April 25, 2024

Vorschau auf die Pokal-Vorrunde am Wochenende

Mit den acht Vorrundengruppen beginnt am Sonnabend die Deutsche Schach-Pokal-Meisterschaft für Mannschaften 2018/19. Gespielt wird in Berlin-Spandau, Rostock, Bad Schwartau, Knüllwald, Ludwigshafen, Horben, Ortenburg und Arnstadt. In jeder Gruppe treten vier Vereine im K.o.-System gegeneinander an. Die Auslosung findet direkt am jeweiligen Spielort vor dem Beginn um 14 Uhr statt. Am Sonntag treten ab 10 Uhr die Sieger vom Sonnabend gegeneinander an und ermitteln den Teilnehmer der Zwischenrunde.

In der Zwischenrunde, die am 16./17. März stattfindet, stoßen die Viertelfinalisten des Vorjahres hinzu. Das sind Pokalverteiidger OSG Baden-Baden, der SK Zehlendorf, die Schachfreunde Deizisau, USV TU Dresden, die Schachfreunde Bad Emstal/Wolfhagen, der Greifswalder SV, SK Kirchweyhe und die Schachfreunde Lieme. Diese Vereine bilden mit den acht Qualifikanten der Vorrunde die vier Zwischenrundengruppen.

Nachfolgend ein Überblick über die Spielorte an diesem Wochenende.

Gruppe  in Berlin

Gastgeber: SC Zitadelle Spandau – www.zitaschach.de
Spielort: Seniorenclub Lindenufer, Mauerstraße 10a, 13597 Berlin

  • SC Zitadelle Spandau
  • SG Lok Brandenburg
  • SV Hellern
  • VfB Schach Leipzig

Sollten die Schachfreunde der 1973 gegründeten Schachabteilung des Sportvereins Hellern mit ihren besten Spielern nach Berlin reisen, wird es für die Konkurrenz sehr schwer. Im Aufgebot stehen mit IM Carsten Lingnau und Alexander Hoffmann zwei 2400er. Dazu kommt mit FM Hannes Ewert ein 2300er. Mit solcher Qualität kann die Konkurrenz nicht aufwarten. Von denen können vielleicht der Gastgeber als auch Leipzig für eine Überraschung sorgen. Außenseiter sind die Gäste aus der Havelstadt Brandenburg, deren Spitzenbrett FM Raphael Rehberg 2016 und 2017 zwar Landesmeister von Brandenburg war, es aber allein nicht schaffen wird die anderen Mannschaften zu ärgern.

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[mks_accordion_item title=“VfB Schach Leipzig leider zu stark für Zitadelle“]

Links Leipzig, rechts Spandau Foto: by Carsten Schmidt

Es schmerzt, aber es ist passiert. Der Verein für Breitensport (VfB) Schach Leipzig e.V. – einst hervorgangen aus einer Abspaltung der BSG Lok Mitte Leipzig als Schachabteilung beim später aufgelösten VfB Leipzig – war für Zitadelle Spandau eine Nummer zu groß. Obwohl beide Mannschaften spielstärkemäßig etwa auf gleichem Niveau lagen, kam Leipzig an allen Brettern in Vorteil. Die Brettrotation bei den Berlinern blieb damit noch erfolgloser als erwartet. Michael Schulz (gegen Wolfgang Just) und Terry van der Veen (gegen Lars Rohne) brachten die Zitadelle mit 0:2 in Rückstand. Nun hätten nur noch zwei Siege von Nils Decker (gegen Christian Geiling) und Felix Engers (gegen Thomas Heinrich) den Wettkampf drehen können. Doch beide standen praktisch auch auf Verlust.

Der Leipziger Geiling zeigte dann aber plötzlich Schwächen und stellte seinen starken Freibauern ein. Bevor er endgültig den Faden verlor, bot er in besserer Stellung Remis an. Decker nahm an, was Schiedsrichter Rolf Trenner und ich zunächst als Verlust deuteten. Das Remis brachte Leipzig in die Zwischenrunde. Da war es vielleicht gerade 14 Uhr.

Am Nebenbrett hatte Engers davor bereits die Qualität eingestellt und kämpfte gegen die drohende Niederlage. Der Leipziger Heinrich, der früher mal in Brandenburg beim SV Marzahna spielte und als begnadeter Blitzschachspieler bekannt ist, fand in der Folge nicht die besten Züge. Er quälte den Berliner bis in ein Endspiel K+T gegen K+L, worauf der Schiedsrichter schon begann die Züge zu zählen. Gegen 17.15 Uhr war das Martyrium mit Remis beendet und die drei Kollegen von Thomas Heinrich erlöst.

Frank Hoppe

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Gruppe 2 in Rostock

Gastgeber: Think Rochade – SC HRO – tr.sc-hro.de
Spielort:
 Schulcampus Rostock-Evershagen, Thomas-Morus-Straße 1-3, 18106 Rostock

  • Think Rochade – SC HRO
  • Elmshorner SC
  • SK Johanneum Eppendorf
  • SC Oranienburg

Für den Gastgeber mit dem sperrigen Vereinsnamen ist es die Premiere auf überregionaler Ebene. Erst vor 8½ Jahren wurde der Verein als Schach- und Förderverein für die Schüler des SchulCampus Rostock-Evershagen gegründet. Das englische Think steht für das Wort Denken, SC kann sowohl mit SchulCampus als auch mit Schachclub ausgeschrieben werden. Und HRO ist das Kfz-Kennzeichen für die Hansestadt Rostock.
Die Rostocker sind absoluter Außenseiter und konnten mit Martin Busch nur einen Spieler melden, der ebenbürtig für die Gäste ist. Die Hamburger aus Eppendorf reisen als Favorit an die Ostseeküste. Elmshorn und Oranienburg könnten den Hamburgern aber durchaus gefährlich werden.

Gruppe 3 in Bad Schwartau

Gastgeber: SV Bad Schwartau – schachinschwartau.de
Spielort:
 Elisabeth-Selbert-Gemeinschaftsschule, Schulstr. 8-10, 23611 Bad Schwartau

  • SV Bad Schwartau
  • SF Berlin 1903
  • Schachfreunde Hamburg
  • MTV Tostedt

Bundesligist Schachfreunde Berlin fährt nicht als Favorit in die durch ihre Lebensmittelindustrie bekannte Stadt in Schleswig-Holstein. Die Hauptstädter haben nur ihre zweite Garde für den Pokal gemeldet. Quasi die Reserve der ungarischen Nationalmannschaft steht dafür beim Männerturnverein (MTV) Tostedt im Aufgebot. Die saßen bei ihrem souveränen (18:0 Punkte) und erstmaligen Aufstieg von der Landesliga Schleswig-Holstein in die Oberliga nicht immer an den Brettern, aber im Pokal kann damit schon gerechnet werden. Nicht zu unterschätzen sind auch die Schachfreunde Hamburg, während dem Gastgeber nur die Außenseiterrolle bleibt.

Gruppe 4 in Knüllwald

Gastgeber: Deutscher Blinden- und Sehbehinderten-Schachbund (DBSB) – www.dbsb.de
Spielort: Hotel Sonneck, Zu den einzelnen Bäumen 13, 34593 Knüllwald-Rengshausen, 05685 / 99957

  • DBSB-Auswahl
  • SF Essen-Katernberg
  • SV Lingen
  • SV Oberursel

Als Gott die Erde schuf, hat er in Hessen ein paar Steine zusammengeknüllt und es Knüllgebirge genannt. So war es mit Sicherheit nicht. Der Name hat einen altgermanischen Usprung – viel mehr ist aber nicht bekannt. Seit Jahrzehnten ist die Gemeinde im Knüllgebirge, Knüllwald, aber ein Begriff bei unseren blinden und sehbehinderten Schachfreunden. Die sind hier praktisch zuhause und empfangen wieder drei illustre Gastmannschaften, die sie vielleicht ein wenig ärgern können, wenn sie ihre besten Spieler ans Brett bekommen. Lingen ist der große Favorit in dieser Gruppe, doch Oberursel und Essen könnten für eine Überraschung sorgen. Die Oberurseler Schachfreunde konnten sich letztens beim „Warm-Up“ schon mal an Lewon Aronjan austoben.

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[mks_accordion_item title=“Zerknüllt“]

Endstation Knüllgebirge: Nur 500 Meter hoch ist der Gipfel des Knüllgebirges südlich von Kassel, aber die Lingener, die uns dort in der ersten Runde des DSB-Pokals zum Duell erwarteten, waren am Ende doch eine Nummer zu groß: Drei Großmeister plus ein Jungtalent mit auch schon 2350 ELO besiegten uns deutlich, wenn auch etwas zu hoch mit 3,5:0,5:

Bosko hielt gegen GM Gutman sicher Remis, hatte aber nie die Chance, auch nur Verwicklungen anzuzetteln. Volker verdarb ein ausgeglichenes Turmendspiel gegen GM Epishin durch einen groben Fehler. Thomas handelte sich in völlig ausgeglichener Stellung ebenfalls durch einen schlecht durchdachten Zug eine schlechte Zentrumsstruktur ein und tauschte im Endspiel mit seinem schlechten Läufer leider die einzige Figur, die die Schwäche d3 noch hätte decken können.

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Gruppe 5 in Ludwigshafen

Gastgeber: SK Ludwigshafen – www.schachklub-ludwigshafen.de
Spielort: Klubheim, Luitpoldstrasse 37, 67063 Ludwigshafen

  • SK Ludwigshafen
  • SGes Bensheim
  • SC Emmendingen
  • Godesberger SK

Am Schachclub aus Emmendingen wird in Ludwigshafen wohl niemand vorbeikommen. Der Verein gilt als einer der großen Favoriten auf den Gesamtsieg im deutschen Pokal. Bei ihrer letzten Pokalteilnahme 2017 scheiterten sie mit einer Reservetruppe allerdings in der Zwischenrunde an Deizisau. Auch da waren an den vorderen Bretter 2600er gemeldet worden, die nicht zum Einsatz kamen. Wir sind gespannt, ob die Großmeister am Brett sitzen und den ganz gut besetzten Truppen des Gastgebers und aus Bonn-Bad Godesberg nicht das Feld überlassen werden. Die Schachgesellschaft 1931 Bensheim muß sich wahrscheinlich in die Außenseiterrolle fügen.

Gruppe 6 Horben

Gastgeber: SC Horben – www.schachclub-horben.de/sch3
Spielort: Bürgersaal im Vereinshaus Horben, Steinmühleweg 1, 79289 Horben (bei Rathaus / Schule / Kirche)

  • SC Horben
  • SK Bebenhausen
  • SC Pirmasens
  • Gambit Saarbrücken

Im südwestlichsten Zipfel unserer Republik liegt Horben. Eine kleine Gemeinde mit knapp 1200 Einwohnern am Fuße eines Berges mit dem klangvollen Namen Schauinsland. Der ortsansässige, 1964 gegründete Schachverein hat rund 70 Mitglieder und zwei ziemlich starke Spieler an den vorderen Brettern. Wenn es gut läuft, könnten allein die für eine Überraschung sorgen und Horben in die Zwischenrunde bringen. Doch auch Bebenhausen und Saarbrücken wollen ein Wörtchen mitreden und Pirmasens hat mit Ralf Appel sogar einen Großmeister aufgeboten. Eine sehr offene Gruppe wo alles möglich ist.

Gruppe 7 Ortenburg

Gastgeber: SC Ortenburg – www.schachclub-ortenburg.com
Spielort: Hotel Zum Koch – Meyerhofer Hotel Betriebs GmbH & Co. KG, Vorderhainberg 8, 94496 Ortenburg

  • SC Ortenburg
  • Heilbronner SV
  • Ilmenauer SV
  • Naumburger SV

Ortenburg ist eine Gemeinde in Niederbayern im Dreiländereck mit Tschechien und Österreich. Der 2005 gegründete Schachklub hat zwei Vorgängervereine, die von mindestens 1894 bis unbekannt und von 1953 bis 1966 bestanden. Das Jahr 1894 wurde mit in den heutigen Vereinsnamen übernommen, obwohl es wahrscheinlich nicht das Gründungsjahr des ersten Vereins war. Fast 80 Mitglieder bilden eine solide Basis um jetzt im Pokal überregional mitzumischen. Die Qualifikation dafür wurde überraschend im bayerischen Pokal geschafft, wo Ortenburg erst im FinaleSG Post/Süd Regensburg unterlag. Im deutschen Pokal scheinen Naumburg und Ilmenau ebenbürtig zu sein. Doch Heilbronn wird wohl für alle Mannschaften ein zu großer Brocken.

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[mks_accordion_item title=“DPMM: Heilbronn und Bebenhausen beide in der Zwischenrunde“]

Auch am Sonntag lief es gut für die Württemberger. Heilbronn spielte gegen den Gastgeber SC Ortenburg 2:2, doch wegen der Siege an Brett 1 (Enis Zuferi) und 2 (Piotr Timagin) hatten die Heilbronner bei der Berliner Wertung das Optimum, das man in der Berliner Wertung haben kann. Bebenhausen machte mit dem „Saarbrücker Gambit“ kurzen Prozess mit Siegen von Georg Braun, Rudi Bräuning und Christoph Frick.

Am 16./17. März werden die Zwischenrunden gespielt. Da wird es nicht ganz so einfach. Heilbronn ist in einer Gruppe mit der SG Post/Süd Regensburg, dem SV Lingen sowie den ominösen SF Bad Emstal/Wolfhagen, während Bebenhausen auf eine Reise in die Hauptstadt hoffen darf: Berlin-Zehlendorf, SF Lieme und SC Oranienburg lauten die möglichen Gegner. In beiden Gruppen ist Großmeister-Alarm angesagt, wie die bisherigen Einzelergebnisse in Thomas Wiedmanns Ergebnisbericht zeigen!

Claus Seyfried (Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit)

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Gruppe 8 Arnstadt

Gastgeber: SG Arnstadt-Stadtilm – www.sg-as.arnstadt.de
Spielort: Hotelpark Stadtbrauerei, Brauhausstr. 1-3, 99310 Arnstadt

  • SG Arnstadt-Stadtilm
  • SG Grün-Weiß Dresden
  • SG Post/Süd Regensburg
  • SV Sangerhausen

Arnstadt und Stadtilm sind nicht nur 14 km voneinander getrennt, sondern auch die Bundesautobahn A71 zieht sich zwischen den beiden Orten hindurch. Trotzdem gibt es seit Jahrzehnten eine Schachgemeinschaft die beide Gemeinden verbindet. Und die ist jetzt Gastgeber im deutschen Pokal. Im Quartett dieser Gruppe sind die Arnstädter Außenseiter. Dresden und Regensburg dürften sich um den Einzug in die Zwischenrunde streiten. Sangerhausen ist irgendwo zwischen den beiden Favoriten und dem Gastgeber anzusiedeln.

Sollten Wettkämpfe live im Internet übertragen werden oder uns noch andere Informationen zum Spielgeschehen erreichen, so werden wir Sie auf unserer Turnierseite darüber informieren.

DSB-Turnierseite

Frank Hoppe

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