Magnus Carlsen hat nach der sechsten Runde wieder die alleinige Führung bei der GRENKE Chess Classic übernommen. Während der Weltmeister gegen Georg Meier gewann, verlor der vor der Runde mit ihm führende Viswanathan Anand gegen Arkadij Naiditsch. Die drei restlichen Partien endeten remis. Bei Francisco Vallejo Pons und Fabiano Caruana dauerte es nur eine Stunde bis zum Friedensschluß. Knapp zwei Stunden mehr brauchten Peter Svidler und Maxime Vachier-Lagrave, um den Punkt zu teilen. Deutlich länger dauerte der Kampf zwischen Vincent Keymer und Levon Aronian. Der halbe Punkt ist für Keymer ein weiterer großer Erfolg nach seinem Sieg gegen Georg Meier.
Nachdem die ersten fünf Runden der GRENKE Chess Classic im Kongresszentrum Karlsruhe stattfanden, geht es nach einem Ruhetag und Umzug bis zum Ende im Kulturhaus LA8 in Baden-Baden weiter.
Schon nach gut einer Stunde beendeten Francisco Vallejo Pons und Fabiano Caruana ihre Partie. Der spanische Großmeister wählte nach den Doppelschritten der e-Bauern das auf diesem Niveau eher selten anzutreffende Vierspringerspiel, womit er seinen Gegner zu überraschen versuchte. Es folgte eine ausanalysierte und sehr forcierte Variante, in der sich beide Spieler an die genaue Zugfolge erinnern mussten. Caruana dachte etwas länger nach, doch er fand alle wichtigen Züge und erzwang das Remis durch Dauerschach nach 21 Zügen. „Ich habe mich heute länger auf die Partie vorbereitet, als ich gespielt habe“, äußerte sich Vallejo Pons augenzwinkernd im Anschluss.
Peter Svidler und Maxime Vachier-Lagrave trennten sich nach fast drei Stunden remis. Der russische Großmeister versuchte seinen Gegner in einer Englischen Symmetrievariante früh in ein Endspiel zu locken, doch "MVL", der viel Erfahrung mit dieser Eröffnung hat, vermied den Tausch der Monarchinnen und übernahm nach der langen Rochade sogar die Initiative.
Nach der weißen Rochade im 18. Zug besaß der französische Großmeister die Chance, am Königsflügel anzugreifen, stattdessen forcierte er aber den Tausch einiger Figuren, wonach ein ausgeglichenes Endspiel entstand. Die weiße Dame drang in die schwarze Stellung ein und forcierte kurz vor der ersten Zeitkontrolle das Remis durch Zugwiederholung.
Arkadij Naiditsch gelang in einer klassischen Partie zum ersten Mal in seiner Karriere ein Sieg gegen Viswanathan Anand. Genau wie Vallejo Pons wählte Naiditsch das Vierspringerspiel, doch im Gegensatz zum Spanier zog er den angegriffenen Läufer zurück nach a4.
In der Folge wählte Anand einen riskanten Plan mit langer Rochade und hatte Schwierigkeiten einen Minusbauern zu kompensieren. Zum Verhängnis wurde ihm insbesondere die totale Schwächung auf dem schwarzen Felderkomplex. Naiditsch nutzte das mustergültig aus, indem er seine Figuren auf perfekten Feldern postierte. Er gewann im 30. Zug einen weiteren Bauern und Anand gab auf.
Levon Aronian kam gegen Vincent Keymer nicht über ein Remis hinaus. Der armenische Supergroßmeister ging in einer Sizilianischen Partie einer theoretischen Diskussion aus dem Wege und lenkte früh in ein Endspiel ein. Keymer aktivierte seine Figuren und ab dem 31. Zug, als ein Springerendspiel entstand, war klar, dass im Prinzip nur der deutsche Nachwuchsspieler auf Gewinn spielt.
Keymer hatte den deutlich aktiveren König und Aronian versuchte das durch ein Bauernopfer und der Bildung eines entfernten Freibauern zu kompensieren. Das war eine starke praktische Entscheidung, denn tatsächlich besaß er so viel Gegenspiel, dass er dadurch das Gleichgewicht auf dynamische Weise halten konnte.
Magnus Carlsen spielte mit 5,5 Stunden wieder die längste Partie des Tages. Sein Gegner Georg Meier ging mit einem Doppelfianchetto betont ruhig zu Werke. Ausgangs der Eröffnung ergab sich für den Weltmeister die Möglichkeit, seine zentralen Bauern vorzuschieben. Natürlich tat Carlsen das und übernahm die Initiative. Die danach folgende Sequenz war weltmeisterlich. Carlsen opferte einen Bauern und aktivierte alle Figuren.
Bald holte er sich seinen Bauern zurück und kreierte einen Freibauern auf der d-Linie, den er bis nach d2 vorschob. Von da an waren die weißen Figuren an der Verteidigung des Freibauern gebunden, doch technisch war es gar nicht so einfach für Carlsen, den Sack zuzumachen. Meier kam aber in Zeitnot und konnte die Verteidigung nicht mehr halten.
Die 7. Runde findet am Samstag den 28. April statt und beginnt um 15 Uhr. Die Paarungen lauten wie folgt:
Paarungen der 7. Runde (27.04.2019 / 15:00) | ||||||||
Tisch | TNr | Teilnehmer | - | TNr | Teilnehmer | Ergebnis | ||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
1 | 4. | Vachier-Lagrave, Maxime | - | 10. | Vallejo Pons, Francisco | - | ||
2 | 5. | Keymer, Vincent | - | 3. | Svidler, Peter | - | ||
3 | 6. | Carlsen, Magnus | - | 2. | Aronian, Levon | - | ||
4 | 7. | Anand, Viswanathan | - | 1. | Meier, Georg | - | ||
5 | 8. | Caruana, Fabiano | - | 9. | Naiditsch, Arkadij | - |
Die Großmeister Jan Gustafsson und Peter Leko kommentieren die Partien live ins Internet (in englischer Sprache). Vor Ort ist Klaus Bischoff für die Besucher im Einsatz.
Text und Fotos: Georgios Souleidis
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