März 29, 2024

Fall B. Fischer: Verfolgungswahn, der keiner war

„Doch mit der Zeit veränderte sich Fischer und wurde paranoid“ (Frank Brady)

„Wieso? Weshalb? Warum? – Wer nicht fragt, bleibt dumm!“ (Sesamstraße)

Sie hatten ihn schon auf dem Radar: 14-jähriger amerikanischer Meister, mit 13 die „Partie des Jahrhunderts“ gespielt. Schach- und Regierungskreise in der UdSSR sprachen über ihn. Viele bewunderten ihn, manche machten sich Sorgen wegen des Rivalen.

Die neutrale Neue Zürcher Zeitung (NZZ) hält fest (30.8.2022):

„Schon lange hat man in Moskau das einstige Wunderkind Fischer genau beobachtet. In seinem ersten WM-Zyklus, 1959, war Fischer als 16-Jähriger noch zu unerfahren, doch schon drei Jahre später mussten die Sowjets auf fragwürdige Remis-Absprachen zurückgreifen, um den fulminanten Amerikaner auszubremsen.“

Bobby merkte dies, seinen Protest ließ man abtropfen. Keine vertrauensbildende Maßnahme für einen jungen Mann, der enttäuscht auf Fairness und Würde für Schach hoffte. Er zog sich zurück.

Währenddessen analysierte und observierte man Fischer durch Profis. Die Beschattung erfolgte mitunter absichtlich auffällig!!, damit er  sich verfolgt sieht. Nach dem Ende der Sowjetunion wurden KGB-Akten bekannt. Fischer Biograf Brady war beruhigt, dass darin keine Ermordung des Rivalen geplant war – sondern „nur“ seine Schwächung und Verschlechterung der Lebensumstände angesprochen wurden (Brady 2020, S.  266 ). Nun man kann das Leben einer Zielperson auf vielfältige Weise verschlechtern. Geheimdienste sind da erfindungsreich; die Stasi perfektionierte die heimtückischen Operationen, genannt Zersetzung. Weltweit machen geheime Dienste Ähnliches. Der KGB hat sich für das amerikanische Genie sicher auch Mühe gegeben.

Fischer äusserte 1971: „Dass die Leute das nicht glauben, aber die Russen würden ihn gerne aus dem Weg räumen“ (in Gligoric 1972,  S. 101).

Da schüttelten manche den Kopf, nicht wegen den Russen, sondern wegen des  sonderbaren Schachspielers, der gerade wohl einen Verfolgungswahn entwickle, falls er nicht ohnedies schon paranoid sei.

Arzt und GM Dr. Helmut Pfleger, der sich in Schach- und sonstiger Welt bestens auskennt, schrieb zu Fischer:

„Erst später wurde klar, dass seine Paranoia teilweise wohlbegründet war; in der Tat kam es bei den Sowjets, die ihre Vorherrschaft im Schach gefährdet sahen, zu Intrigen und Absprachen.

 https://www.aerzteblatt.de/archiv/59775/Aerzteschach-Der-einsame-Tod-eines-Genies

Eine teilweise wohlbegründete Paranoia.  Es geht Richtung Wirklichkeit!

Ich hatte mal gelernt, wenn es einen Grund gibt, ist es kein Wahn. Sondern eine real existierende Möglichkeit, Drohung, Gefahr oder Tatsache! Vielleicht erst nach 2-3 Realitätsprüfungen.

In Militär-und Geheimdienstkreisen soll es eine Faustregel geben,  bei negativen Vorfällen, Sabotsge usw.:  Einmal kann passieren, zweimal ist Zufall, dreimal ist Feindeinfluss!

Ich frage mich, wann Fischer aufgehört hat, zu zählen. Es kam noch schlimmer für den neuen Weltmeister: Geheimdienste sind hartnäckig und Medien auch.

Fortsetzung folgt

Dr. Reinhard Munzert

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Weltmeister Fischer, Geheimdienste und HighTech

FBI, KGB und CIA befassten sich mit einem erstaunlichen Schachspieler…

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