Als die Russen 1992 ihre Mannschaft für die Olympiade in Manila zusammenstellten, war es Kasparow, der mit Macht darauf drängte, Kramnik mitzunehmen. Auch das keine Selbstverständlichkeit. Der bald 17-Jährige war noch nicht einmal Internationaler Meister und außerhalb Russlands unbekannt. Es bedurfte einiger Debatten, einige Widerstände waren zu überwinden, bis der russische Verband den jungen Fide-Meister für die Nationalmannschaft nominierte.
Mit 8,5 Punkten aus 9 Partien und einer Elo-Performance von 2.958 zeigte Kramnik, dass seine Aufstellung mehr als gerechtfertigt war. Die Russen waren ihren Gegnern in Manila derart überlegen, dass sie sich arg gehen lassen konnten. Statt Vorbereitung auf die Partien stand jede Nacht Gin Tonic und Kartenspiel auf dem Programm.
Beim Trinken konnte Kramnik mithalten, beim Kartenspiel zahlte er Lehrgeld, wie er auf seiner DVD „My path to the top“ berichtet. Aus dieser Zeit stammen Fotos des jungen Kramniks, die dokumentieren, dass er zu Beginn seiner Karriere alles andere als ein asketischer Arbeiter war. Gin mag er bis heute, gleichwohl gelang es ihm, seinen Lebenswandel den Erfordernissen professionellen Schachs anzupassen.
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