Sport und die Vereinheitlichung der Psychologie (V)
Neue Entwicklungen der Grand Unification Perspective of Psychology
Dr. Reinhard Munzert
(vormals Universität Erlangen-Nürnberg, Deutsche Sporthochschule Köln, Gründer und Leiter der Akademie für Schach und Wissenschaft Baden-Baden)
Veröffentlicht in der sportwissenschaftlichen Fachzeitschrift Sportonomics ( Volume 4, 1998, No. 2, June, Seiten 97-104); der wegweisende Artikel wird hier in mehreren Teilen zugänglich gemacht. Selbstverständlich ist Wettkampf-Schach auch Sport.
Vorläufige Auswahl von Basiskomponenten für eine vereinheitlichte Psychologie
Es wäre vermessen, wollte ein einzelner Autor die Grundkonzepte einer vereinigten Psychologie festlegen. Darum möchte ich betonen, daß es sich hierbei um eine vorläufige Auswahl handelt, die selbstverständlich in Dialog und Kritik mit anderen Psychologen bzw. Wissenschaftlern weiterentwickelt werden muß. In die folgende Auswahl werden Inhalte und Konzepte einbezogen, deren Berücksichtigung dem Verfasser einstweilen notwendig und sinnvoll erscheint.
Konzeptfamilien
o Selbstverantwortlichkeit und Entscheidungsfreiheit des Menschen
o Bewußte Steuerungsfähigkeit
o Orientierung des Individuums an Normen und Werten
o Bewußtsein
o Erleben von Vorgängen und Zuständen: Gedanken, Gefühle, Bedürfnisse, Motive, Körpersignale und Bewegungen
o Fähigkeit zur Selbstbeobachtung und partielle Kenntnis des eigenen Zustands
o Handeln
o Aktive Veränderung der Verhältnisse und des eigenen Zustands
o Absichtliche, geplante, kognitionsgesteuerte und zielgerichtete Aktivitäten
o Rationalität (vernünftig überlegend, planend und handelnd)
o Intuitives Handeln
o Aktivierung und Beeinflussung durch Bedürfnisse und Gefühle
o Streben nach Bedürfnisbefriedigung und Lust, Unlustvermeidung
o Aktivierung und Steuerung durch (bewußte) kognitive Prozesse
o Aufnahme, Verarbeitung, Speicherung und Anwendung von Informationen
o Relevanz von Kognitionen und Wissen, Einstellungen und Interessen
o Subjektive Interpretation der Lage
o Aktivierung und Beeinflussung durch unbewußte Prozesse/Motive
o Eingeschränkte Selbststeuerung
o Irrationales und zwanghaftes Verhalten (trieb- und affektgesteuert)
o Aktivierung und Beeinflussung durch äußere Reize und Verhaltenskonsequenzen
o Anpassung/Einstellung an Umwelt & Mitmenschen (Reaktivität des Verhaltens)
o Relevanz genetischer und konstitutioneller Faktoren
o Wechselwirkung interner & externer Einflüsse bei Entwicklung/Veränderung der Person
o Lernprozesse
o Lernen (Aneignung und Verwertung von Informationen bzw. Erfahrungen)
o Einfluß der Vergangenheit des Individuums (Lern- bzw. Verstärkungsgeschichte)
o Automatisierte und routinisierte Verhaltensweisen sowie Gewohnheiten
o Realisierung des eigenen Potentials und Streben nach Selbstverwirklichung
o Aktive Gestaltung des Lebens
o Entfaltung und Vervollkommnung innerer Potentiale
o Wesentliche Systemeigenschaften und -kapazitäten
o Lernfähigkeit, Intelligenz, Kreativität, Sprache, Intuition, Handlungskompetenz
o Wissen des Menschen über seine Eigenschaften und Fähigkeiten sowie die Welt (Selbst- und Realitätskonzept)
o Interaktion von Person und Situation
o Wechselwirkung von inneren Prozessen, Zuständen, Kapazitäten und äußeren Gegebenheiten
Die hier ausgewählten Komponenten widersprechen sich nicht und ergänzen sich gegenseitig.
Dr. Reinhard Munzert 2023
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