April 20, 2024

Vladimir Kramnik Interview: „Ich habe keine Angst zu verlieren“

Vladimir Kramnik. Photo: Maria Emelianova / Chess.com.

Der 14. Schachweltmeister Vladimir Kramnik erzählt David Cox von seiner bemerkenswerten Karriere und von seinen WM-Kämpfen mit Garry KasparovPeter LekoVeselin Topalov und Vishy Anandund warum Kramnik schließlich die Motivation für das Spiel verloren hat.

Nach mehr als zwei Jahrzehnten an der Spitze schockierte Vladimir Kramnik Anfang des Jahres die Schachwelt, als er im Alter von 43 Jahren sein Karriereende bekannt gab. Das einstige Wunderkind aus Mikhail Botvinniks Schachschule konnte im Jahr 2000 die 15-jährige Regentschaft von Garry Kasparov beenden und hielt den Titel des Schachweltmeisters 8 Jahre lang.

Als Sohn eines Künstlers und Musiklehrers war Kramniks Herangehensweise an das Spiel immer anders, als die der meisten anderen Spieler. Er bezeichnet sich selbst als nicht besonders wetteifernd und glaubt, dass ihm das einen psychologischen Vorteil gegenüber vielen seiner größten Rivalen verschaffte, denn er hatte nie Angst zu verlieren.

Kramnik galt zu seiner Glanzzeit als der wohl am schwierigsten zu schlagende Spieler der Welt, doch seine Leistungen sind umso bemerkenswerter, wenn man bedenkt, welchen Widrigkeiten er sich gegenübersah. Dazu gehörten die chronischen Gesundheitsprobleme, aufgrund derer er monatelang nicht mehr essen konnte, und die turbulente Welt der Schachpolitik, die ihn während dem Großteil seiner Regierungszeit als Weltmeister begleitete.

Das folgende Interview wurde telefonisch geführt und der Text wurde an einigen Stellen aus Gründen der Klarheit oder Länge bearbeitet.

Chess.com: Es wird ja viel über die legendären sowjetischen Schachschulen geschrieben. Sie haben in den 1980er Jahren die Botvinnik-Schule besucht. Wie war es?

Vladimir Kramnik: Die meisten Menschen haben ein etwas übertriebenes Bild von den sowjetischen Schachschulen. Diese Vorstellung, dass es diese Konzentrationslager für Kinder waren, die 25 Stunden am Tag am Schach arbeiten. In Wirklichkeit war es aber nur ein zweiwöchiges Trainingslager, das zweimal im Jahr stattfand, und selbst während dieser zwei Wochen war das Training nicht so schrecklich intensiv.

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