um Inklusion geht es gerade im Schach, denn Schach kann von allen gespielt werden und es gibt keine geschlechtsbezogenen psychischen oder physischen Voraussetzungen über den Erfolg oder Misserfolg beim Spielen einer Partie Schach.

  1. Wie kamen sie auf diese Idee? Was erwarten sie davon?

Ich selbst nutze eine geschlechtsneutrale Sprache, wenn es mir einfällt, ansonsten nutze ich eine Form der Gendersprache. Sowohl beim Schreiben als auch beim Sprechen. Indem ich gendere, werde ich mir auch bewusster darüber, was ich überhaupt sagen will. Mit anderen Worten: Ich denke nach, bevor ich spreche. Viele können das vielleicht auch ohne Gendern, diese Menschen gendern dann aber dennoch, weil sie halt so gut nachdenken können und es Sinn macht.

  1. Was sind ihrer Meinung nach weitere Aktivitäten, mit denen mehr Mädchen und Frauen zum Schach bringen kann?

Diese Frage kann ich nicht beantworten. Ich führe keine Agenda, ich bin selbst ein Mann, nicht betroffen. Diese Frage beantworten am besten Betroffene. Ich kann es nur vermuten. Ich will einfach nur Ungerechtigkeiten loswerden und das fängt bei mir in der Kommunikation an. Ich bin mir auch sicher, dass der Antrag angenommen wird, da es inhaltlich keine Änderungen für den Landesschachverband Sachsen-Anhalt geben wird. Die Frage, die sich die Abstimmenden stellen sollten, ist einfach nur: Möchte ich einen Antrag ablehnen, der mich nicht betrifft und der inhaltlich nichts ändert, was mich stören könnte oder annehmen um nicht allzuviel Zeit in einer Debatte zu verlieren für ein Thema, was mich bisher nicht interessiert hat. Schöner wäre es natürlich, wenn sich alle Abstimmenden sehr ausführlich mit dem Thema auseinandersetzen würden und vielleicht sogar intensiver als ich es selbst tue, denn für mich ist es keine aktivistische Aktion, sondern einfach nur ein logischer Schritt, den bisher niemand auf dem Schirm hatte. Es ist zumindest meine Hoffnung, dass einfach alle sagen: „Danke für den Antrag, ich denke nicht, dass irgendjemand dagegen ist, wenn doch, bitte Hand hoch? Keiner, danke. Dann noch mal Gegenprobe: Wer ist dafür? Alle. Super. Damit ist der Antrag angenommen. Wer die Aufgaben übernimmt, wird dann später geklärt. Nächster Antrag …“ Es ist eigentlich absurd, dass wir dem Thema so viel Aufmerksamkeit geben, dass dafür extra Anträge gestellt werden müssen und die Verbände das nicht einfach selbstständig ändern, ohne dass es auch nur ansatzweise medial verfolgt wird. Denn tatsächlich ist es keine Maßnahme, die das Benehmen oder Verhalten der Nicht-Betroffenen so verändern kann, dass sich andere Geschlechter im Schach genauso wohlfühlen wie das aktuell Dominierende.