Oktober 13, 2024

FIDE-Online-Olympiade: Die Schweizer(innen) verpassen den Aufstieg nur knapp

WIM Lena Georgescu brilliert mit 6½ aus 8

Markus Angst – Das Schweizer Team schrammte an der vom Weltschachbund FIDE erstmals organisierten Online-Olympiade nur um einen Platz am Aufstieg in die Top Division vorbei. Die Schweizer(innen) belegten nach zwei Siegen und einem Unentschieden am Schlusstag mit 13 Punkten (sechs Siege/ein Unentschieden/zwei Niederlagen) den 4. Rang im Pool C der 2. Division. Aufstiegsberechtigt sind die drei Erstklassierten.

Überzeugte spielerisch und kämpferisch: WIM Lena Georgescu blieb in acht Partien ungeschlagen und holte sagenhafte 6½ Punkte.

Am dritten Wettkampftag schlugen die Schweizer(innen) das an vier von sechs Brettern stärker besetzte Slowenien (4½:1½) sowie das punktelose Schlusslicht Estland (5½:½) und holte gegen das an fünf von sechs Brettern stärker besetzte Italien ein beachtliches 3:3-Unentschieden. Pech für die Schweiz war, dass Holland Pool-Sieger Spanien im letzten Durchgang die einzige Niederlage zufügte (3½:2½). Hätten die Holländer(innen) verloren, wäre die Schweiz auf Platz 3 gelandet. Tags zuvor hatte die Schweiz in der 6. Runde zwar gegen Holland gewonnen, als verhängnisvoll erwies sich im Nachhinein jedoch die 2:4-Niederlage gegen das sechstplatzierte Nordmazedonien in der Runde zuvor.

Trotz des knappen Ausscheidens zog der Schweizer Captain Felix Hindermann eine positive Bilanz dieses Premierenturniers: «Der Kampfgeist und der Teamspirit haben mich beeindruckt. Unser Pech war, dass wir in einem starken Pool eingeteilt waren. In den vier anderen Pools reichten 13 Punkte für Rang 3.»

Frauen-Power im Schweizer Team

Überragende Spielerin im Schweizer Team war WIM Lena Georgescu. Die 20-jährige Bernerin blieb mit fünf Siegen und drei Unentschieden ungeschlagen und holte sagenhafte 6½ Punkte aus acht Partien. Und dies gegen namhafte Gegnerinnen, traf sie doch unter anderen auf eine Herren-GM, zwei WGM/IM und eine WGM. Felix Hindermann imponierte nicht nur ihr starkes Spiel, sondern insbesondere auch ihre kämpferische Einstellung: «Sie stand ein paar Mal kritisch, drehte aber die Partien noch.»

Neben Lena Georgescu setzten am Schlusstag drei weitere Schweizerinnen Ausrufezeichnen. WGM Monika Müller-Seps, die an den beiden ersten Tagen pausiert hatte, gewann ihre beiden Partien. Die 16-jährige Gohar Tamrazyan (Bilanz: 3 aus 5) schlug die slowenische WIM Zala Urh (Slo). Und die ein Jahr jüngere Yongzhe Zhuang (Bilanz: 2 aus 4) bezwang die italienische WFM Maria Palma.

Am zweitmeisten Punkte holte GM Noël Studer (4½ aus 8). Wie Lena Georgescu blieb auch GM Nico Georgiadis mit 3 aus 5 (ein Sieg/vier Remis) ungeschlagen.

Mixed-Format: ein Modell für die Zukunft?

Beeindruckt zeigte sich Felix Hindermann nicht nur von der starken Vorstellung seines Teams, sondern auch von der perfekten Organisation des Anlasses durch die FIDE: «Alles hat reibungslos geklappt. Natürlich ziehe ich eine Olympiade an Brettern vor, aber als Ersatz oder Ergänzung sind solche Online-Turniere eine gute Sache.»

Dass Herren, Damen und Junior(inn)en gemeinsam in einer Mannschaft gespielt haben, findet Felix Hindermann «im Sinne der Förderung des Nachwuchses eine gute Idee. Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass dieses Mixed-Format auch am Brett eine Zukunft hat.»

Resultate

Schlussrangliste nach 9 Runden: 1. Spanien 15 (40). 2. Holland 14 (36½). 3. Italien 14 (35½). 4. Schweiz 13 (32). 5. Slowenien 10 (30). 6. Nordmazedonien 8 (27). 7. Albanien 6 (23). 8. Portugal 6 (20). 9. Jordanien 4 (14½). 10. Estland 0 (11½).

1. Runde: Schweiz – Jordanien 4:2 (GM Studer – IM Issa 1:0, GM Pelletier – IM Mansour 0:1, WIM Georgescu – WFM Boshra 1:0, WGM Hakimifard – WFM Alattar 0:1, IM Bänziger – IM Loay 1:0, Zhuang – Tala 1:0). Nordmazedonien – Italien 1:5. Holland – Slowenien 3:3. Portugal – Spanien ½:5½. Albanien – Estland 5½:½.

2. Runde: Portugal – Schweiz 1½:4½ (IM Sousa – Studer 0:1, IM D. P. T. Martins – Pelletier 0:1, WFM Pintor – Georgescu 0:1, Ferreira – Hakimifard 0:1, B. A. L. Martins – Bänziger ½:½, Avelino – Zhuang 1:0). Spanien – Slowenien 3:3. Italien – Holland 3:3. Estland – Nordmazedonien 1½:4½. Jordanien – Albanien 4½:1½.

3. Runde: Schweiz – Spanien 1:5 (Studer – GM Anton Guijarro 0:1, Pelletier – GM Schirow 0:1, Georgescu – WGM/IM Matnadze ½:½, Hakimifard – WGM/IM Vega Gutierrez ½:½, Bänziger – GM Henderson de La Fuente 0:1, Zhuang – WGM/IM Garcia Martin 0:1). Slowenien – Italien 2½:3½. Holland – Estland 5:1. Nordmazedonien – Jordanien 4½:1½. Albanien – Portugal 5:1.

4. Runde: Schweiz – Albanien 4:2 (Studer – IM Ashiku 1:0, GM Georgiadis – IM Pasko 1:0, Hakimifard – Shabanaj 0:1, WIM De Seroux – Gjergji ½:½, FM Stijve – Veleshnja ½:½, Tamrazyan – Shuqja 1:0). Spanien – Italien 4½:1½. Estland – Slowenien 2:4. Jordanien – Holland ½:5½. Portugal – Nordmazedonien 3½:2½.

5. Runde: Nordmazedonien – Schweiz 4:2 (GM Georgiev – Studer 1:0, IM Stojanovski – Georgiadis ½:½, WFM Stojkovska – Georgescu ½:½, Bejatovic – De Seroux 0:1, IM Lazov – Bänziger 1:0, Manova – Tamrazyan 1:0). Albanien – Spanien 2½:3½. Holland – Portugal 5:1. Italien – Estland 4:2. Slowenien – Jordanien 5:1.

6. Runde: Schweiz – Holland 3½:2½ (Studer – GM J. van Foreest 1:0, Georgiadis – GM Bok ½:½, Georgescu – GM Peng 1:0, De Seroux – WGM Haast 0:1, Bänziger – IM Vrolijk 1:0, Tamrazyan – M. van Foreest 0:1). Spanien – Estland 6:0. Jordanien – Italien 0:6. Albanien – Nordmazedonien 2:4. Portugal – Slowenien 1:5.

7. Runde: Slowenien – Schweiz 1½:4½ (GM Borisek – Studer 1:0, GM Sebenik – Georgiadis ½:½, WGM Unuk – Georgescu 0:1, WIM Janzelj – WGM Müller-Seps 0:1, FM Stevanic – Bänziger 0:1, WIM Urh – Tamrazyan 0:1). Holland – Albanien 5½:½. Nordmazedonien – Spanien 1½:4½. Italien – Portugal 4:2. Estland – Jordanien 2:4.

8. Runde: Schweiz – Italien 3:3 (Studer – GM Dvirnyy ½:½, Georgiadis – IM Lodici ½:½, Georgescu – WGM/IM Zimina ½:½, Hakimifard – WGM/IM Brunello ½:½, Bänziger – GM Moroni 0:1, Zhuang – WFM Palma 1:0). Spanien – Jordanien 5½:½. Nordmazedonien – Holland 2½:3½. Albanien – Slowenien 3½:2½. Portugal – Estland 4:2.

9. Runde: Estland – Schweiz ½:5½ (IM Sirosh – Pelletier ½:½, Andrijashkin – IM Lötscher 0:1, Viikmaa – Georgescu 0:1, Karba – Müller-Seps 0:1, FM Garanin – Stijve 0:1, Pool – Tamrazyan) 0:1. Holland – Spanien 3½:2½. Italien – Albanien 5½:½. Slowenien – Nordmazedonien 3½:2½. Jordanien – Portugal ½:5½.

Einzelbilanz der Schweizer(innen): GM Noël Studer 4½ Punkte aus 8 Partien, GM Yannick Pelletier 1½/4, GM Nico Georgiadis 3/5, IM Roland Lötscher 1/1, WIM Lena Georgescu 6½/8, WGM Monika Müller-Seps 2/2, WGM Ghazal Hakimifard 2/5, WIM Camille De Seroux 1½/3, IM Fabian Bänziger 3½/7, FM Theo Stijve 1½/2, Gohar Tamrazyan 3/5, Yongzhe Zhuang 2/4.

Auf Chessresults finden Sie die Resultate des Schweizer Pools…: https://chess-results.com/tnr532153.aspx?lan=1&art=2&flag=30

…und sämtliche Partien: http://chess-results.com/PartieSuche.aspx?lan=0&id=50023&tnr=532153&art=3

Hier finden Sie alle Details zur FIDE-Online-Olympiade (auf Englisch): https://www.fide.com/docs/regulations/Online%20Olympiad%202020.pdf

Artikel zur FIDE-Online-Olympiade auf der ChessBase-Website: https://de.chessbase.com/post/fide-kuendigt-online-schacholympiade-an