April 23, 2024

Leinier Dominguez Perez gewinnt das Sparkassen Chess-Meeting 2019

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Leinier Dominguez Perez (Foto) lautet der Sieger des Sparkassen Chess-Meetings 2019. Der gebürtige Kubaner, der seit Ende letzten Jahres für die USA startet, verteidigte die Führung in der Tabelle durch ein Remis gegen Radoslaw Wojtaszek und beendete das Turnier als einziger Spieler mit 4,5 Punkten. Gleich vier Spieler folgen mit 4,0 Zählern auf den Plätzen zwei bis fünf. Ian Nepomniachtchi gewann zum Abschluss gegen Daniel Fridman und belegte im Schlussspurt noch den zweiten Platz vor Radoslaw Wojtaszek, der auf Rang drei landete. Die zwei restlichen Partien endeten am Schlusstag im Orchesterzentrum Dortmund unentschieden. Kaido Kulaots erkämpfte sich ein Remis gegen Teimour Radjabov genau wie Liviu-Dieter Nisipeanu gegen Richard Rapport.

Ulrich Krause, seines Zeichens der aktuelle Präsident des Deutschen Schachbundes, eröffnete die siebte und letzte Runde des Sparkassen Chess-Meetings 2019 am Brett von Radoslaw Wojtaszek und Leinier Dominguez Perez, bevor er den Beginn der Partien mit Klaus Bischoff kommentierte.

Dominguez Perez wählte mit Schwarz die Grünfeld-Indische Verteidigung und die Spieler folgten bis zum 10. Zug einer Vorgängerpartie. Wojtaszek opferte einen Bauern am Damenflügel und erhielt dafür einen gedeckten Freibauern auf der d-Linie. Dominguez Perez schaffte es aber durch den Tausch mehrerer Figuren die Stellung nachhaltig zu vereinfachen und ein ausgeglichenes Turmendspiel zu erzwingen. Nach der Zeitkontrolle einigten sich die Kontrahenten sofort auf remis. „Mein Gegner war einfach besser vorbereitet heute als ich“, fasste Wojtaszek das Geschehenn zusammen.

Für Dominguez Perez war es nach der US-Vizemeisterschaft im März der zweite große Erfolg in diesem Jahr. Dank seiner guten Leistungen steht er momentan auf Platz 10 der Weltrangliste.

Es gab kein Durchkommen für Wojtaszek gegen Dominguez Perez

Teimour Radjabov musste in der letzten Runde unbedingt gewinnen, um seine letzte Chance auf den Turniersieg zu wahren. Dementsprechend wählte er mit Schwarz gegen Kaido Kulaots eine riskante Variante der Französischen Verteidigung. Der Nachteil dieser Variante ist aber, dass sie sehr weit analysiert ist und wenn beide Spieler sie gut kennen, die Wahrscheinlichkeit steigt in einem ausgeglichenen Endspiel zu landen. So geschah es auch nach einigen Scharmützeln in diesem Fall.

Nach einem Bauernopfer besaß Weiß einen starken Freibauern auf der h-Linie, den er von der Leine ließ. Als Kompensation beanspruchte Schwarz die Stellung des weißen Königs in der Brettmitte. Schwarz schaffte es, den weißen h-Bauern zu gewinnen, musste aber dafür auf der anderen Seite seinen a-Bauern opfern. Nach dem Tausch einiger Figuren hatten beide Seiten nur noch Dame plus ungleichfarbige Läufer plus ein paar Bauern auf dem Brett. Kulaots besaß einen Soldaten mehr und erkannte seine Pflicht, auf Gewinn zu spielen. Allerdings tauschte Radjabov schnell die Damen, wonach die Partie nicht mehr zu gewinnen war.

Radjabov (links) und Kulaots konzentrieren sich vor der Partie

Richard Rapport überraschte in einer Spanischen Partie mit Schwarz seinen Gegner, Liviu-Dieter Nisipeanu, mit einem frühen Zug seines a-Bauern. „Diese Idee trug ich schon länger mit mir rum und es ergab sich heute die Gelegenheit sie auszuprobieren“, verriet der ungarische Großmeister im Anschluss. Nisipeanu forcierte kurz darauf mit dem Tausch der Damen und zweier Leichtfiguren die Ereignisse.

Im Endspiel versuchte er sein Läuferpaar gegen das Läufer-/Springerpaar des Schwarzen zur Geltung zu bringen, doch die Stellung trug geschlossenen Charakter, so dass Schwarz nie Probleme hatte. Nach der Öffnung des Zentrums hatten die Spieler keine Wahl und tauschten weitere Figuren, bis ein Turmendspiel entstand, das sie kurz vor der Zeitkontrolle remis gaben.

Rapport notiert den Zug, den Nisipeanu ausführt

Ian Nepomniachtchi drehte zum Abschluss des Turniers auf. Nach seinem schnellen Sieg gegen Liviu-Dieter Nisipeanu in der sechsten Runde ließ die russische Nr. 1 einen weiteren Sieg gegen den zweiten deutschen Spieler im Feld, Daniel Fridman, folgen. In einer Variante der Grünfeld-Indischen Verteidigung zeigte sich „Nepo“ wie so häufig sehr gut präpariert. „Ich war ungefähr bis zum 20. Zug vorbereitet. Danach hätte ich vielleicht die Damen nicht tauschen sollen, aber das Endspiel war in Ordnung für mich“, äußerte er sich in der Analyse.

Das Endspiel entpuppte sich für Fridman als schwierige Aufgabe. Zwar zeigten die Maschinen ständig Ausgleich an, doch der deutsche Nationalspieler verbrauchte viel Zeit – während Nepomniachtchi im Eiltempo agierte – und manövrierte sich immer mehr in Schwierigkeiten. Es kämpften auf beiden Seiten Läufer, Turm und vier Bauern, doch Fridman stand mit seinen weißen Figure plötzlich unglaublich passiv. Nepomniachtchi drang mit seinen Figuren in die weiße Stellung ein und zwang seinen Gegner nach 59 Zügen zur Aufgabe.

Nepomniachtchi (links) und Fridman notieren ihre Züge

Turnierseite

Endtabelle nach 7 Runden

Rg. Name Elo Land 1 2 3 4 5 6 7 8 Pkt.  Wtg1  Wtg2  Wtg3
1 GM Dominguez Perez Leinier 2760 USA * 1 ½ ½ ½ 1 ½ ½ 4,5 4,5 3 2
2 GM Nepomniachtchi Ian 2775 RUS 0 * ½ 0 ½ 1 1 1 4,0 4,0 4 3
3 GM Wojtaszek Radoslaw 2737 POL ½ ½ * ½ ½ ½ ½ 1 4,0 4,0 4 1
4 GM Rapport Richard 2735 HUN ½ 1 ½ * ½ ½ ½ ½ 4,0 4,0 3 1
5 GM Radjabov Teimour 2759 AZE ½ ½ ½ ½ * 1 ½ ½ 4,0 4,0 3 1
6 GM Nisipeanu Liviu-Dieter 2672 GER 0 0 ½ ½ 0 * ½ 1 2,5 2,5 4 1
7 GM Kulaots Kaido 2560 EST ½ 0 ½ ½ ½ ½ * 0 2,5 2,5 4 0
8 GM Fridman Daniel 2638 GER ½ 0 0 ½ ½ 0 1 * 2,5 2,5 3 1