April 25, 2024

Als Jana Schneider Eröffnungstheorie schrieb und sie niemand verstand

Eine Stellung aus der Zweispringer-Variante der Caro-Kann-Verteidigung. Weiß am Zug, was würdest du ziehen?

9.hxg3? Damit bist du in guter Gesellschaft. Weltmeister Magnus Carlsen hat so gespielt, WM-Kandidat Alexander Grischuk und Weltklasse-Coach Rustam Kazimdzhanov ebenso. Wir schlagen Richtung Zentrum, logisch. In seinem (ansonsten) exzellenten Caro-Kann-Repertoire erwähnt Marco Baldauf die Alternative nicht einmal. 9.hxg3 sieht ja aus wie der normalste Zug der Welt.

Als Jana Schneider 2015 bei der Deutschen Ländermeisterschaft diese Stellung auf dem Brett hatte, entschied sie sich für 9.fxg3 – seinerzeit eine Neuerung, die nicht viele Nachahmer fand, weil sie auf den ersten Blick ein bisschen krumm daherkommt.

Fünf Jahre später: Jana Schneider hatte doch recht

Das Schlagen Richtung Zentrum ist dem normalen Vereins- wie dem Top-Ten-Spieler in Fleisch und Blut übergegangen. Carlsen, Grischuk&Co. blieben bei 9.hxg3, die Normalsterblichen sowieso.

Fünf Jahre später sieht es aus, als solle Jana Schneider Recht behalten. Bis zum August 2019 dauerte es, dass ein Weltklasse-Spieler Schneiders 9.fxg3 wiederholte, der WM-Kandidat Maxime Vachier-Lagrave nämlich. Nach dessen Weißpartie gegen Hikaru Nakamura beim Sinquefield-Cup mochte sich plötzlich kaum noch ein Schwarzer auf diese Variante einlassen, so gut ist Jana Schneiders Zug – und so schwierig.

Mehr als vier Jahre brauchten die Herren aus der 2800-Elo-Abteilung und ihre Supercomputer, um zu begreifen, was die Nummer 14 der deutschen Frauen-Rangliste 2015 am Brett ausgeklügelt hatte. Nun, MVL-approved, hat Schneiders Zug die Theorie der Zweispringer-Variante umgekrempelt.

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