April 23, 2024

Schach und Quantenphysik (3)

2.  Kapitel Auf den Schultern von Geistes-Riesen: Quantenversteher gesucht

„Wenn ich weiter gesehen habe, so deshalb, weil ich auf den Schultern von Riesen stehe“ Isaac Newton (1676).

„Das Schachbrett besteht nicht nur aus Weiß und Schwarz. Die Dinge lassen sich auch von einer übergeordneten Perspektive aus betrachten“ Arturo Perez-Reverte (1998, S. 330).

Bei unseren Ausflügen ins QuantenSchachLand müssen wir nicht ins Leere springen, wie die Pioniere der Quantenphysik, sondern können nach oben schauen und uns an Giganten aus beiden Gebieten orientieren. Bei Schach und Quanten ist vieles Ansichtssache. Oft werde ich die Einsichten der großen Meister und Forscher mit deren verständlichsten eigenen Worten präsentieren.

Die Physiknobelpreisträger Bohr, Born, Dirac, Einstein, Feynman, Heisenberg, Penrose, Schrödinger, Weinberg und Zeilinger; die Professoren Bohm, Hawking, Görnitz, Rovelli, Susskind, Wheeler; die Schachweltmeister Steinitz, Dr. Lasker und Kasparow, die Schachgroßmeister Dr. Tarrasch, Dr. Vidmar, Dr. Hübner, Meister Snosko-Borowsky sowie zahlreiche weitere Freunde geistiger Abenteuer steuern wertvolle Züge zum Erkenntnisgewinn bei. – Ich hoffe natürlich, dass ich die Namensliste durch gute Beiträge von Lesern/MitdenkerInnen erweitern kann!

Zunächst wird also viel zitiert; damit befolgen wir einen Rat, den Aristoteles schon vor ca. 2300 Jahren gegeben hat: „Zuerst wollen wir prüfen, was etwa frühere Forscher an richtigen Einzelheiten ausgesprochen haben“ (zit. Ausgabe 1990, S. 302).

Leser und Autor stehen damit „Auf den Schultern von Riesen“ (Merton 1983), das lässt uns hoffen, etwas über das Schachbrett und den Quantenschaum hinausblicken zu können.

Ähnlich wie Newton (siehe ganz oben) sowie manche seiner Vorgänger und Nachfolger stehen auch viele Denker, Schachspieler und Wissenschaftler unserer Zeit, bewusst oder unbeabsichtigt, auf den Schultern von Geistes-Giganten. Genauer gesagt, wenn wir uns emporarbeiten (mit 64 hoch x Zitaten), gilt auch für uns – was Newton meisterhaft gelang: „standing on the shoulders of giants“. Oder bescheidener ausgedrückt: „Ein Zwerg, der auf den Schultern eines Riesen steht, kann weiter sehen als der Riese selbst“ (Burton nach Merton 1983, S. 15).

QUANTENVERSTEHER DRINGEND GESUCHT!
Legendär sind Ausführungen berühmter Quantenmechaniker über ihre Theorie. So Nobelpreisträger Gell-Mann: „Die Entdeckung der Quantenmechanik ist eine der grössten Errungenschaften der Menschheit, aber auch eine der am schwersten zu begreifenden –  selbst für jene Wissenschaftler, die über Jahrzehnte hinweg tagtäglich mit ihr gearbeitet haben“ (1994 , S. 189). 

Prof. Greene ermutigt: „Wenn wir die Kühnheit aufbringen, radikale Fragen zu stellen, müssen wir vielleicht ein unerwartetes Maß an Flexibilität aufbringen, um die Antworten zu akzeptieren“ (2000, S. 134). 



Selbst den Physikgiganten, auf deren Schultern wir noch lange nicht stehen, ist bislang keine voll befriedigende Quanteninterpretation gelungen, geschweige denn zum Angstgegner, dem MenschenverstandMattsetzer Nr. 1, der „spukhaften Fernwirkung“ (Einstein). 

Manche Physiker hoff(t)en, dass die Lösung der Deutungsprobleme von aussen kommt. So der herausragende theoretische Physiker John Bell: „…sehr gut möglich, dass diejenigen, die sich auf diese Fragen so fixiert haben, den Lösungsweg gar nicht finden.“ Und: „Die Lösung unserer Probleme kommt sehr wahrscheinlich durch die Hintertür; vermutlich wird gerade jemand, der sich gar nicht mit den Schwierigkeiten beschäftigt, über die ich mir den Kopf zerbreche, plötzlich Licht sehen“ (Bell in Davies & Brown 1993, S. 70). 

ALSO, SPIELEN WIR MIT! 

Vielleicht schaffen es ja Schachspieler, die verborgenen Kombinationen der Quantenwelt zu durchschauen!? Einen Vorteil haben wir: Schachfiguren sind etwas handfester als Quanten und manche springen auch sichtbar herum :-). Spielen wir mit! Wir sind am Zug! 

Dr. Reinhard Munzert