Yassamin Moradi kam mit ihrem Vater aus dem Iran. Jetzt braucht sie Unterstützung für eine deutsche Meisterschaft.
Dieses junge Mädchen hat offenbar ein Schach-Gen. Yassamin analysiert die Züge ihrer Gegner am Brett blitzschnell und findet die richtige Reaktion darauf. Zu Hause spielt sie gegen ihre Geschwister. Im Verein hat sie sich auch längst einen Namen gemacht. In der Öffentlichkeit fällt sie mit ihrem Kopftuch sofort auf und zieht neugierige Blicke auf sich.
Im Januar 2016 kam Vater Morteza Moradi mit seinen Kindern – neben der zehnjährigen Yassamin auch Yakta (12) und Amir Ali (14) – als alleinerziehender Vater nach Großenhain. Er hatte sich im Iran von seiner Frau getrennt. Ihre Familie schlug die Kinder. Weil er die hohe Ablösesumme der Scheidung – er spricht von umgerechnet 80 000 Euro – nicht bezahlen konnte und wollte, floh er mit den Kindern auf dem Landweg nach Deutschland. Erst wohnten sie im Asylheim an der Straßenmeisterei, nun im Waldviertel Kupferberg. „Die Moradis sind ein Beispiel für gelungene Integration, ich habe alle drei Geschwister im Schachtraining“, sagt Sergej Schmidt vom SV Traktor Priestewitz. „Die Kinder dieser Familie sind sehr motiviert, freundlich und extrem lernbereit. Trotz fehlender Mutter gelingt es ihnen, ihre Entwicklungsaufgaben erfolgreich zu bewältigen.“ Morteza Moradi macht mittlerweile den Aufbau-Deutschkurs B2. Er möchte als Taxi- oder Busfahrer hier ins Berufsleben einsteigen. „Seine Kinder sind vorbildliche Schüler, sowohl im Verein, als auch in der Schule“, weiß Trainer Sergej Schmidt. Yassamin (10) ist einer der besten in der Grundschule, Yakta (12) wurde vor einigen Jahren fälschlicherweise in eine höhere Altersstufe gesetzt, was sie aber trotz anfänglicher Sprachschwierigkeiten gut meistern konnte. Der ältere Bruder Amir Ali (14) geht auch in die Oberschule Kupferberg und ist sehr eifrig.
Nun hat Yassamin die Qualifikation für die deutsche Jugend-Einzelmeisterschaft im Schach erreicht. Sie wird nicht nur die Stadt Großenhain sowie ihren Sportverein, sondern auch ganz Sachsen vertreten. Doch ein Problem ist die Finanzierung. Die Meisterschaft findet acht Tage lang im hessischen Willingen statt. Rund 500 Euro kostet die Teilnahme ohne Fahrtkosten, weiß auch Sylvia Spargen von der Diakonie-Migrationsberatung. Vater Moradi übernahm seinen Anteil mit 300 Euro für das Mitspielen von Yakta und Yassamin bei den sächsischen Meisterschaften. Nun sind seine Möglichkeiten am Ende. Nur 120 Euro jährlich sind aus dem Bildungs- und Teilhabepaket pro Kind möglich. Laut Sergej Schmidt wird der SV Traktor Priestewitz die Kosten vorschießen, hätte sie aber gern wieder zurück. Aus anderen Quellen ist das nur bedingt möglich.
Vielleicht werden sogar iranische Medien auf Yassamin durch ihre Teilnahme auf Bundesebene aufmerksam. Zu Hause in der Stadt Maschhad war der Perser Immobilienmakler und hatte zwei Schuhläden. Sein Asylantrag wurde abgelehnt, dagegen klagt er zur Zeit. „Wir hoffen, dass die gut integrierte Familie ein Bleiberecht erhält, denn sie werden sicherlich unsere Grundwerte annehmen und später selbst entscheiden können, wie sie mit ihren Traditionen umgehen“, findet Trainer Schmidt. Der kam selbst als Aussiedler hierher. Yassamin hat Schach ursprünglich von ihrem Bruder gelernt. Der spielt auch Fußball, die große Schwester Handball. „Schach ist gut fürs Denken, da kann man zu Wettkämpfen fahren“, begründet die Iranerin ihr Hobby. Doch Letzteres scheitert oft aus finanziellen Gründen. Schon nach wenigen Monaten Schachtraining hatte Yassamin 2018 den zweiten Platz in der Stadtmeisterschaft erkämpft. Seitdem zeigt das talentierte Mädchen enorme Fortschritte.
Spendenangebote bitte an den SV Traktor Priestewitz.
Quelle:
Kathrin Krüger-Mlaouhia
Redakteurin
Das Wort Wunderkind wird leider inflationär gebraucht. Die Uganderin Phiona Mutesi zum Beispiel bekam durch einen Spielfilm (Queen of Katwe) viel Aufmerksamkeit und wurde in vielen Medien als Schachwunderkind bezeichnet. Mittlerweile ist Phiona 23 Jahre alt und hat eine Elozahl von 1623.
Die Yassamin hat an der deutschen Einzelmeisterschaft Schach in ihrer Altersklasse den Platz 8 von 42 Teilnehmern belegt. Ich finde es großartig, dass das Mädchen an dieser Woche teilnehmen konnte, auch am interessanten, kindgemäßen Freizeitprogramm. Ich bin stolz darauf, dass wir ihr das ermöglicht haben. Dabei ist für mich maßgebend, dass wir einem Kind zu etwas Glück verholfen haben. Warum es hier ist, warum und wie die Erwachsenen entschieden haben, die Kinder werden mitgeschleppt. Sie haben aber Anspruch auf Schulbildung und ein kindgemäßes frohes Leben, das bietet auch der Sport. Begleitet wurde sie von einer Schachtrainerin. Natürlich musste sich Yassamin an die harten Bedingungen (11 Partien in 5 Tagen) erstmal gewöhnen und um jeden Punkt kämpfen. Von „Wunderkind“ würde ich nicht sprechen, aber das war eben eine Zeitung.
„Gens Una Sumus“ – „Wir sind eine Familie“, so lautet das die Devise im Schachsport. In diesem Sinne freue ich mich, dass Yassamin erfolgreich und gerne Schach spielt. Übrigens ein Beispiel dafür, dass sehr viel in unserem Land sehr gut läuft!
Das geht natürlich auch, die Realität zu verweigern…
Fraglich sind folgende Passagen dieses Artikels:
– „Schach-Wunderkind“ – Wer Ahnung im Mädchenschach hat, kann sich selbst ein reales Bild des Leistungsvermögens von Yassamin machen.
– „Er hatte sich im Iran von seiner Frau getrennt. Ihre Familie schlug die Kinder. usw“ – Rolle der Mutter?; Asyl?; Entführung?
– „Die Moradis sind ein Beispiel für gelungene Integration“ – Kopftuch?; Sozialleistungen?;
– „denn sie werden sicherlich unsere Grundwerte annehmen und später selbst entscheiden können, wie sie mit ihren Traditionen umgehen“ – Naivität?; Dummheit?
– „Schach ist gut fürs Denken, da kann man zu Wettkämpfen fahren“ – Hobby Reisen?
Ich finde, dass dieser Artikel (Spendenaufruf), auch mit dieser politischen Komponente, eine totale Katastrophe ist.
Bitte lassen Sie diesen Artikel unbedingt online. Danke. Ein Beispiel mehr, was in diesem Land völlig schief läuft.
Wer hat denn da Villingen-Schwenningen in die Bild-Unterschrift reingeschrieben? Davon abgesehen, sehe ich jetzt zuerst einmal den Verein des Mädchens am Zug einen Teil der Kosten zu übernehmen. Weiteres Geld könnte vom Sächsischen Schachverband kommen. Einige Schachverbände haben für solche Fälle einen Sozialfonds, der auch in bescheidenem Rahmen mithelfen kann.
Danach können natürlich gerne Privatspenden hinzukommen, da eine Woche in Willingen (kein V!) durchaus keine billige Angelegenheit ist, da das Mädchen ja eine Begleitperson (den Vater) benötigt. Eventuell müssen mangels anderer Aufsichtspersonen sogar die anderen Geschwister mitkommen.