April 18, 2024

Der FC Bayern beim FC Bayern des Schachs

Hartmut Metz – Etwa sieben Monate ist es her, da gelang dem FC Bayern die Überraschung der vergangenen Schachbundesliga-Saison: Ein Sieg gegen die OSG Baden-Baden, den FC Bayern des Schachs. An diesem Wochenende haben die Münchener die Chance, diesen Paukenschlag zu wiederholen – eine denkbar kleine allerdings, wie die Bayern einräumen. Beide Münchener Teams, der FC Bayern und der Münchner SC, gastieren am Samstag und Sonntag in Baden-Baden, wo sie auf die hochfavorisierten Gastgeber und die SF Deizisau treffen.

Oktober 2021: Niclas Huschenbeth hat gut Lächeln. Er nahm das frühe Remisangebot von Radoslaw Wojtaszek an, vertraute auf seine Mitspieler und wurde mit einem Sieg der Bayern über die OSG Baden-Baden belohnt. | Foto: Johannes Winkler

Mit dem Gastspiel in Baden-Baden beginnt für die Münchner Schachclubs der Ernst des Bundesliga-Lebens. Nach dem leichtem Auftaktprogramm, das der FC Bayern und der Münchener SC 1836 nutzten, um sich mit 11:5 beziehungsweise 10:6 Punkten in die vordere Tabellenhälfte zu spielen, geht es nun zum Titelverteidiger und zum Vizemeister. Die Kurstadt Baden-Baden besitzt nicht nur eine große Tradition beim königlichen Spiel mit legendären Turnierklassikern von 1870 und 1925, sondern beherbergt den deutschen Rekordmeister:

Die OSG Baden-Baden ist quasi der FC Bayern München des Schachsports und holte früher als die Fußballer zehn deutsche Titel in Folge. Mittlerweile stehen die Hausherren bei 14 Meisterschaften, fast in Folge – lediglich 2016 unterbrach die SG Solingen die Serie. Auch diese Saison hat die Weltauswahl aus der Kurstadt noch keinen Zähler abgegeben und steht mit 16:0 Punkten auf Platz zwei hinter dem SC Viernheim, der ein leicht besseres Brettpunktverhältnis aufweist.

Da der Gastgeber deshalb nichts zu verschenken hat, erschwert das die Aufgaben der Außenseiter aus München. Am Samstag trifft zunächst der FC Bayern auf die OSG. „Wir können nicht immer gegen die gewinnen“, betont Kapitän Jörg Wengler und verweist damit auf die Sensation der letzten Runde. Dort schlug sein Oktett den Meister mit 4,5:3,5 und luchste ihm die einzigen zwei Punkte der Saison ab.

Am Sonntag (10 Uhr) geht es in Sichtweite des weltberühmten Casinos gegen die SF Deizisau. Die Schwaben sind eher schlagbar, der Tabellenvierte (14:2) hat heuer schon einmal gegen Werder Bremen gepatzt. Aber der deutsche Vizemeister ist wohl ebenso eine Nummer zu groß. Daher sieht es Wengler entspannt: „Wir können locker aufspielen und unsere Leute freuen sich auf die Partien gegen starke Spieler.“

Vincent Keymer und Matthias Blübaum: Lieber in Deizisau ganz vorne als in Baden-Baden hinten. | Foto: Jan Werner/Düsseldorfer SK

Der Münchener SC 1836 hat zwar wie der Lokalrivale acht Meisterschaften in der Bundesrepublik gewonnen – doch der letzte Titel liegt mit 1965 fast doppelt so lange zurück wie der letzte des FC Bayern. Zudem ist der Tabellensiebte Aufsteiger. Angesichts der knappen Mittel wird Michael Reiß, der den MSC 1836 wieder zurück ins Oberhaus führte, vermutlich gegen die beiden Topteams eher sparen und kaum seine Bestformation an die Bretter schicken. „Wir haben noch gute Gegner“, gibt sich der Vereinsvorsitzende trotz vier Siegen in Folge bescheiden.

Auftaktgegner Deizisau beschäftigt fast die halbe deutsche Nationalmannschaft, entsprechend schwer wird es am Samstag (14 Uhr) gegen das 17-jährige Supertalent Vincent Keymer und den frisch gebackenen Einzel-Europameister Matthias Blübaum. Am Sonntag liegt die Hürde für den Traditionsclub mit Baden-Baden um Ex-Weltmeister Viswanathan Anand noch höher.

Zumindest Deizisau würde Reiß allzu gerne ein Bein stellen. Ihn stört, wie er schon mehrfach betonte, das Konstrukt als „Farm Team“ der Baden-Badener. Weil beide Vereine von der Grenke-Leasing AG unterstützt werden beziehungsweise dem Firmengründer Wolfgang Grenke, sieht er die Rolle der Deizisauer als Abfangjäger von möglichen Baden-Badener Konkurrenten kritisch. Europameister Matthias Blübaum betont jedoch im Interview im kommenden „Schach-Magazin 64“ (Juni-Ausgabe), dass er lieber in Deizisau an vorderer Front spielt als bei der OSG deutlich weiter hinten gegen schwächere Gegner.

Alle Paarungen des Wochenendes: