
Gut 1.000 Tage sind seit dem WM-Match Carlsen-Caruana 2018 vergangen. Das alte Spiel hat seitdem eine Renaissance erlebt. Popularitätsschub, Digitalisierung, Vermarktung. Neue Spielformen, eine neue Art der Präsentation, ein neues Publikum: Schach ist sichtbar wie nie, aber kaum wiederzuerkennen.
Eine mit Wilhelm Steinitz‘ Sieg über Johannes Hermann Zukertort 1886 begonnene Konstante bleibt, das Match um den höchsten Titel. In dieser ins vorvergangene Jahrhundert zurückreichenden Tradition des Denkspiels liegt die Faszination begründet, die Schach auch auf diejenigen ausübt, die es kaum oder gar nicht spielen.
135 Jahre später ist jetzt erstmals die Frage beantwortet, wie sich ein schwieriges Spiel frei von jeglichem Staub massentauglich präsentieren lässt. Hikaru Nakamura hat sich dieser Angelegenheit mit großem Erfolg angenommen, Agadmator, die Botez-Schwestern oder im deutschen Sprachraum der große Grieche Georgios Souleidis und der streamende 2600er Niclas Huschenbeth.
Sie alle werden mit Streams und Memes dazu beitragen, dass diese WM die mit Abstand meistverfolgte seit 1886 wird – eine Herausforderung, ein neues Feld für die noch junge Schach-Entertainment-Branche: Nachdem Botez, Gotham&Co. rund um das flüchtige, schnelle Online-Spiel eine Kunstform entwickelt und populär gemacht haben, wollen sie in den kommenden Wochen ihr Millionenpublikum mit dem tiefen, langsamen Spiel der Kontrahenten am WM-Tisch fesseln. Das neue Genre muss sich anpassen.
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