April 18, 2024

Krach zwischen dem DSB und der Deutschen Schachjugend – Jörg Schulz freigestellt

Liebe Landesvorsitzende der Landesschachverbände, Liebe
Landesvorsitzende der Landesschachjugenden,

Andreas Jagodzinsky, Jörg Schulz und Malte Ibs (Foto: Frank Hoppe)

heute Mittag erhielt ich in meiner Funktion als Vorsitzender der Deutschen Schachjugend einen Anruf von Ullrich Krause, unserem DSB Präsidenten. Er eröffnete mir, dass der Geschäftsführer des DSB Marcus Fenner mit unserem DSJ Geschäftsführer Jörg Schulz ein Gespräch führen werde, in dem er ihm mitteile, mit sofortiger Wirkung freigestellt zu werden. An diesem Freitag findet eine Präsidiumssitzung statt, auf der Ullrich Krause dann beantragen wird, Jörg Schulz zu entlassen. Auf meine Frage nach der Begründung erhielt ich die Antwort, dass es keinen konkreten Vorfall oder triftigen Grund geben würde. Ullrich Krause sei nach intensivem Nachdenken zu dem Entschluss gekommen, dass dies für den DSB das Beste sei.

Obwohl wir vor knapp einem Monat ein Gespräch zwischen dem gewählten Geschäftsführenden Vorstand der DSJ und den gewählten Präsidiumsvertretern des DSB hatten und uns auf eine wertschätzende und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit einer offenen Kommunikation geeinigt hatten, wurde ich als Fachvorgesetzter und gleichberechtigtes Präsidiumsmitglied in diesen Prozess nicht eingebunden.

Wir, der Vorstand der Deutschen Schachjugend, solidarisieren uns mit Jörg Schulz. Wir kämpfen um die ordnungsgemäße Weiterbeschäftigung unseres verdienten DSJ Geschäftsführers. Wir bitten euch hierfür um eure Unterstützung. Wir sind als Deutsche Schachjugend nicht bereit, den Versuch der Kündigung hinzunehmen. Wir sehen dies nicht nur als einen Angriff auf den Menschen Jörg Schulz, dem man damit versucht, seine finanzielle Existenz zu entziehen, sondern auch als einen Angriff auf die Deutsche Schachjugend, ihre Eigenständigkeit und ihre kommenden Aufgaben und Projekte. Die Vorstandsarbeit der Deutschen Schachjugend wird mit diesem Eingriff stark beschädigt und in Fällen zerstört.

a) Der 15.11.2019 ist alljährlich der wichtigste Tag in den Finanzen des deutschen Jugendschachs. Bis zum 15.11. eines Jahres müssen alle finanziellen Unterstützungsanträge für das Folgejahr und Abechnungen für laufende Jahr bei der Deutschen Sportjugend eingereicht sein. Wir reden hier von einem Volumen von knapp 100.000 EUR. Nach der Bekanntgabe der Freistellung hat Jörg, immer noch DSJ pflichtbewusst, darum gebeten, diese Anträge noch zu Ende schreiben zu dürfen, um einen hohen finanziellen Schaden abzuwenden. Dies wurde ihm untersagt. Er hatte die
Büroräume sofort zu verlassen. Für uns als Vorstand der Deutschen Schachjugend ist damit völlig unklar, zu welchen Schaden dies in der Etatplanung 2019 und 2020 führen wird, und welche Veranstaltungen wir aufgrund Dessen nicht durchführen können.

b) Im Jahr 2020 steht das 50jährige Jubiläum der Deutschen Schachjugend auf dem Programm. Wir planen in dem Jahr einige Projekte, wie eine verlängerte Schachtour, die internationale DLM, einen Festakt, einen großen Jugendkongress, Vereinsveranstaltungen (50 Jahre – 50 Orte), Landesveranstaltungen (50 Ehrungen) oder auch die Herausgabe eines Jubiläumsbuches. Für ein erfolgreiches Jubiläum ist ein eingespieltes Führungsteam zwingend notwendig. Mit Jörg Schulz haben wir eine hauptamtliche Geschäftsführung, der wir gemeinsam mit unseren Mitarbeitern Astrid Hohl und Kevin Högy vollends Vertrauen, dieses Mammutjahr erfolgreich zu unterstützen. Sogar die Ausweitung mit einer BFD Stelle steht in der Diskussion. Die Freistellung von Jörg Schulz mit der ggf. geplanten Kündigung macht eine Durchführung des Jubiläumsjahres unmöglich. Wir haben heute alle Projekte auf Eis legen müssen.

c) Wir möchten darauf aufmerksam machen, dass unsere Geschäftsstelle durch die Freistellung von Jörg Schulz führungslos ist. Die fachliche Führung obliegt jetzt mir, als ehrenamtlichen Vorsitzenden. Da ich mich, dem DSB Präsidium frühzeitig bekannt, ab dem 14.11. für eine Woche auf Zypern befinde, kann ich in dieser Zeit keine Unterschriften leisten und keine Aufträge vergeben oder Rechnungen anweisen.

d) Die sofortige Freistellung von Jörg Schulz hinterlässt eine große Wissenslücke in der Arbeit der Deutschen Schachjugend, für die eine Übergangszeit dringend notwendig gewesen wäre. Von thematischen Hintergründen über die richtigen Abrechnungen gegenüber den Förderstellen (Deutsche Sportjugend) bis hin zu den konkreten Ständen der derzeitigen Projekten ist es nun nicht mehr möglich, dieses Wissen weiterzugeben, um den reibungslosen weiteren Ablauf nicht zu gefährden. Themen wie die Verhandlungen von Hotelverträgen (z.B. DJEM ab 2021), können nicht fortgeführt werden.

Der Vorstand der Deutschen Schachjugend verurteilt das Vorgehen gegenüber dem Menschen Jörg Schulz. Seit 29 Jahren arbeitet Jörg erfolgreich für das Jugendschach in Deutschland. Dass die Deutsche Schachjugend mit ihren Innovationen, ihren Projekten, ihrem Netzwerk und ihren Events wie der Deutschen Jugendeinzelmeisterschaft da steht, wie sie heute steht, ist ein großer Verdienst von Jörg. Auch heute ist er nicht nur ein große, sondern auch eine wichtige Stütze unseres Vorstands. Er ist das Zahnrad, dass dafür sorgt, dass sich die weiteren Räder bewegen. Wenn dieses Zahnrad herausgerissen wird, entsteht ein Vakuum, dass nicht aufgefangen werden kann. Einen Mitarbeiter, der seit 29 Jahren so eine erfolgreiche Arbeit für die Deutsche Schachjugend geleistet hat, kann man nicht ohne triftige verhaltensbedingte, personenbedingte oder betriebsbedingte Gründe einfach kündigen.

In eigener Sache ist für mich das Vertrauensverhältnis zum jetzigen Präsidium des Deutschen Schachbund zerstört. Sollte die Kündigung von Jörg Schulz rechtskräftig und volltreckt werden, bin ich nicht bereit, für den Neuaufbau der Deutschen Schachjugend zur Verfügung zu stehen. Ich bin nicht das einzige Vorstandsmitglied, dass in diesem Fall sein Amt niederlegen würde.

Zum Abschluss ist mir wichtig, dass der Deutsche Schachbund kein Arbeitgeber werden darf, bei der Willkür in Bezug auf Kündigungen auf der Tagesordnung steht und auch die weiteren Mitarbeiter Angst haben müssen, die nächste Person zu sein, die ohne triftigen Grund die Kündigung erhalten. Lasst uns gemeinsam für den Menschen Jörg Schulz und die weiteren Arbeitnehmer der Geschäftsstelle und für die Zukunft und ein erfolgreiches 2020 der Deutschen Schachjugend kämpfen. Wir hoffen und freuen uns über eure Unterstützung.

Gerne dürft ihr diese Mail an eure Vorstandskollegen weiterleiten.

Für den Vorstand der DSJ

Malte Ibs

[mks_accordion]
[mks_accordion_item title=“Die Zerstörung des DSB“]
Droht der Deutsche Schachbund zu zerbrechen? Der seit 1990 amtierende Geschäftsführer der Deutschen Schachjugend Jörg Schulz wurde vom DSB-Geschäftsführer Marcus Fenner mit sofortiger Wirkung freigestellt. Die Gründe sind unbekannt. Die Empörung ist groß. Der Vorsitzende der Deutschen Schachjugend Malte Ibs solidarisiert sich mit dem geschassten Geschäftsführer. Hier ein Auszug aus seiner E-Mail, die im Schachticker veröffentlicht ist:

Weiterlesen
[/mks_accordion_item]
[/mks_accordion]

[mks_accordion]
[mks_accordion_item title=“Offener Brief der NSJ und des NSV an den Deutschen Schachbund“]
Liebe Schachfreunde Krause und Fenner,

völlig entsetzt haben wir eine Mail des Vorsitzenden der Deutschen Schachjugend, Malte Ibs, vom 13. November gelesen. Es heißt, dass der Deutsche Schachbund den DSJ-Geschäftsführer, Jörg Schulz, kurzfristig und ohne Abstimmung innerhalb des DSB-Präsidiums freigestellt habe und in Kürze seine Entlassung beschlossen werden solle.

Im Namen der Niedersächsischen Schachjugend und des Niedersächsischen Schachverbandes drücken wir gemeinsam unsere Solidarität mit Jörg Schulz aus. In den 29 Jahren seiner Tätigkeit hatten wir in ihm stets einen fachkundigen Ansprechpartner, der mit Rat und Tat zur Verfügung stand. Er war eine der wenigen verlässlichen Konstanten in der Strukur des DSB und mit seiner Erfahrung ein großer Wissensträger.

In unseren Augen ist dieser Schritt nicht nur ein direkter Angriff gegen Jörg Schulz als Person, sondern auch gegen das Jugendschach in Deutschland insgesamt. Die kurzfristige Freistellung hat möglicherweise direkte finanzielle Konsequenzen für die kommenden Jahre, wenn Förderanträge bei der Deutschen Sportjugend nicht rechtzeitig zum 15. November oder nicht in der gewohnten Qualität abgegeben werden können. Damit steht nicht nur das Jubiläumsjahr der DSJ in unmittelbarer Gefahr, sondern das Wissen und die Arbeitskraft fehlen auch bei anderen wichtigen Aufgaben wie der Hotelverhandlung für die DJEM 2021 ff.

Noch schockierender war für uns, dass dieser Schritt trotz mehrfacher Aufforderung durch Landesschachjugenden bislang nicht öffentlich begründet wurde oder werden konnte. Vielmehr scheint es, dass am Ende alle Beteiligten vor vollendete Tatsachen gestellt werden sollen. Dies steht unseres Erachtens in direktem Gegensatz zum Wahlprogramm zum DSB-Präsidium aus dem Mai dieses Jahres, in dem mit dem nachfolgend zitierten Versprechen von Transparenz um Stimmen geworben wurde:

Für uns gelten die Grundsätze einer transparenten und offenen Verbandsführung

Aus diesem Grund ist es für die Glaubwürdigkeit und damit für den Fortbestand einer Zusammenarbeit unerlässlich, die fehlende Begründung noch vor der Sitzung des DSB-Hauptausschusses am 16. November und unmittelbar nach der Sitzung des DSB-Präsidiums am Vorabend uns und der Öffentlichkeit gegenüber nachzuholen.

Wir fordern Sie auf, die Gründe unverzüglich öffentlich darzulegen.

Freundliche Grüße,

Torsten Bührmann                                                           Michael S. Langer
im Namen der NSJ                                                           im Namen des NSV

Offener Brief der NSJ und des NSV an den Deutschen Schachbund als PDF
[/mks_accordion_item]
[/mks_accordion]

[mks_accordion]
[mks_accordion_item title=“Protest gegen die Entlassung Jörg Schulz“]
Die andauernden Konflikte zwischen der Deutschen Schachjugend und dem Deutschen Schachbund haben mit der sofortigen Freistellung und der geplanten Entlassung des Geschäftsführers der Deutschen Schachjugend ihren vorzeitigen Höhepunkt gefunden. Nachfolgend der offene Brief der Schachjugend Schleswig-Holstein.

An: Ullrich Krause, Präsident Deutscher Schachbund
In Kopie: Deutscher Schachbund
Deutsche Schachjugend
Alle Landesschachjugenden
Schachverband Schleswig-Holstein
Alle Vereine in Schleswig-Holstein

Kiel den 13.11.2019
Protest gegen die Entlassung von Jörg Schulz — Weiterlesen
[/mks_accordion_item]
[/mks_accordion]


Die umstrittene Freistellung und drohende Kündigung vom Geschäftsführer der Deutschen Schachjugend wollen sich nicht alle gefallen lassen und rufen zur Unterschrift der Petition: Keine Kündigung des Geschäftsführers der DSJ, Jörg Schulz auf.

Unter der Adresse: https://secure.avaaz.org/de/community_petitions/Deutscher_Schachbund_Keine_Kuendigung_des_Geschaeftsfuehrers_der_DSJ_Joerg_Schulz ist eine Unterschrift möglich.
Walter Rädler, der als Vizepräsident Verbandsentwicklung zwei Jahre hervorragend mit Jörg Schulz zusammengearbeitet hat meint, dass dies sehr viel Geld kostet (Die Abfindungskosten des Deutschen Schachbundes werden dann innerhalb kurzer Zeit auf über 100 000 Euro steigen), die DSJ in ihre Grundfeste zerstört wird und der fleißigste Arbeiter im Deutschen Schach aus machtpolitischen Standesdünkel abserviert werden soll.

Keine Kündigung des Geschäftsführers der DSJ, Jörg Schulz.

Der DSB setzt den Geschäftsführer der DSJ, Herrn Jörg Schulz, der fast 30 Jahre erfolgreich für die Deutsche
Schach-Jugend tätig war, ohne Gründe vor die Tür. Wir als Schachgemeinschaft (damit sind ALLE Schachspieler in Deutschland, ob im Verein organisiert oder auch nicht, gemeint) möchten, das die Kündigung bzw. Freistellung sofort, ohne Bedingungen, zurückgenommen wird.