April 25, 2024

Schach im Kindergarten: Warum? Wie? Drei Experten stellen dieses neue Feld vor! HEUTE RALF SCHREIBER

Liebe Leserin, lieber Leser,
ich kam 1966 auf die Welt. Als ich anfing Schach zu spielen, war die U14 die jüngste Altersklasse und ihre Einführung wurde äußerst Skeptisch beäugt. Knappe 50 Jahre später gibt es eine U8, einige Erzieherinnen und Erzieher fangen im Kindergarten an.
Trotz meiner bekannten Schulschachaffinität bin ich auf dem Sektor ein Lernender und ich stelle Ihnen in den nächsten Wochen drei Experten auf dem Gebiet vor. Ich beginne heute mit Ralf Schreiber, der sehr viel auf dem Gebiet gemacht hat, telefonieren mit ihm ist extrem lehrreich und macht auch viel Spaß. Er hatte beim DSB wichtige Ämter inne. Mir imponieren die vielen Ehrungen, die positiv für das Schach sind!
 
1) Bitte eine kurze Vorstellung!
Ralf Schreiber: Die weltweit einzigartige Initiative Schach für Kids e.V. wurde im Jahre 2006 von Ralf Schreiber gegründet und ist ein auf wissenschaftlicher Basis er­stelltes neues pädagogisches Hilfsmittel zur Förderung der kindlichen Entwick­lung. Hierbei werden die unendlichen Möglichkeiten des Schachspiels genutzt und kommen im Elementar- und Primar­bereich zur Förderung von Kindern ab 3 Jahren zum Einsatz. 
 
2) Warum schon Schach im Kindergarten?
Ralf Schreiber: Wir haben einen Großversuch mit 3.000 Kindern und eine wissenschaftliche Studie „Schach im Kindergarten“ mit über 500 Kindern durchgeführt. Aus den Erkenntnissen aus über 30 Monaten „forschen und entwickeln“, ist dann eine eigene Lehrmethode entstanden die es ermöglicht, auch Kindern ab 3 Jahren das Schachspiel zu vermitteln. Es gibt sehr viele Erkenntnisse aus diesen Beobachtungen. Um es kurz auf den Punkt zu bringen, Schach richtig eingesetzt, fördert eindeutig die Entwicklung der Kinder und hilft den Fachkräften, Fähigkeiten und Begabungen der Kinder zu erkennen und dann auch zu fördern. Viele Begabungen würden ohne unsere Lehrmethode verloren gehen.
 
3) Wie ist ihr Konzept für die Ausbildung Schach im Kindergarten?
Ralf Schreiber: Wir vermitteln unsere Lehrmethode in Tagesseminaren den Fachkräften, die diese dann in ihren Einrichtungen im KiTa-Alltag einsetzten. Hierbei ist der Einsatz unserer eigens erstellten Spielform das „Chipschach“ notwendig, die dafür sorgt, das die Kinder in diesem Alter nicht überfordert werden. Hinzu kommt, dass das Schachspiel hier ganzheitlich eingesetzt wird. 
 
4) Welche Erfolge haben sie aufzuweisen?
Ralf Schreiber: Wir konnten in den 17 Jahren die Entwicklung von über 164.000 Kinder fördern. Hierzu haben wir über 3.470 Fachkräfte im Bereich der Pädagogik ausgebildet und durch die Hilfe von über 80 Sponsoren über 3.022 Bildungseinrichtungen mit den notwendigen Materialien ausgestattet. Übrigens 90% der geschulten Fachkräfte waren Frauen und 95% konnten zuvor kein Schach. Wir fördern also nicht nur die Kinder.
Mit vielen Aktionen haben wir Schach insbesondere im Bereich der Pädagogik positiv einbringen können. Eines der vielen Highlights war, das der Schach-Weltmeister Kramnik in einer unserer Schach-Kindergärten simultan gegen 3-6-jährige Kinder gespielt hat. 
Der Bundespräsident Steinmeier hat unseren Vorsitzenden Ralf Schreiber ins Schloss Bellevue eingeladen. Im Landtag von NRW wurde ihm der Deutsche Schachpreis vergeben. Auch wurde er vor einem Publikum von 350 Bildungsfachkräften vom Ruhr-Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck zum „Schutzengel für Kinder“ ernannt. 
Die Erfolge spiegeln sich aber auch in anderer Form wieder. Das letzte Pädagogen-Seminar war nach nur 23 Stunden überbucht und inzwischen wird unsere SfK-Lehrmethode nicht nur an einer Berufsschule, sondern auch an der Fachhochschule NRW gelehrt. 
Ein besonderer Höhepunkt war die Vergabe des Bundesverdienstordens der Bundesrepublik Deutschland für die Einführung von „Schach für Kids“ an Ralf Schreiber.
 
5) Welche Träume, welche Wünsche haben sie bei diesem Thema?
Ralf Schreiber: Sehr viele Gespräche mit Politiker/-innen auf allen Ebenen zeigen, das zwar erkannt wird, das Schach in der Bildung sehr hilfreich ist, aber man sich nicht traut, es wirklich Flächendeckend umzusetzen. Ein Wunsch wäre das Schach als Pflichtfach Einzug in die Grundschulen hält. Aufgrund unseres Bildungssystems wird es vermutlich ein Wunsch bleiben.
 
6) Wie kann man Ihnen helfen? 
Ralf Schreiber: Unsere Aktivitäten publik machen, damit auch Schach-Vereine erkennen, wie wichtig die Umsetzung im Kindergarten ist. Hier werden die Grundlagen gesetzt.
Wir bieten den Vereinen gerne eine Zusammenarbeit an. Der Bereich Kindergarten ist sehr sensibel und es ist eine andere Vorgehensweise notwendig. Da wir im Bereich „Schach im Kindergarten“ die meiste Erfahrung mitbringen, arbeiten wir gerne mit interessierten Vereinen zusammen.
 
 
 
Kontaktadresse:
Ralf Schreiber
1. Vorsitzender
pädagogische Initiative
Schach für Kids e.V.

Rathausplatz 12
D-45525 Hattingen
Tel.: 0049 2324 – 90 455 30
www.schach-fuer-kids.de