April 24, 2024

Henning Geibel und die Schachverwaltung

In unregelmäßigen Abständen versendet der einstige Bundesbankdirektor Henning Geibel einen Rundbrief an etwa 200 Empfänger, darunter der Schreiber dieser Zeilen. Wir haben Geibel unlängst gefragt, ob er die Zahl seiner Leser nicht vervielfachen möchte. Das ließe sich leicht bewerkstelligen, indem wir seine Rundbriefe in Form einer Kolumne auf dieser Seite gießen.

Henning Geibel möchte kein Kolumnist werden, sich nicht in die wachsende Riege der Autoren dieser Seite einreihen. Aber er teilt mit, dass seine Rundschreiben natürlich von jedem veröffentlicht werden dürfen. Kaum war Geibels Schachbrief vom 27. Mai verschickt, stand er schon bei unseren Freunden vom Schach-Ticker. Dort steht er gut, an dieser Stelle ein paar Anmerkungen, vielleicht die eine oder andere Antwort auf Geibels Fragen.

„Liebe Schachfreunde in nah und fern!

Zugegeben – es passiert zur Zeit nicht viel und man braucht sich deshalb nicht zu wundern, dass man vom DSB fast nichts mehr hört und sieht.„

Im Schach passiert mehr denn je, nur eben nicht in kohlenstofflicher Form auf und an den Brettern, die uns so lieb sind. Zum Beispiel entwickelt sich rasant ein offener Spielbetrieb. Zweimal wöchentlich spielen 4000 Schachfreunde in fast 40 Ligen um Meisterschaft und Aufstieg. Zahllose Schachfreunde entdecken abseits der traditionellen Vereinsstrukturen unser Spiel, manche entdecken es neu, und sie finden nun ohne jegliche Hürde, ohne Anmeldeformular und Teilnahmegebühr Gruppen von Gleichgesinnten, Turniere und Mannschaftswettbewerbe, die sie willkommen heißen.

Derweil überbietet sich die nationale ebenso wie die Weltpresse mit Berichten über den Corona-Schachboom. Vergangene Woche war das Schachbusiness ein großes Thema im Wall Street Journal, in der New York Times, in Forbes, Publikationen, die einem Bundesbankdirektor wahrscheinlich nicht fremd sind.

Dieses ist die Zeit, sich zu wundern, warum wir vom DSB nichts hören. Unser Schachbund mit seinen Landesverbänden befindet sich auf direktem Weg in die Bedeutungslosigkeit. Bevor nicht ein Kraut gegen Corona gewachsen ist, wird es keine Mannschaftskämpfe geben, keine Ligen, wie wir sie kennen, nur den freien Spielbetrieb online und den Vereinsabend unter freiem Himmel oder per Videokonferenz. Dafür brauchen wir keinen Schachbund, dafür müssen wir keine Beiträge abführen.

Wie viele Aktive bleiben, wie viele Vereine sterben?

Weiterlesen auf „Perlen vom Bodensee“

Henning Geibel und die Schachverwaltung