April 19, 2024

„Ein dummer Zug“

Carl Carls (1880 – 1958) erlernte das Schachspiel im Alter von 13 Jahren. Er war ein guter Positionsspieler und verfügte über ein exzellentes Endspielverständnis. Zeitgenossen beschrieben seinen Stil wie folgt:

Der Gegner wird langsam zermürbt, der Angriff kaltschnäuzig abgewiesen und dann mit vollen Segeln in ein Endspiel eingelenkt, in dem der Gegner um ein Kleines im Nachteil ist und nun unbarmherzig Schritt für Schritt an den Abgrund gedrängt wird.

Im Jahr 1898 nahm er erstmals an einem Turnier des Deutschen Schachbundes teil. 1902 organisierte er die Blindsimultan-Vorstellungen von Harry Nelson Pillsbury in Hannover und Bremen, die den Simultanspieler und den Organisator weltweit bekannt machten.

1912 nahm er in Breslau beim 18. Kongress des Deutschen Schachbundes erstmals an einem internationalen Meisterturnier teil. Weitere internationale Erfolge waren der zweite Platz in Bad Oeynhausen, im Jahr 1922, und sein Abschneiden bei der Schacholympiade 1927 in London, wo er der beste deutsche Einzelspieler mit 9,5 von 15 möglichen Punkten war. Bei der Amateurweltmeisterschaft in Den Haag 1928 belegte er den 7. Platz. 1934 wurde er Meister von Deutschland. Den Titel eines internationalen Meisters verlieh ihm die FIDE im Jahr 1951.

Er eröffnete seine Partien stets mit Weiß mit dem Zug 1. c2–c4, ein Zug der von führenden Meistern seinerzeit als nicht vollwertig angesehen wurde. Sein Vorbild Dr. Siegbert Tarrasch legte noch einen drauf und bezeichnete diesen Eröffnungszug als „dummen Zug“. Die Antwort auf diese Ansage ließ nicht lange auf sich warten, denn Carls revanchierte sich, indem er Tarrasch in diesem Turnier in einer viel beachteten Partie besiegte, ein Kunststück welches er 13 Jahre später noch einmal wiederholen sollte.

Ich wünsche viel Spaß beim Studium der Partie.

Zum nachspielen der Partie bitte auf das Diagramm klicken