April 19, 2024

Der weltbeste Amateur

Unzicker mit den weißen Figuren – Spasski (Quelle: http://www.wolfgang-unzicker.de)

Einem im Jahre 1958 veröffentlichten Artikel des Spiegels, anlässlich der Schach-Olympiade in München, entnehmen wir folgendes:

„Der mit Abstand stärkste Spieler der Bundesrepublik Wolfgang Unzicker … nennt auf die Frage, wie er sich ein Team der zehn Weltbesten denken würde, ohne Zögern Botwinnik, Smyslow, Keres und Bronstein als erste vier, den fünften Platz würde Unzicker dem US-Amerikaner Samuel Reshevsky geben, der freilich genauso gut für die Vereinigten Staaten als auch für die Sowjetu

W. Unzicker (by Hartmut Metz)

nion spielen könnte…“. Nun bei so viel Wertschätzung ließen sich die sowjetischen Spieler nicht lumpen und vergaben Platz 15 an den westdeutschen Großmeister. 

Wie hoch die spielerischen Leistungen des westdeutschen „Amateurs“ Wolfgang Unzicker noch heute außerhalb unseres Territoriums eingeschätzt werden, konnte man einmal mehr in diesem Wonnemonat Mai erkennen, als der US-Amerikanische Schachspieler und Nationale Meister Spencer Finegold, im Rahmen der beachtenswerten Video-Serie „Great Players from the Past“, die Partie zwischen Wolfgang Unzicker versus Paul Keres, gespielt beim Aljechin-Gedenkturnier 1956, als Video aufnahm und ins Netz stellte.

All dies ist aus westdeutscher Sicht nicht überraschend, da Dr. Helmut Pfleger schon im Jahre 1983 ein Buch mit dem Titel „Die besten Partien deutscher Schachgroßmeister“ herausbrachte, in dem diese Partie auch zu finden ist.

In der Königsdisziplin der offenen Systeme, dem geschlossenen Spanier, wählte Paul Keres einmal mehr seinen geliebten und zugleich von vielen Spielern gefürchteten Tschigorin-Aufbau, doch der deutsche Großmeister, welcher keinem Theorie-Duell aus dem Wege ging, war an diesem Tag  einfach eine Klasse besser.

Ich wünsche viel Spaß beim Studium der Partie!